Sport

Die Wahrheit über die Enhanced Games: Doping bei Olympia

«Enhanced Games»

Her mit den Steroiden – das musst du zu den kommenden Doping-Olympics wissen

· Online seit 03.02.2024, 06:21 Uhr
Olympische Spiele, wo Doping nicht geächtet ist, sondern «verbesserte Athletinnen und Athleten» im Zentrum stehen. Das ist der Gedanke hinter den «Enhanced Games», die nun auch vom umstrittenen Milliardär Peter Thiel unterstützt werden.
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Einfach alles legalisieren, dann sieht man, wer wirklich der Beste ist. An dieser Stammtisch-Propaganda scheinen sich die Macher der «Enhanced Games» gedanklich zu orientieren. Freilich handelt es sich um zahlungskräftige Individuen – seit Mittwoch ist bekannt, dass sich auch der umstrittene Paypal-Gründer Peter Thiel an den Doping-Spielen beteiligen will. Aber der Reihe nach.

Worum geht es bei den «Enhanced Games»?

Folgt man der Vision der Initianten, so geht es bei den Spielen darum, die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit zu verschieben. Oder auch Grenzen, welche Kontrollorgane den Athletinnen und Athleten auferlegen, um den Wettbewerb möglichst fair zu gestalten. Und notabene deren Gesundheit zu schützen.

Diese Grenzverschiebung, dieser Wettbewerb der Superhelden, soll laut Idee ganz im Geist der Wissenschaft geschehen. Denn wozu hat man schliesslich diese leistungssteigernden Mittel, wenn man sie nicht einsetzen darf? Wenn man nicht herausfinden darf, wozu der menschliche Körper fähig ist, wenn man ihm nur genügend Steroide zuführt?

Die Werbung ist irre 

Für die Promotion des Events scheint «Enhanced Games» jedes vor Pathos triefende Mittel recht. Beweis gefällig?

Bei der Rede im Video handelt es sich um die Antrittsrede des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im Jahr 1961. Er spricht von Waffen, er spricht von den Feinden der Menschheit (im Video optisch dargestellt durch Einblendungen von IOC-Präsident Thomas Bach, Wladimir Putin, Adolf Hitler und Xi Jingping) und davon, ein besseres Leben für die Menschheit zu erschaffen.

Was das alles mit den Dopingspielen zu tun hat? Nun ja, dass die deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg auf Crystal Meth (auch bekannt als Hitler-Speed oder Panzerschokolade) Unmenschliches «leisteten», ist hinlänglich bekannt. Ansonsten muss man sagen:

Die Promo und der ganze Anlass sind komplett durchgeknallt. Nicht, dass eine Kampfansage an grosse reformbedürftige Verbände wie das Olympische Komitee, die Fifa, den internationalen Radsportverband UCI oder die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht wünschenswert wären.

Dass die Spiele der Supermenschen im Interesse der Teilnehmer durchgeführt werden, ist jedoch ein Trugschluss.

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Stigmatisierung von «verbesserten Athleten»

Verbesserte (also gedopte) Athletinnen und Athleten würden seit langem verunglimpft und erniedrigt, heisst es in der Beschreibung des Videos – aufgrund ihrer Haltung zu körperlicher Autonomie und Wissenschaft. «Aber wir glauben, die Wissenschaft ist echt», heisst es weiter, «wirst du dich den Athleten der Welt anschliessen? Oder wirst du dich ihnen entgegenstellen?»

Dabei wird gänzlich ausser Acht gelassen, dass die gedopten Athletinnen und Athleten wohl kaum für ihre Einstellung zu «körperlicher Autonomie und Wissenschaft» ausgeschlossen werden – sondern weil sie bewusst betrügen und andere im Glauben lassen wollen, sie hätten ihre Leistungen unter fairen Bedingungen erbracht.

Trotzdem ist es ein erklärtes Ziel der Enhanced Games, ihren Athletinnen und Athleten endlich eine Bühne zu geben, die ihnen gebührt. Wo sie bis unter die Hirnrinde vollgepumpt mit Trenbolon, Amphetamin und Dihydrotestosteron gegeneinander antreten können.

Was wollen sie damit erreichen?

Selbstredend ist dieser Anlass ein Dienst an der Menschheit. Gewissermassen eine Ausstellung, was mit der «richtigen» medizinischen Reizsetzung alles möglich wäre. Hat sich die PR-Abteilung zumindest aus der Rippe geschnitzt.

In die Irre führen lassen sollte man sich davon nicht. Männer wie Paypal-Gründer und Facebook-Investor Peter Thiel haben vor allem eines im Sinn: Profit und persönliche Vorteile. Gesellschaftlicher Nutzen findet sich nicht auf der Agenda eines Mannes, dessen Essay zufolge «Freiheit und Demokratie nicht länger miteinander vereinbar sind».

Menschliche Versuchskaninchen gesucht

Insofern bleibt er seiner Linie als immerzu aneckender freier Denker mit der Beteiligung an den Enhanced Games treu. Seine Partner sind weniger bekannt, allerdings nicht minder kapitalistisch: Balaji Srinivasan ist ein indisch-amerikanischer Crypto-Millionär und Mitbegründer eines Genforschungsunternehmens.

Christian Angermayer aus Deutschland beschäftigt sich auch neben den Spielen mit Körpermodifikation und besitzt unter anderem zwei Startups, die sich mit dem Stop des Alterns auseinandersetzen. «Altern ist heilbar», sagte Angermayer kürzlich in einem Interview.

Recht praktisch, wenn man sich aus der Nähe ansehen kann, was ungehemmte Experimentierfreude mit menschlichen Körpern so anstellt.

Wann, wie, wo, was?

Man muss zugeben: Die grotesken Spiele haben passende Investoren gefunden. Wann und wo diese genau stattfinden sollen, ist indes noch nicht klar, eine Anmeldung soll Ende des Jahres möglich sein, mehr Infos sind Mitte April zu erwarten.

Die Kategorien sollen sich auf die Bereiche Leichtathletik, Wassersport, Turnen, Kampf- und Kraftsport konzentrieren. Also auf Bereiche, wo neue Weltrekorde aufgestellt werden können, wie Bosshunting berichtet. Übrigens sollen auch Naturalsportler mitmachen dürfen, schliesslich seien die Spiele der inklusivste Sportanlass überhaupt.

Bleibt die Frage, welche Naturalathleten sich in einem Wettbewerb ohne Dopingregeln mit künstlichen Killermaschinen messen will. Wobei, wäre zur Abwechslung ein schöner Betrug: So tun als wäre man «enhanced», um dann gegen die Gedopten zu gewinnen.

Es wird bei einem schönen Gedanken bleiben.

veröffentlicht: 3. Februar 2024 06:21
aktualisiert: 3. Februar 2024 06:21
Quelle: FM1Today

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