Teure Umarmungen

FCL muss wegen Jubel-Verbot regelmässig Bussen zahlen

16.03.2021, 10:44 Uhr
· Online seit 16.03.2021, 09:57 Uhr
44 Mal konnte der FCL in dieser Saison schon ein Tor feiern. Einzig Leader YB konnte gleich oft jubeln. Eigentlich eine schöne Sache. Der Haken: Fast jedes Tor kostet den FCL Geld! Weil nicht corona-konform gejubelt wird, hagelt es Bussen von der Liga.
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Gut drei Wochen ist es her, als Marvin Schulz in der 96. Minute den Ausgleich gegen YB erzielte. Fast die ganze Mannschaft stürmte zu ihm, lag auf einem Haufen und bejubelte das Tor. Emotionen pur! Die Swiss Football League sieht solche Bilder aktuell aber gar nicht gerne. Viel mehr sollen die Spieler auch in solchen Situationen corona-konform mit dem Ellbogen abklatschen und fertig. Gemäss dem Schutzkonzept der Liga sind «intime Berührungen» nämlich verboten.

Wenn eine Mannschaft nach dem Torerfolg nicht auf die innige Jubeltraube verzichten kann, könne dies Disziplinarmassnahmen nach sich ziehen. Auch in der aktuellen Fassung ihres Schutzkonzepts vom 21. Januar 2021 hat die Liga den «Jubel-Artikel» nicht gestrichen. Ein Blick auf die Fussballplätze lässt dies jedoch vermuten. Es wird gejubelt wie zu Zeiten, als es noch Fans im Stadion hatte.

Im Wiederholungsfall wird's teurer

Nimmt es die Liga mit ihrer eigenen Regel gar nicht so genau? «Doch», sagt Philippe Guggisberg Kommunikationschef der Swiss Football League. «Wir verfolgen dies weiterhin. Unser Disziplinarrichter schaut sich nach den Spieltagen die jeweiligen Bilder an und stellt entsprechende Bussen aus.» Zu der Höhe der Bussen möchte die Liga keine Stellung nehmen. Sie bestätigt einzig, dass sich diese im Wiederholungsfall leicht erhöhen.

Auch der FC Luzern, als Tormaschine der Liga besonders von der Regel betroffen, möchte zur Höhe der Busse nichts sagen. «In der aktuellen Situation tun alle Kosten, welche wir tragen müssen, dem FC Luzern weh», sagt der FCL-Medienchef Markus Krienbühl. Beim FCL sei man bemüht, die Spieler auf die geltende Regel aufmerksam zu machen, hat aber auch Verständnis für jubelnde Spieler. «In den Emotionen kann dies passieren und man muss dies ein Stück weit akzeptieren», so Krienbühl. Mit Blick auf die Jubelszenen in anderen europäischen Ligen oder anderen Sportarten sei es schwierig, den eigenen Spielern das Jubeln grundsätzlich zu verbieten.

Schweizer Fussball bildet eine Ausnahme

Tatsächlich kennen weder das Schutzkonzept der UEFA noch das der Schweizer Eishockeyliga ein solches Jubelverbot. Im Eishockey oder in der Champions League darf also umarmt, geküsst oder abgeklatscht werden.

In der Super League scheint niemand glücklich über die Regel. Der Tenor ist klar. So sagt auch David Gadze, Medienchef beim FC St. Gallen: «Dass die Mannschaft die Freude über ein erzieltes Tor und damit über ein gemeinsames Erfolgserlebnis nicht in jedem Fall zurückhalten kann, liegt in der Natur der Sache.» Auch die Liga scheint kein Interesse an einer konsequenten Durchsetzung des Torjubelverbots zu haben. Dafür sind die ausgesprochenen Bussen schlicht zu niedrig und auch Spielsperren waren bislang kein Thema. Im Oktober 2020 veröffentlichte «Nau.ch» ein Dokument der Liga, welches zeigt, dass zwei Clubs wegen verbotener Torjubel je 200 Franken Busse bezahlen mussten.

Auch wenn das Jubeln und Feiern in anderen Ligen und Sportarten bereits wieder Normalität ist,  in der jetzigen Situation will die Liga die Regel noch nicht streichen. «Es gibt immer wieder Reaktionen aus der Bevölkerung zu den Jubelszenen», sagt Philippe Guggisberg von der Liga.

Die Liga dürfte weiterhin jubelnde Spieler und ihre Vereine milde büssen und so eine Regel halbherzig durchsetzen, mit welcher keiner der Betroffenen so richtig glücklich ist. Es kommt weiterhin zum Körperkontakt bei Zweikämpfen, Eckbällen und beim Torjubel – so wie es zum Fussball gehört.

veröffentlicht: 16. März 2021 09:57
aktualisiert: 16. März 2021 10:44
Quelle: PilatusToday

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