Presseschau

Zeitungen sehen im Ja zum Covid-Gesetz einen Sieg der Vernunft

· Online seit 29.11.2021, 05:56 Uhr
Die Annahme des Covid-Gesetzes zeige, dass eine klare Mehrheit des Schweizer Stimmvolkes hinter wissenschaftlichen Fakten und dem Bundesrat stehe, so der Tenor in der Schweizer Presse. Es sei aber auch ein Auftrag an die Landesregierung und an das Parlament zu handeln, bevor es noch schlimmer kommt.
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Für den «Tages-Anzeiger» ist das Resultat ein Triumph der Vernunft. Damit sei nach dem ersten Urnengang zum Covid-Gesetz am 13. Juni zum zweiten Mal belegt, dass «die Massnahmengegner, die in den letzten Monaten so laut trychelten und demonstrierten, deutlich in der Minderheit sind.» An sie gehe die Verpflichtung, das eindeutige Resultat der Abstimmung zu akzeptieren und mitzutragen. Das klare Ja sei auch ein Auftrag an Bundesrat und Parlament, eine wissenschaftlich fundierte Pandemieabwehr voranzutreiben.

Für den «Blick» soll der Bundesrat die Mehrheit bei künftigen Entscheiden stärker im Auge haben und entschlossener handeln. Es sei genug herumgeeiert worden. Das Volk belohne die Corona-Strategie der Schweiz mit einem deutlichen Ja. Die pragmatische Schweizer Corona-Politik werde von den Bürgerinnen und Bürgern ganz offenbar unterstützt.

Derselben Meinung ist das Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Innerhalb von nur einem halben Jahr habe die Stimmbevölkerung nun zweimal die Pandemie-Politik des Bundesrates unterstützt. Die grosse Bewährungsprobe für den Bundesrat dürfte jedoch erst kommen, so SRF.

Bundesrat befindet sich weiterhin auf einer Gratwanderung

Für den «Bund» befindet sich der Bundesrat auch nach der gewonnenen Abstimmung auf einer Gratwanderung. Die explodierenden Fallzahlen und die neue Virusvariante würden rasch neue Einschränkungen nötig machen. Die Rücksicht auf die freiheitliche Kultur werde aber bremsend wirken, allzu radikale Massnahmen zu verhängen.

Für «Watson» sind die Würfel gefallen, es gebe keinen Grund mehr, in der Pandemie-Bekämpfung auf die unsolidarische Minderheit der Ungeimpften Rücksicht zu nehmen. Das Newsportal fordert unter anderem rasche Impfobligatorien für die Berufsgruppen, wo sie rechtlich möglich sind und eine 2-G-Regelung für den Zugang zum öffentlichen Verkehr und allen nicht essenziellen Orten, Dienstleistungen und Menschenansammlungen.

Die «Wochenzeitung WOZ« will die Rückkehr zu wissenschaftsbasierter Politik. Zudem sollen Gratistests wieder eingeführt werden, damit die Pandemientwicklung nachverfolgbar bleibe. Auch brauche es eine Impf- und Boosterkampagne, die diesen Namen verdiene sowie eine klare Kommunikation.

Zertifikat als Fluch und Segen

Laut «Berner Zeitung» nützt das deutliche Ja allen. Das vom Volk angenommene Covid-Gesetz erleichtere den Kampf gegen die Pandemie. Aber Weitertorkeln wie in den letzten Monaten gehe nicht. Für diese Zeitung erlaubt das Zertifikat eine gewisse Normalität. Dieses immer wieder vorzuzeigen, sei lästig, unzumutbar auf lange Sicht, aber es sei ein taugliches Instrument, um ein bisschen Normalität herzustellen.

Ins gleiche Horn stösst die «Luzerner Zeitung»: Das Covid-Zertifikat sei zwar unschön in einer freiheitlichen Gesellschaft, sobald es nicht mehr nötig sei, müsse es abgeschafft werden. Aber es sei allemal besser, als ganze Wirtschaftszweige herunterzufahren.

Gehässiger Ton als Armutszeugnis für Demokratie

Den gehässigen Ton der Abstimmungskampagne prangern mehrere Kommentatoren an. So zum Beispiel die «Basler Zeitung». Für sie war der Abstimmungskampf ein Armutszeugnis für die direkte Demokratie im Land. Er sei in gehässigem Ton geführt worden. Wenn bei Teilen der lauten Minderheit der Anstand auf der Strecke bleibe, sei die Politik doppelt gefordert. Sie müsse das Land wissenschaftlich fundiert aus der Krise führen und ein Zeichen setzen.

Für die «Neue Zürcher Zeitung» stehen nun die Massnahmen-Skeptiker in der Pflicht, sie sollen zeigen, dass sie wirklich keine Spaltung wollen, denn eine klare Mehrheit stehe hinter der Corona-Politik. Doch auch die Sieger des Tages stünden in der Pflicht.

(SDA/trm)

veröffentlicht: 29. November 2021 05:56
aktualisiert: 29. November 2021 05:56
Quelle: PilatusToday

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