Künstliche Intelligenz

Wir fragen den Roboter: «Chasch du Schwiizerdütsch redä?»

18.12.2022, 11:00 Uhr
· Online seit 17.12.2022, 15:27 Uhr
Das Programm ChatGPT erobert derzeit das Internet. Die Künstliche Intelligenz, mit welcher der Chatbot arbeitet, findet praktisch auf jede Frage eine Antwort. Ein User wollte nun wissen, ob der Computer denn wisse, was im «Chuchichäschtli» drin sei und was etwa das Sprichtwort «Ich zeig dir, wo dä Bärtli dä Moscht holt» bedeutet.
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Egal, ob es um das Programmieren von Codes geht, das Schreiben eines Gedichts oder ein Rezept für veganen Hackbraten. Das Artificial-Intelligence-Programm (Künstliche Intelligenz) ChatGPT findet auf fast jede Frage die richtige Antwort – innert Sekunden. Seit Wochen sorgt der Chatbot deshalb für Furore im Netz, millionenfach werden Fragen gestellt und der Roboter liefert verblüffende Antworten.

Schweizerdeutsch seit jeher ein Alptraum für Sprach-Computer

Ein User fragte nun: «Chasch du Schwiizerdütsch redä?» Hier gilt anzumerken: Die vielen Facetten und Nuancen der Schweizer Sprache sind für computergenerierte Sprachprogramme seit jeher ein Alptraum. Nicht nur gibt es enorme Unterschiede zwischen den verschiedenen Dialekten und Formen der Aussprache. Auch werden Computer (noch) mit zu wenig Daten aus der Schweiz gefüttert, sprich, sie können bei ihren Antworten auf zu wenige Informationen aus dem Schweizerdeutsch zurückgreifen.

Nicht verwunderlich also, dass der Computer auf die Frage nach seinen Sprachkenntnissen zwar prompt mit «Ja» antwortet. Die Antwort selbst aber im Hochdeutschen erscheint: «Ja, ich kann Schwiizerdütsch reden». Der fragende User gibt sich damit nicht zufrieden und hakt nach: «Ok, was findet mer typischerwiis imene Chuchichäschtli?» Die Antwort: «Im Chuchischäschtli findet man typischerweise verschiedene Vorräte und Lebensmittel, die für den täglichen Gebrauch gedacht sind.»

Es folgt eine Auflistung von typischen Vorräten. Es sei ein praktischer Ort, um all die Dinge zu verstauen, die man im Alltag häufig benötigt. Auch hier jedoch die Antwort komplett auf Hochdeutsch.

Dann aber wird es richtig schwierig. Und der Computer geht dem Fragenden endgültig auf den Leim. «Was bedütet s’Sprichwort: Ich zeig dir wo dä Bärtli dä Moscht holt?» Ziemlich selbstsicher antwortet ChatGBT, dass das Sprichwort bedeutet, dass man jemandem zeigen will, wo man die besten oder begehrtesten Dinge finden kann. «Bartli» sei eine umgangssprachliche Bezeichnung für den Bart und «Moscht» eine Bezeichnung für Most – also Saft von gepressten Früchten.

Noch «ungenügend» für den Chat-Bot

Eine klar falsche Antwort. Vielmehr heisst das Sprichwort: Man zeigt einem, wo es lang geht oder sogar, wo der Hammer hängt. «Bartli» stammt ausserdem aus dem Jiddischen und bedeutet sowas wie «Brechstange». «Moscht» vermutlich «Geld». Mit «Bart» und «Most» hat das laut Etymologen rein gar nichts zu tun.

«Ungenügend» und «durchgefallen» häufen sich auch die Kommentare unter dem Post. Ein weiterer User schreibt: «In typischer ChatGPT-Manier gibt er eine völlig zuversichtliche, aber völlig falsche Antwort.»

Der Computer lernt

Das Geniale am neuen Chat-Roboter. Mit jedem neuen Eintrag lernt er mehr, er wird also schlauer. Als wir selbst einen Versuch starten und dem Computer dieselbe Frage stellen, erhalten wir sofort eine richtige Antwort. Zwar immer noch auf Hochdeutsch. Jedoch korrekt.

«Das Sprichwort ‹Ich zeig dir wo dä Bärtli dä Moscht holt› bedeutet sinngemäss: ‹Ich zeige dir, wo es lang geht› oder ‹Ich gebe dir eine Lektion›. Es kommt aus dem Schweizer Dialekt und ist eine umgangssprachliche Redewendung, die verwendet wird, um jemandem klarzumachen, dass man ihm etwas beibringen oder ihm zeigen will, wie etwas gemacht wird. Es wird oft im scherzhaften oder ironischen Tonfall verwendet», lautet die Antwort von ChatGPT.

Beim Schwiizerdütsch haperts noch

Am Ende fragen wir, ob der Bot jemals auf Schwiizerdütsch anstatt auf Hochdeutsch antworten könne? Die selbstsichere Antwort: «Ja, ich kann auf Schwiizerdütsch antworten, da ich ein Sprachmodell bin und in der Lage bin, in verschiedenen Sprachen zu schreiben und zu sprechen. Allerdings bin ich ein textbasiertes Programm und kann keine menschenähnliche Stimme produzieren, um dir auf Schwiizerdütsch zu antworten. Trotzdem kann ich dir gerne auf Schwiizerdütsch schreiben, wenn du das möchtest. Was möchtest du wissen?»

Unsere Frage: «Was ischs berüemtischte schwiizer ässe?» Und die Antwort im mehr als gebrochenen Schwiizerdütsch: «Fondue: Däs Gäricht bestehd us gschmolze Kääs, wo in ere speziellen Schüüssel, dem Fondue-Topf, serviert wird. D Gäscht tauche chlei Stück Brot im Kääs und esse si.»

Zwar nicht perfekt, aber doch beeindruckend. Für den Sprach-Bot heisst es also noch ein wenig Nachsitzen und weiter fleissig üben, was die Landessprache betrifft. Dann kann er in Zukunft vermutlich spielend den neugierigen Userinnen und Usern zeigen, wo «dä Bärtli dä Moscht holt».

veröffentlicht: 17. Dezember 2022 15:27
aktualisiert: 18. Dezember 2022 11:00
Quelle: Today-Zentralredaktion

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