Wenn Ärzte sich widersprechen, sind Patienten die Leidtragenden
Wer sich medizinisch behandeln lässt, erhält vielfach unterschiedliche Informationen. Nach einem Kreuzbrandriss empfiehlt ein Arzt einen operativen Eingriff, während eine Ärztin eine Physiotherapie vorzieht. Eine am Mittwoch publizierte Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigt nun: Widersprechende Einschätzungen von medizinischem Fachpersonal kommen häufig vor.
Rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten waren in den letzten Jahren mit widersprüchlichen Diagnosen und Empfehlungen konfrontiert. Besonders häufig sei das bei chronischen Erkrankungen im Herz-Kreislauf-Bereich der Fall gewesen, schreibt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Patienten wissen sich meist selbst zu helfen
Nach Einschätzung der Patienten kommen solche Situationen vor allem dann vor, wenn Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Disziplinen involviert sind. Im Vordergrund stehen dabei die Medikation, Diagnose und die Wahl einer Therapie.
Als Reaktion holen Patientinnen und Patienten in der Regel weitere Informationen ein und wenden sich an eine Gesundheitsfachperson, der sie besonders vertrauen. Dadurch könnten die Widersprüche in neun von zehn Fällen aufgelöst werden. «Dennoch führt die Situation bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu Verunsicherung und einer emotionalen Belastung», wird ZHAW-Studienleiter Florian Liberatore in der Mitteilung zitiert.
Um die Häufigkeit widersprüchlicher Einschätzungen zu reduzieren und den Umgang damit zu verbessern, braucht es gemäss Studie vor allem die Sensibilisierung aller Beteiligten. Empfohlen wird auch der Aufbau geeigneter Prozess- und Verantwortungsstrukturen in der Behandlungskette. (rwa)