wiedereinsteigen.ch

Nach der Familienpause zurück in den Pflegeberuf

02.09.2022, 15:59 Uhr
· Online seit 18.04.2021, 23:45 Uhr
Die Zentralschweizer Gesundheitsbetriebe bilden so viele Lernende und Studierende aus wie noch nie. Gleichzeitig wächst aber auch der Fachkräftebedarf. Besonders gefragt sind diplomierte Pflegefachfrauen, die dem Gesundheitswesen seit ihrer Mutterschaft fernbleiben.

Auf der Plattform «wiedereinsteigen.ch» geben erfolgreiche Wiedereinsteigerinnen Auskunft, wie ihnen die Rückkehr in den Beruf gelungen ist. Die Kampagne steht unter der Trägerschaft der Gesundheitsbetriebe, der Zentralschweizer Kantone und weiteren Partnern. Radio Pilatus beleuchtet eine Woche lang die Kampagne und den Weg zum erfolgreichen Wiedereinstieg. Von Montag bis Freitag immer um 13.15 Uhr auf Radio Pilatus. Alle Beiträge und Infos findest du auch hier, auf PilatusToday.

Gemeinsames Engagement

In der Pflege sind viele Wiedereinsteigerinnen gesucht. Deshalb wurde die Kampagne «wiedereinsteigen.ch» lanciert. Weil die Bevölkerung immer älter wird, braucht es bis 2030 rund 30'000 zusätzliche diplomierte Pflegefachpersonen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eben nicht nur Schulabgänger oder Quereinsteiger, sondern eben auch Wiedereinsteigerinnen, welche aufgrund von Familienbetreuung aktuell nicht mehr im Beruf tätig sind. Unterstützt wird die Kampagne von allen sechs Zentralschweizer Kantonen, aber vor allem auch von den Arbeitgeberverbänden, XUND als Berufsbildungsverband und dem Verband der Pflegefachpersonen.

Plattform zur Unterstützung

Bereits seit zwei Jahren gibt es die Plattform zur Kampagne «wiedereinsteigen.ch». Die Plattform soll potentiellen Wiedereinsteigerinnen eine Motivation bieten und zum Wiedereinstieg ermutigen. Gleichzeitig sollen Arbeitgeber darauf sensibilisiert werden, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Gemäss Tobias Lengen, Projektverantwortlicher, ist dies letztlich eine Win-Win-Situation. «Die Wiedereinsteigerinnen können wieder im Beruf aktiv sein, die Arbeitgeber erhalten eine wertvolle Arbeitskraft und nicht zuletzt wir alle als Gesellschaft, kriegen eine Versorgungssicherheit.»

Auf der Plattform findet man auch ein Porträt von vier erfolgreichen Wiedereinsteigerinnen. Dies zeige einerseits den Erfolg des Projekts, andererseits dürfte es aber auch eine Motivation für andere Pflegefachkräfte sein, so Lengen. Dabei sind die vier porträtierten Frauen alle in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und haben den Wiedereinstieg auf ganz unterschiedliche Art gemacht. Aber nicht nur motivierende Porträts gibt es auf der Plattform. Auch ganz konkrete Hilfe, wie etwa eine Checkliste oder eine Standortbestimmung.

Wiedereinsteigerin Claudia Rindlisbacher

Wie fühlt es sich an, wieder einzusteigen? Was braucht es für den erfolgreichen Weg zurück? Claudia Rindlisbacher aus Emmenbrücke hat es selbst erlebt und geschafft. Rund ein Jahr ist es her, seit sie zurückgekehrt ist in den Pflegeberuf.

«Ich bin wirklich glücklich, dass ich wieder eingestiegen bin», schwärmt Claudia Rindlisbacher im Interview. Sie habe immer gewusst, dass sie wieder einmal zurück will. Nach einem Abstecher in einen Bürojob, konnte sie den Schritt zurück gemacht. Auch, weil ihre Kinder langsam alt genug gewesen seien. Nun arbeitet sie bei der Spitex in Kriens. Der Job sei nicht nur für sie eine Bereicherung, sondern biete auch ideale Flexibilität, um Beruf und Familie zu vereinbaren.

Angst müsse man vor dem Wiedereinstieg zudem nicht haben. Die Arbeit selbst habe sich nicht gross verändert. Der wohl grösste Unterschied sei, dass man früher Stift und Papier dabei hatte und jetzt sei alles digital. Ausserdem habe immer jemand ein offenes Ohr und helfe einem weiter.

Der Weg zum Wiedereinstieg

«Seien sie mutig, aktivieren sie ihre alten Kontakte und noch besser, gehen sie direkt ins Alters- und Pflegezentrum oder in die Spitex-Organisation an ihrem Wohnort oder der Nachbarsgemeinde», animiert Tobias Lengen potentielle Wiedereinsteigerinnen im Interview. Das sei der erste Schritt für den Weg, zurück ins Berufsleben als Pflegefachkraft. Wem dafür vielleicht der Mut oder die Zeit gerade fehlt, der findet Unterstützung auf «wiedereinsteigen.ch». Beispielsweise gibt es auch finanzielle Unterstützung für Wiedereinsteigerinnen durch Bund und Kanton. Dies, wenn für den Weg zurück noch ein Refresher-Kurs oder einen Weiterbildungskurs beinhalten.

Esther Christen, Bereichsleitung Pflege Spitex Nidwalden

«Liebe Wiedereinsteigerinnen, meldet euch bitte einfach bei irgendeinem Betrieb und zwar jetzt! Euch braucht es jetzt ganz, ganz dringend!», so der Appell von Esther Christen, Bereichsleitung Pflege der Spitex Nidwalden. Neben den Verbänden und Kantonen, bieten Organisationen, wie zum Beispiel die Spitex Nidwalden auch selbst spezielle Kurse für Wiedereinsteigerinnen an.

Wichtig ist für Ester Christen, dass potentielle Wiedereinsteigerinnen keine Angst haben. «Man soll sich nicht überlegen, was kann ich nicht, sondern was kann ich.» Es gebe für jede Wiedereinsteigerin die richtige Stelle und den richtigen Weg. Man dürfe nämlich nicht vergessen: Wiedereinsteigerinnen sind sehr wertvoll. Sie haben nicht nur Berufserfahrung, sondern durch den Job als Mami auch viel Management-Erfahrung, erklärt Ester Christen. Ein enormes Potential.

veröffentlicht: 18. April 2021 23:45
aktualisiert: 2. September 2022 15:59
Quelle: PilatusToday

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