Vaso Vasic

Das Goalie-Leben im Schatten der Nummer 1

· Online seit 26.08.2022, 17:21 Uhr
«Oooh Marius Müller olé, Marius Müller olé olé …» Spiel für Spiel hört Vaso Vasic, wie die Fans die Nummer 1 im Tor vom FCL besingen. Kein Problem für ihn! Als Nummer 2 ist er sich gewohnt, im Schatten von Müller zu stehen. Und dennoch geniesst Vasic bei den Fans, aber auch in der Mannschaft einen grossen Rückhalt.
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Müller hier, Müller da, Müller überall. Der Deutsche ist die schillernde und dominierende Goalie-Figur beim FCL. Wohl gar in der Schweiz. Vasic scheint das Gegenteil zu sein. Nach aussen eher zurückhaltend, demütig, macht ruhig und unaufgeregt seinen Job. Vasic kennt seine Rolle als Nummer 2 genau. Auch wenn er nicht regelmässig spielt, für die Mannschaft ist Vasic dennoch wichtig. «Ich habe die Verbindung im Goalieteam zur Nummer 1, aber auch zu den anderen Spielern. Mit meinem Alter und meinen Erfahrungen kann ich zudem in der Kabine Dinge ansprechen und auch den jungen Spielern wertvolle Tipps geben.»

Von Winterthur über GC bis nach Belgien

Bevor Vaso Vasic im vergangenen Sommer zum FC Luzern kam, spielte er unter anderem für Winterthur, Schaffhausen, GC, Apollon Smyrnix (Zypern) und zuletzt in Belgien bei Royal Mouscron. Milan Sarovic war es damals, welcher den jungen Vasic zum FC Winterthur holte. «Er mochte mich gut. Wir kannten einander bereits der U21 bei GC. Für mich war das damals ein enorm wichtiger Schritt, welcher Sarovic mir ermöglicht hat. Vom Jugendfussball ins Profigeschäft.» Bei Winterthur schaffte es Vasic zur Nummer 1.

Etwas mehr als ein Jahr ist Vasic nun beim FC Luzern. Geholt als Nummer 2. Das war von Anfang an klar kommuniziert und ist auch bis heute kein Problem für den 32-Jährigen. 16 Spiele hat Vasic dennoch absolviert für die Luzerner. Zu zehn Meisterschaftsspielen kommen vier Einsätze im Cup und zwei Spiele in der Conference League Qualifikation. Vasic nimmt, was er bekommt an Einsätzen. Forderungen stellt er keine. Zumindest öffentlich nicht.

Die Fans bejubeln Müller? Kein Problem!

Spiel für Spiel läuft Vasic beim Einlaufen gemeinsam mit Marius Müller und Goalietrainer Lorenzo Bucchi auf den Platz. Und hört Spiel für Spiel wie die Fans «ihre» Nummer 1 Marius Müller feiern. «Das ist für mich überhaupt kein Problem. Es ist auch absolut richtig, dass die Fans Müller anfeuern, wenn dieser spielt», so Vasic. «Letzte Woche im Cup, als ich im Tor stand, war es dann andersrum. Da haben die Fans auch nicht Müllers Lied gesungen, sondern mich angefeuert. Genau wie es sein muss, das ist doch grossartig.»

Genügsamer sei er nicht geworden als Nummer 2. Ob er denn mit weniger zufrieden sei als vorher, dies verneint Vasic klar. Auch die Überlegungen, nur 90 % Einsatz zu geben im Wissen, dass ja eh Müller spielt, haben in seinem Kopf keinen Platz. «Das ist generell nicht mein Charakter und auch nicht mein Naturell. Ich hatte einen weiten Weg zum Profi und musste mir vieles selber arbeiten und erkämpfen. Diesen Antrieb und die Eigenenergie habe ich bis heute.» Vasic ist für den FCL ein Glücksfall. Einen derart guten Goalie, welcher sich als Nummer 2 anstandslos einordnet, findet man nicht überall. Doch wie lange will Vasic noch hintenanstehen? Mit seinem Ehrgeiz und auch seinem Talent müsste es doch sein Anspruch sein, noch einmal die Nummer 1 zu sein.

«Das wäre für mich ein wundervoller Moment, wenn ich irgendwo noch einmal die Nummer 1 sein könnte. Umso schöner wäre es, wenn es hier beim FCL wäre.» Sägt Vasic an Müllers Stuhl? Keinesfalls! Das ist ihm sehr wichtig zu betonen. «Ich will auf keinen Fall auch nur irgendwelche Goalie-Diskussionen. Davon will ich mich klar distanzieren. Schlussendlich ist es so oder so der Trainer, der entscheidet, wer spielt.»

Ein Spieler will spielen, das gilt auch für einen Goalie. «Es wäre unehrlich von mir zu sagen, dass ich mich mit der Rolle als Nummer 2 zufriedengebe. Weil jeder will Fussball spielen, das ist grundsätzlich auch bei mir so.»

Seine aktuelle Rolle als Nummer 2 beim FC Luzern hindert Vasic natürlich nicht daran, weiterhin Träume und Ziele zu verfolgen. «Mein Ziel wäre ein Titel mit dem FC Luzern. Und dies am liebsten zeitnah», sagt Vasic und lacht. «Und mein Traum ist auf jeden Fall, so lange wie möglich gesund zu bleiben und das Fussballgeschäft zu geniessen. Für mich ist das einfach der schönste Job auf der Welt. Und deshalb will ich Sorge tragen zu meinem Körper und meiner Gesundheit, damit ich eben diesen Job so lange wie möglich machen kann.»

Wenn der FC Luzern am Samstag (27. August 2022 / Anpfiff 18.00 Uhr) zu Hause gegen Sion spielt, dann wird auch Vaso Vasic wieder im Kader stehen. Als Nummer 2. Und die Fans singen hören, wie sie Marius Müller beim Betreten des Platzes bejubeln. Für Vasic kein Problem. Er ist da, wenn es ihn braucht. Egal ob als Nummer 1 oder 2.

veröffentlicht: 26. August 2022 17:21
aktualisiert: 26. August 2022 17:21
Quelle: PilatusToday

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