Ein Meteorologe erklärt

Wie kann es sein, dass wir nass werden und es im Süden so heiss ist?

04.08.2021, 16:23 Uhr
· Online seit 04.08.2021, 06:11 Uhr
Im Süden von Europa klettern die Temperaturen immer wieder über 40 Grad. Wir haben beim Meteorologen nachgefragt, wieso die hohen Temperaturen es nicht bis zu uns schaffen.

Quelle: Tele 1

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Südeuropa schwitzt: In Griechenland treibt eine historische Hitzewelle die Temperaturen in die Höhe. Seit über einer Woche klettern die Temperaturen für mehrere Stunden täglich auf über 40 Grad. In Italien sieht es ähnlich aus: In vielen Orten werden ebenfalls bis zu 40 Grad gemessen. Das Land kämpft mit heftigen Waldbränden, genau so wie die Türkei.

Währenddessen blicken wir in der Schweiz ins Nasse. Wie Meteonews schreibt, war dieser Juli so nass wie noch nie seit Messbeginn. Dass es trotzdem der viertwärmste Juli ist, hört sich wie ein schlechter Witz an. Wie kann es denn sein, dass der Süden Europas solch hohe Temperaturen hat und wir hier immer nur nass werden?

Wetter ist nicht aussergewöhnlich

«Das hängt von der Grosswetterlage ab», erklärt Stefan Scherrer, Meteorologe bei MeteoNews. Also vom Wetter über einem grossen Raum, wie etwa Europa. «In Südeuropa haben wir das stabile Hoch, die Schweiz befindet sich an der südöstlichen Flanke davon. Und diese Wetterlage ist stabil, also über längere Zeit so geblieben. Darum haben wir viel Sonne in Südosteuropa und bei uns waren es sehr nasse Monate.»

Für Griechenland beispielsweise ist so eine Grosswetterlage nichts Aussergewöhnliches. «Temperaturen von 40 Grad sind nicht speziell», sagt Scherrer. Bei dieser Hitzewelle kommt aber noch mehr dazu: «Die Luft ist durch den Klimawandel etwas wärmer als in früheren Zeiten. Dazu kommt sehr heisse Luft aus Nordafrika. Das aktuelle Wetter ist also ein Zusammenspiel von allem.»

Sind die Alpen schuld?

Aber wieso fliesst die warme Luft nicht bis zu uns? Eine gängige Erklärung dafür ist, dass die Alpen die warme Luft blockieren. Stimmt das? «Jein», sagt der Experte. «Zwischendurch stimmt das schon. Etwa im Winter, wenn da eine Kaltfront kommt, sind die Alpen schon eine Barriere, dass das Ganze nicht weiter in den Süden kommt.»

Das kann man auch in den USA beobachten: Dort kommen die Kaltwetterfronten ohne das Gebirge viel weiter in den Süden. «Gleichzeitig kommen richtig heisse Warmluftausbrüche auch nicht so hoch in den Norden, weil die Alpen das abgrenzen», sagt Scherrer und bilanziert: «Es kann also schon eine Barriere sein. Aber jetzt in diesem Jahr sieht es nicht so aus, als wären die Alpen verantwortlich dafür, dass die Luft nicht in den Norden kommt. Es hängt wirklich von der grossräumigen Wetterlage ab.»

Und die Wetterlage ist momentan eben sehr stabil. In anderen Jahren ist das Wetter eher wechselhaft. Hat das etwas mit dem Klimawandel zu tun? Scherrer erklärt: «Wenn das Klima wärmer wird, kann die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Und das führt dazu, dass es mehr Extremereignisse wie heftige Gewitter geben kann.» Indirekt hängt es also mit dem Klimawandel zusammen.

veröffentlicht: 4. August 2021 06:11
aktualisiert: 4. August 2021 16:23
Quelle: PilatusToday

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