Kriminalität

Weniger Straftaten aber mehr schwere Gewalt im Pandemiejahr 2020

· Online seit 22.03.2021, 10:38 Uhr
Weniger Straftaten insgesamt und vor allem weniger Einbrüche, dafür mehr schwere und häusliche Gewalt: Die Corona-Pandemie hat auch die Kriminalitätsstatistik des vergangenen Jahres geprägt.
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Eine positive Auswirkung hatte die ausserordentliche Lage, die der Bundesrat im vergangenen Jahr vom 16. März bis am 19. Juni 2020 ausgerufen hatte: So wurden während dieser Zeit 21 Prozent weniger Straftaten registriert als im Durchschnitt der letzten drei Jahre, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag in seiner Kriminalitätsstatistik mitteilte.

Gleichzeitig kam es zu 14 Prozent weniger Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz und zu 37 Prozent weniger Verletzungen des das Ausländer- und Integrationsgesetz. Nach Angaben der Konferenz der Kantonalen Polizeidirektoren (KKPKS) gingen unter anderen wegen der Homeoffice-Pflicht die Einbruchdiebstähle im privaten Bereich während dieser Zeit sogar um 62 Prozent zurück.

Auch im Gesamtjahr sanken die Straftaten im Vergleich zum Vorjahr zum achten Mal in Folge und zwar um 2,4 Prozent auf 421'678. Bei den Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz betrug der Rückgang 9,4 Prozent und Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz 11,5 Prozent.

Mehr schwere Gewalttaten

Jedoch wurden im vergangenen Jahr mehr Gewaltdelikte verübt (+3 Prozent). Einen deutlichen Anstieg von fast 9 Prozent gab es bei den schweren Gewaltstraftaten. Dieser sei besonders auf die Zunahme der versuchten Tötungsdelikte (+22,2 Prozent), der Vergewaltigungen (+5 Prozent) und der schweren Körperverletzungen (+5 Prozent) zurückzuführen, hiess es.

Gemäss der KKPKS nahmen die Straftaten während der ausserordentlichen Lage im Bereich der häuslichen Gewalt um 5 Prozent zu. Die Konferenz vermeldete auch «einen neuen Höchstwert» bei Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte und eine Zunahme von 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Zahl der «vollendenten Tötungsdelikte» hingegen blieb gemäss BFS praktisch gleich bei 46 (1019: 47), 28 davon wurden im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt verübt (2019: 29). Bei 11 der Opfer handelte sich um Frauen, die von ihrem aktuellen oder ehemaligen Partner , bei 9 um Kinder, die von einem Elternteil getötet wurden.

Bei den Einbruch- und Einschleichdiebstählen kam es im Pandemie-Jahr zu einem Rückgang von fast 10 Prozent. Die Zahl der Taschendiebstähle sank sogar um 28,7 Prozent. Trotzdem wurden damit immer noch 90 Einbrüche pro Tag registriert. Zugenommen haben die Diebstähle aus Fahrzeugen (+15,4 Prozent) und von E-Bikes (+37,5 Prozent).

24'398 digitale Straftaten

Zum ersten Mal erfasste das BFS in seiner Statistik die digitalen Straftaten im Internet und in den Telekommunikationsnetzen. Die grosse Mehrheit der 24'398 Fälle betraf den Bereich Cyber-Wirtschaftskriminalität (84,2 Prozent). Dazu gehört auch der Cyberbetrug, der den grössten Teil dieser Straftaten ausmacht (16'395).

In 10,7 Prozent der digitalen Vergehen ging es sich um Cyber-Sexualdelikte, bei 5,1 Prozent um Cyber-Rufschädigung und unlauteres Verhalten. Vorwiegend digital verübt werden Delikte wie Datenbeschädigung (82,7 Prozent), Pornografie (81,3 Prozent), Geldwäscherei (79,3 Prozent) und Betrug (70,4 Prozent).

veröffentlicht: 22. März 2021 10:38
aktualisiert: 22. März 2021 10:38
Quelle: sda

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