Ein Abstieg wäre aus wirtschaftlicher Sicht verheerend gewesen. Und auch sportlich hätten der FCL einige Federn lassen müssen. Eines wäre den Luzernern aber in der Challenge League gewiss gewesen: Die Fan-Unterstützung. Egal ob Yverdon, Thun oder Aarau – der Luzerner Anhang wäre auch in der Challenge League garantiert lautstark dabei gewesen. Dass die Gegner nun doch weiterhin Bern, Basel oder St. Gallen heissen, damit haben wohl die wenigsten ein Problem. Eine Super League ohne FCL? Kaum vorstellbar!
Doch lange schwebte das Szenario «Abstieg» wie ein Gespenst durch die Swissporarena. Der FCL hatte eine historisch schlechte Vorrunde hingelegt. Gerade einmal 11 Punkte wurden gesammelt. Begründet aus meiner Sicht mit verschiedenen Argumenten: Fabio Celestinis Vertrag hätte im vergangenen Sommer trotz Cupsieg niemals verlängert werden dürfen. Schon damals drangen seine persönlichen Ansichten und seine Einstellung zu Tage. Remo Meyer hätte die rosarote Cup-Brille ablegen und der Tatsache ins Auge blicken sollen.
Mit Celestini in die neue Saison zu starten, das war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. So kam es dann auch kurz vor Weihnachten zum Eklat – Celestini musste gehen. Für 4 Spiele übernahm Sandro Chieffo. Ein weiteres, absolutes Missverständnis. Und der zweite Trainer, welcher eigene Ansichten und Interessen über diejenige des Vereins stellte. Selten eine gute Kombination.
Ein Weihnachtsgeschenk vom Christkind?
So schien es, dass das Christkind dann Erbarmen mit dem FC Luzern hatte und Remo Meyer Einsicht schenkte. Die Verpflichtung von Mario Frick war genau der richtige Schachzug. Der ehemalige Vaduz-Trainer kam mit einer grossen Portion Selbstvertrauen und Zuversicht in die Zentralschweiz. Aber auch mit dem Resümee, sich noch nie in der höchsten Liga gehalten zu haben. Aufstieg und direkter Abstieg stand auf seiner Vaduzer Visitenkarte. Doch Luzern glaubte an den charismatischen Trainer – was die bösen Vorahnungen übertrumpfte. Und Frick sollte liefern. Gemeinsam mit Roman Matter implementierte er in Luzern das positive «Mindsetting». Frick hauchte den Todgeweihten wieder neues Leben ein. Mit ehrlichem, direktem und teilweise gar mitreissendem Fussball. Fussball, so wie er in Luzern geliebt wird.
Nach den beiden
verlorenen Spielen zu Beginn der Rückrunde gegen Basel und Lugano sahen viele
den FCL bereits in den Untiefen der Challenge League versinken. Doch Mario
Frick sollte sie eines Besseren belehren. «Kompromisslos kämpfe – Gmeinsam gwönne»
stand auf einer Fahne, welche der Mannschaft von den Fans übergeben wurde. Und die Geschichte nahm seinen Lauf. Ziel eins
war es, Lausanne zu überholen und damit den direkten Abstiegsplatz abzugeben. Das schafften die Luzerner. Mit Moral, Kampfgeist und spielerischem Biss. Ziel
zwei: den direkten Ligaerhalt zu erreichen. Dies wurde in der letzten Runde von Sion
allerdings zu Nichte gemacht. Oder von ihrem Präsidenten. Je nachdem, wie man es sehen will.
Schuss vor den Bug oder Untergang für Gewisse?
In der Barrage den Glauben an sich selbst nie zu verlieren, ist schwierig. An sich selbst und seine Prinzipien zu glauben, braucht Überzeugung. Mario Frick, der clevere Schachzug von Remo Meyer im Winter, hat genau dies geschafft.
Unter dem Strich bleibt es eine Saison, oder besser gesagt eine Vorrunde, zum Vergessen. Es kann nicht der Anspruch des FCL sein, in Zukunft immer gegen den Abstieg zu spielen. Diese Saison sollte eine Ausnahme bleiben. Doch dazu muss eine detaillierte Analyse der Spielzeit gemacht werden. Und dazu gehört auch die Vorrunde. Da war Mario Frick noch nicht da. Einige andere jedoch schon. Bleibt abzuwarten, ob die Rettung auf den letzten Drücker ein Schuss vor den Bug bleibt. Oder für Gewisse, allenfalls gar den Untergang bedeuten.