Cupsieg hilft wenig

Der FC Luzern schreibt tiefrote Zahlen

· Online seit 12.11.2021, 19:59 Uhr
Im Geschäftsjahr 2020/21 konnte der FCL keines seiner Heimspiele unter normalen Umständen spielen. Doch nicht nur Corona, sondern auch fehlende Transfererlöse und fehlende Einnahmen aus den Geldtöpfen der UEFA führen zu einem Verlust von über drei Millionen Franken.
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«Der FCL ist jetzt in der zweiten Halbzeit eines schwierigen Spiels.» Dies sagte FCL-Finanzchef Richard Furrer vor einem Jahr anlässlich der Präsentation des Geschäftsberichts für die erste durch Corona geprägte Saison. Damals präsentierte der FC Luzern einen Verlust von 1,75 Millionen Franken. Abgepfiffen ist die Partie gegen das noch immer grassierende Virus noch nicht. «Wir befinden uns jetzt in der ersten Halbzeit der Verlängerung», sagt Furrer jetzt. Zwischenstand der Partie: Der FCL verzeichnet einen Verlust von 3,3 Millionen Franken und einen Umsatzrückgang von 25 Prozent.

FCL verzichtet auf Hälfte der Bundesgelder

Der Kampf gegen die Pandemie führte bekanntlich dazu, dass die Duelle auf dem Rasen vor praktisch keinen Zuschauern durchgeführt werden konnten. Konnten im Geschäftsjahr 2019/20 noch elf Meisterschaftspartien unter normalen Umständen gespielt werden, so war es im vergangenen Jahr keine Einzige. Die Einnahmen waren dennoch höher als im Vorjahr. Möglich wurde dies nur dank A-Fonds-perdu-Beiträgen von rund 2,5 Millionen Franken und Härtefallgeldern des Kantons in der Höhe von knapp 570'000 Franken.

Die Beiträge des Bundes wurden aufgrund der Ticketerträge aus der Saison 2018/19 berechnet. Der FCL liess sich davon jedoch nur die Hälfte auszahlen. Den je höher die Auszahlung, desto strenger sind die vom Bund auferlegten Bedingungen. Der Bund verpflichtete den FC Luzern unter anderem dazu, dass die Lohnsumme bis im Sommer 2026 nicht steigen darf.

Sportlicher Höhepunkt im vergangenen Geschäftsjahr war sicherlich der Cupsieg im Frühjahr. «Es handelt sich dabei mehr oder weniger um ein finanzielles Nullsummenspiel», sagt Furrer. Die höheren TV-Einnahmen wurden durch die Erfolgsprämien an die Mannschaft geschluckt. Auch sonst stiegen die Personalkosten für die 1. Mannschaft mit über einer Million Franken deutlich. Ein Grossteil ist auf die tiefere Kurzarbeitsentschädigung zurückzuführen.

So schön war der Cupsieg:

Keine Entlassungen wegen Corona

«Das Krisenjahr 2020/21 hat mehr denn je gezeigt, dass die FCL-Familie lebt und funktioniert», sagt ein sichtlich stolzer FCL-Finanzchef. So brachte die Solidaritätsaktion «Zäme för de FCL» eine Million Franken ein. Auch ist Richard Furrer stolz, dass der FC Luzern seinen Angestellten die Löhne stets pünktlich auszahlen konnte und niemand entlassen werden musste. Möglich machten dies auch Bernhard Alpstaeg und Josef Bieri. Die beiden Aktionäre unterstützen den FCL mit 6,5 Millionen Franken. «Ohne die Unterstützung der Aktionäre und ohne externe Hilfe gäbe es den FC Luzern heute womöglich nicht mehr.»

Voca und Bürki sind kein Males

Damit der FCL eine ausgeglichene Rechnung präsentieren kann, ist er auf hohe Transfereinnahmen angewiesen. Verkäufe von Spielern wie Marco Bürki nach Thun oder Idriz Voca in die Türkei generieren diese nicht. Unter anderem dank des Verkaufs von Darian Males erzielte der FCL in der Saison 2019/20 einen Transfergewinn von 2,4 Millionen Franken. In diesem Jahr machte der FC Luzern gar einen kleinen Transferverlust von 62'000 Franken. «Für den FCL sind Transferträge wichtig, damit unter normalen Umständen mindestens eine ausgeglichene Erfolgsrechnung erreicht werden kann.»

Neben den schwer zu budgetierenden Einnahmen durch Transfers fehlen dem FCL auch schwer zu kalkulierende Einnahmen aus den Geldtöpfen der UEFA. Die Solidaritätszahlung der UEFA betrug in diesem Jahr 81'000 Franken, also nur einen Bruchteil der Zahlung des Vorjahres (507'000 Franken). Diese Zahlungen sind von der finanziellen Situation der UEFA und dem Abschneiden der Schweizer Vereine in Europa abhängig.

FCL weiterhin im «Überlebensmodus»

«Wir holten das wenig schlechteste Resultat heraus», bilanziert Furrer und betont dabei, wie wichtig für den FC Luzern Zuschauer im Stadion sind. Der FCL macht mit ihnen rund 80 Prozent seines Umsatzes. Und solange genau in diesem Punkt ständig mit Veränderungen gerechnet werden muss, befindet sich der FC Luzern laut Furrer im «Überlebensmodus».

veröffentlicht: 12. November 2021 19:59
aktualisiert: 12. November 2021 19:59
Quelle: PilatusToday

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