Halb Vegi, halb Fleisch

«Wir meinen es ernst» – das Hybridfleisch löst Diskussionen aus

03.06.2021, 14:49 Uhr
· Online seit 03.06.2021, 05:39 Uhr
Halb Vegi, halb Fleisch: Die Schweizer Detailhändlerin Migros bietet in ihrem Sortiment neu Hybridfleisch an: Burger und Würste, die einen geringeren Fleischanteil haben und mit Gemüse angereichert werden. Der Schweizer Fleisch-Fachverband zeigt sich unbeeindruckt – die Vegane Gesellschaft Schweiz ist skeptisch.
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Es ist weder ein Aprilscherz, noch eine Foto-Montage: Die Migros hat ein neues sogenanntes Hybridfleisch im Angebot. Weder Burger, noch Broccoli. Weder Vegi, noch Fleisch. «Dieses Produkt richtet sich an Personen, die weniger Tiere und mehr Pflanzen essen möchten», sagt Cristina Maurer, Mediensprecherin der Migros.

«Es stirbt trotzdem ein Tier dafür»

In den neuen «The Mix»-Produkten hat es rund 40 Prozent weniger Fleisch. Für Laura Lombardini sind es immer noch 60 Prozent zu viel Tier. Die Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz findet das zwar einen interessanten Ansatz, das Problem löse es aber nicht: «Es stirbt trotzdem ein Tier dafür. Ausserdem fragen wir uns: Warum lässt man das Fleisch nicht einfach weg?» Es gebe mittlerweile gute fleischlose Varianten für Burger, Wurst und Co. «Wir würden es begrüssen, wenn stattdessen pflanzliche Alternativen auf den Tisch kommen.»

Unbeeindruckt: «Das ist nichts Neues»

Dass Ersatzprodukte immer häufiger auf den Tellern der Schweizerinnen und Schweizer landen, zeigt auch eine Marktanalyse des Bundesamtes für Landwirtschaft: Jeder fünfte verkaufte Burger ist mittlerweile pflanzlich. Eine Entwicklung, die auch von der Fleischindustrie genaustens beobachtet wird. Das neue Hybridfleisch jedoch bringt den Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbandes Ruedi Hadorn keineswegs aus der Ruhe. «Das ist an sich nichts Neues. Es gibt auch traditionelle Fleischprodukte, die fleischfremde Zutaten enthalten», so Hadorn. Man denke an Spiessli mit Gemüse. Oder Glarner Kalberwurst mit Weissbrot. Fleisch und Nicht-Fleisch: keine neue Kombination.

Trotzdem: «Die Bedürfnisse der Gesellschaft ändern sich, und da muss man offen sein», so Hadorn. Und: «Das ist auch für uns einen Ansporn, unsere Arbeit noch besser zu machen. Man muss den Konsumenten das bieten, was sie möchten.» Was er immer wiederholt: Die Konsumentin, der Konsument sei mündig: Jeder solle selber entscheiden, was er oder sie kaufen möchte. Zentral für Hadorn ist jedoch eine klare Kennzeichnung, auch im Verkaufsregal.

Die Migros meint es ernst

«Das ist kein PR-Gag, wir meinen das ernst» sagt Cristina Maurer, Mediensprecherin der Migros. Der Mix-Burger habe – im Vergleich zum halben Steak mit Rüebli-Beilage – den Vorteil, alles in einem zu haben. Ohne Aufwand konsumiere man weniger Fleisch und mehr Pflanzen.

In kleinen Schritten könne man so den Fleischkonsum senken, so die Migros.  «Das ist immerhin ein Anfang», heisst es von der Veganen Gesellschaft Schweiz, auch wenn dieser etwas «halbherzig» sei.

Und Hadorn vom Fleischverband? Er lässt sich nicht beeindrucken und möchte das neue Produkt nicht positiv oder negativ werten. Tofu und Soja hin oder her: Noch immer sind Fleischersatz-Produkte ein Nischengeschäft. Wegen ein paar Champignons in einer neuen Migros-Wurst scheint der Direktor sicher nicht ins Schwitzen zu kommen.

veröffentlicht: 3. Juni 2021 05:39
aktualisiert: 3. Juni 2021 14:49
Quelle: FM1Today

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