Saisonrückblick

«Waren zu wenig konstant» – so wurde der EVZ entthront

11.04.2023, 19:50 Uhr
· Online seit 11.04.2023, 19:25 Uhr
Mit der 2:3-Niederlage gegen Genf-Servette am vergangenen Wochenende ist die diesjährige Saison des EVZ zu Ende gegangen. Damit ist nicht nur der Traum vom Zuger Titel-Hattrick geplatzt. Der amtierende Meister hat auch zum ersten Mal seit 1450 Tagen wieder eine Playoff-Serie verloren.
Anzeige

Am 20. April 2019 war eine Zuger Leere in der ausverkauften PostFinance Arena in Bern zu spüren. Die Berner gewannen gerade das fünfte Finalspiel gegen den EVZ und krönten sich zum Schweizer Meister der Saison 2018/2019. Es sollte für lange Zeit das letzte Mal sein, dass die Zuger eine Playoff-Serie verlieren.

Am vergangenen Samstag war es wieder einmal so weit. Mit der Auswärtsniederlage gegen Genf endete nicht nur die lange Serie der Zuger Ungeschlagenheit in den Playoffs, sondern auch die Halbfinal-Serie und der damit verbundene Traum vom dritten Meistertitel in Folge.

Enttäuschung im Zuger Lager

«Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es fühlt sich sehr leer an. Man denkt gar nicht daran, wie es wäre, wenn man verliert – und dann ist es plötzlich einfach zu Ende. Man steht da und fragt sich: Was ist da gerade passiert?», fasst EVZ-Stürmer Carl Klingberg seine Gefühlslage zusammen.

Die von Klingberg angesprochene «Achterbahnfahrt der Gefühle» steht sinnbildlich für die gesamte Saison des EVZ. So sagt etwa auch Sportchef Reto Kläy mit ein paar Tagen Abstand: «Wir hatten zu viele Auf und Abs und waren zu wenig konstant.»

Fehlende Konstanz

Sportlich begann die Saison mit einem Auswärtssieg gegen den SC Bern. Mit dem Siegen ging es aber nicht einfach so weiter – der EVZ hatte immer wieder Tiefs und beendete die Qualifikation auf dem sechsten Platz. Den Einzug in die Playoffs schaffte der Titelverteidiger erst am allerletzten Spieltag.

Auf der anderen Seite überzeugte dich Zuger in der Champions Hockey League. Der EVZ stiess bis ins Halbfinal vor, wo er sich dem späteren Sieger des Wettbewerbs, Tappara Tampere, geschlagen geben musste. Auch neben dem Eis entwickelt sich der Verein in eine positive Richtung. Er gründete ein Frauenteam und informierte die Öffentlichkeit über die Ausbaupläne der Bossard Arena.

Ausländer machten den Unterschied

Doch wieso klappte es in dieser Saison nicht mit der erneuten Titelverteidigung? Dafür gibt es einige Gründe. Mit ein Grund könnten die Import-Spieler sein. Seit dieser Saison sind in der National League deren sechs erlaubt und nicht mehr vier.

Im Halbfinal gegen Genf sammelten die Zuger Ausländer lediglich 7 Skorerpunkte. Bei den Genfern waren es 21 Punkte – also drei Mal so viele. Diese Zahlen unterstreichen, dass die Import-Spieler der Westschweizer im wichtigsten Moment der Meisterschaft liefern. Dies konnte man von den Zugern zumindest in dieser Saison nicht behaupten.

Zwei zusätzliche Ausländer bedeuteten auch beim EVZ weniger Eiszeit für Schweizer Spieler und Eigengewächse. Aktuelles Beispiel ist Yannick Zehnder. Dieser wurde in den Playoffs gerade noch etwas mehr als 5 Minuten pro Spiel eingesetzt. Vor einem Jahr waren es noch 13 Minuten und «Zehndi» fünftbester Playoff-Torschütze. Nun verlässt er Zug und wechselt zu den ZSC Lions.

Weitere Veränderungen im Team

Der Abgang von Yannick Zehnder ist einer von vielen. Unter anderem verlässt auch Carl Klingberg den EVZ. Weiter ändert sich auch im Trainer-Staff um Dan Tangnes einiges. Unter anderem verlässt Assistenz-Trainer und EVZ-Legende Josh Holden die Zuger Stiere in Richtung Davos. Dort beginnt er seine Karriere als Cheftrainer.

Solche Wechsel im Team seien gut und wichtig, sagt der Zuger Cheftrainer Dan Tangnes. Neue Mitarbeiter würden neue Impulse und neue Sichtweisen in den Verein bringen. Trotzdem fügt er an: «Ich werde sie sehr vermissen. Josh beispielsweise habe ich häufiger gesehen als meine Familie.»

Ruhe im Verein

Nun aber zurück ins Hier und Jetzt. Der EVZ erreichte immerhin die Playoff-Halbfinals. Etwas, was man nicht kleinreden darf. Für Sportchef Reto Kläy ist dies «mit einem lachenden und einem weinenden Auge» verbunden, wie er sagt. «Einerseits waren wir in den Top 4, andererseits haben wir es nicht bis ins Final geschafft.»

Was dem sportlichen Universal-Fan auffällt, ist, dass im Verein eine enorme Ruhe herrscht – trotz verpasster Titelverteidigung. Etwas, was in der Innerschweiz definitiv nicht selbstverständlich ist. Man denke zum Beispiel an die Geschehnisse rund um den anderen grossen Verein drüben am Vierwaldstättersee. Beim FCL gelangen interne Unzufriedenheiten an die Öffentlichkeit und Konflikte werden in den Medien ausgetragen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

«Es zeichnet uns aus, dass wir Probleme intern besprechen und nicht nach aussen getragen werden. Dies, obwohl unsere Ansprüche hoch sind», sagt der Zuger Sportchef. Diese Ruhe zeigt sich auch in der Vertragsverlängerung mit Dan Tangnes noch während der Saison, als es dem EVZ sportlich nicht rund lief. Ganz nach dem Motto «Trust the Process».

«Freuen uns auf unvergessliche Abende»

In den kommenden Wochen wird es darum gehen, dass sowohl Spieler wie auch Staff etwas Abstand gewinnen können, um mit vollem Elan in die neue Saison zu starten. «Wir freuen uns, im Herbst in eine volle Bossard Arena einzulaufen und wir versprechen, dass wir hart arbeiten werden für neue Erinnerungen und unvergessliche Abende», sagt Cheftrainer Dan Tangnes.

Für Sportchef Reto Kläy gibt es bis dahin aber noch einiges zu tun. So ist es seine Aufgabe, über die Sommermonate ein Team zusammenzustellen, dass den hohen Erwartungen der Zuger gerecht wird. Sodass wir im nächsten Frühling wie bereits in den vergangenen zwei Jahren wieder schreiben können: Der EVZ ist Schweizer Meister!

veröffentlicht: 11. April 2023 19:25
aktualisiert: 11. April 2023 19:50
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch