Spurensuche

Was haben Ostern, Glocken und der Buddah gemeinsam?

12.04.2020, 05:51 Uhr
· Online seit 09.04.2020, 17:18 Uhr
Ostern ist eine christliches Fest, bei dem an den Tod und die Auferstehung von Jesu erinnert wird. Doch auch andere religiöse Feste fallen in diese Zeit. Und was haben eigentlich Ostereier mit all dem zu tun?
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Ostern ist der höchste Feiertag im Christentum. Die verschiedenen christlichen Gemeinschaften feiern Ostern jedoch unterschiedlich, wie die wissenschaftliche Assistentin Anna Beutter vom Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern erklärt.

Andere Konfession, andere Schwerpunkte

Während die Protestanten ihren Schwerpunkt auf Karfreitag legen, ist für die Katholiken der Ostersonntag zentral. Gepriesen wird bei den Protestanten der Tod Jesus, da er sich wissentlich für die Menschen opfert. Die Katholiken feiern hingegen die Auferstehung Jesu und somit den Sieg Gottes über den Tod. Bei den Orthodoxen verschiebt sich Ostern um 13 Tage, da sie sich nach dem julianischen Kalender richten.

Nicht nur im Christentum werde in dieser Zeit der Glaube besonders praktiziert, sondern auch beispielsweise im Judentum oder im Islam, erklärt Beutter.

  • Beim Passahfest gedenken die Juden der Befreiung der Kinder Israels von der Sklaverei in Ägypten. Weil beim Auszug aus Ägypten keine Zeit blieb, das Brot zu säuern, wird zur Feier nur ungesäuertes gegessen. Das Fest dauert rund acht Tage und hat auch eine landwirtschaftliche Bedeutung, da es den Beginn der Erntezeit anzeigt.
  • In diesem Jahr fällt der Ramadan, der Fastenmonat des Islams, auf den 24. April bis 23. Mai. Während des Ramadans wird streng gefastet und von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Enthaltsamkeit geübt.
  • Zeitlich nahe mit Ostern fällt dieses Jahr die Feier des Buddhistischen Neujahrs, das Visakha Puja. Aber auch thematisch finden sich Parallelen. Denn am 13. April gedenken die Theravada-Buddhisten der Geburt, der Erleuchtung und dem Tod Buddhas.
  • Bei den Sikhs wird am 14. April das Fest der ersten Ernte, Vaisakhi, gefeiert. Dieses markiert gleichzeitig den «Geburtstag der Khalsa-Gemeinschaft». Zu diesem Tag tragen die Leute neue Kleider und beschenken sich gegenseitig.

Die Religionswissenschaftlerin führt aus, dass auch andere Kulturen und religiöse Traditionen um diese Zeit feiern. Es seien Feste des Frühlings, die das Erwachen der Natur feiern, oder auch Sühnefeste, um sich von Altlasten aus dem vergangenen Jahr zu reinigen.

Das Ei hat die Macht

Während Ostern nur im Christentum gefeiert wird, kommen jedoch typische ostermotive wie das Lamm auch in anderen Religionen vor. Im Judentum des alten Testaments war das Lamm ein gängiges Opfertier, wie auch in bestimmten Hinduistischen oder in westafrikanischen Religionen.

Das Ei wird als Fruchtbarkeitssymbol oder ein Symbol der Schöpfung und der Wiedergeburt angesehen. Insbesondere das Eigelb wird in gewissen Religionen als machtvolle Substanz erachtet, weiss Beutter zu berichten. Auch Hasen gelten als Fruchtbarkeitssymbol und sind zu einem Motiv von Ostern geworden.

Wie kommen die Eier in den Garten?

In jedem christlichen Land wird Ostern anders gefeiert. So verstecken in Frankreich nicht die Osterhasen die Eier, sondern Glocken. Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom und kommen am Ostersonntag gefüllt mit Eiern zurück, die dann aus den Glocken in den Garten fallen.

Die Motive, die sich rund um diese Feste entwickelt haben und zelebriert werden, hängen stark von den jeweiligen Kulturen und Ländern ab. Global gesehen, erklärt Beutter, wirkt sich der Zeitpunkt eines Festes auf die religiösen Motive aus. Da Ostern in Europa auf den Frühling fällt und somit auch das Wiedererwachen der Natur gefeiert wird, sind Fruchtbarkeitssymbole und Symbole der Schöpfung bei diesen Festen stark vertreten.

Ostern ist heuer anders

Heuer wird es keine Osterprozessionen oder öffentlichen Gottesdienste geben können. Umso mehr schmerzt der Verlust der nicht durchführbaren Feste dort, wo gerade das gemeinschaftliche Vollziehen einen hohen Stellenwert in den religiösen Traditionen hat. Daher glaubt die Religionswissenschaftlerin, dass sich die Coronakrise möglicherweise auch auf die Osterfeste und andere religiösen Feste um die Frühlingszeit, wie sie heute gefeiert werden, auswirken wird.

veröffentlicht: 9. April 2020 17:18
aktualisiert: 12. April 2020 05:51
Quelle: PilatusToday

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