Mögliche Szenarien

So könnte der Aktionärsstreit beim FC Luzern ausgehen

20.12.2022, 08:21 Uhr
· Online seit 20.12.2022, 06:45 Uhr
Diese Woche soll es zum grossen Showdown um den FCL kommen. Die Generalversammlung, die Anfang November geplant war, wird am Mittwoch nachgeholt. An der Ausgangslage hat sich nichts verändert – zumindest offiziell nicht. Wir haben drei Szenarien skizziert, wie der Aktionärsstreit ausgehen könnte.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

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Szenario 1
Bernhard Alpstaeg setzt sich durch und setzt den gesamten Verwaltungsrat des FCL ab. Anschliessend macht er sich selbst zum neuen Club-Präsidenten und Verwaltungsrat der FCL-Holding.

«Das ist Stand jetzt das wahrscheinlichste Szenario», glaubt Philipp Breit, Sportchef von Radio Pilatus und Tele 1. «Es sieht so aus, dass Bernhard Alpstaeg seine Pläne durchziehen wird.»

Szenario 2
FCL-Minderheitsaktionär Josef Bieri setzt sich durch. Sein Gesuch, das erwirkt hat, dass die Generalversammlung im November kurzfristig verschoben werden muss, ist zwar noch immer hängig. Ein Gerichtsurteil gibt es noch nicht. Bei diesem Szenario würde sich im Club wohl nicht viel verändern.

«Das wäre die grösste Hoffnung für alle FCL-Fans. Aber die Chance ist aus Fan-Sicht leider nicht sehr gross, dass dieses Szenario eintrifft», meint Philipp Breit.

Szenario 3
Es passiert nichts und es herrscht weiterhin Status quo. Zum Beispiel, weil sich die beiden Aktionäre Alpstaeg und Bieri finden und Frieden schliessen, oder weil das umstrittene Traktandum auf irgendeine Art und Weise abgelehnt oder doch noch vertagt wird.

«Die Frage wird sein, ob man im Hintergrund etwas gefunden hat, dass man nun gegen Bernhard Alpstaeg einsetzen kann.» Doch die Chance, dass dieses Szenario eintritt, ist laut Philipp Breit gleich null.

Quelle: Tele 1

Welches dieser drei Szenarien eintritt, zeigt sich am Mittwochabend. Dann findet die GV der FCL-Holding statt. Sollte Bernhard Alpstaeg seine Drohung wahr machen, blieben noch 20 Tage Zeit bis zu einer ausserordentlichen Generalversammlung. An dieser könnte der «FC Alpstaeg», wie ihn Kritiker befürchten, definitiv Realität werden.

Wie sich der Aktionärsstreit beim FC Luzern derart hochschaukeln konnte, erfährst du in der nachfolgenden Chronologie:

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2.10. - Alpstaeg teilt aus

In einem Interview im «Blick» machte Bernhard Alpstaeg deutlich, dass er mit der FCL-Führung unzufrieden ist. «Ich muss sie alle kritisieren. Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden. Sie müssen lernen, zu arbeiten.» Die FCL-Geschäftsführung trage den Kopf zu weit oben. «Wolf und Meyer müssen lernen, zu arbeiten!»

2.10. - Fans bekennen Farbe

Im Heimspiel des FCL gegen YB prangen in der Luzerner Fankurve zwei Transparente mit den Aufschriften «Meyer, Wolf & Co: Mer stöhnd hender üch» und «Alpstaeg de Muulchorb esch der besser gstande». Die Fans zeigen klar und deutlich: Wenn ein Kopf rollen soll, dann der von Bernhard Alpstaeg.

3.10. - Verwaltungsrat reagiert

Nach den Aussagen von FCL-Mehrheitsaktionär äussert sich der FCL-Verwaltungsrat schriftlich. «Der FC Luzern lässt sich auf seinem eingeschlagenen, nachhaltigen Weg nicht abbringen», schreibt Vize-Präsident des FC Luzerns, Josef Bieri, im Namen des Verwaltungsrates. «Weder durch mutwillige Falschaussagen, die in den Medien derzeit systematisch gestreut werden, noch durch Störmanöver oder unnötige Machtkämpfe.»

5.10. - Fans fordern Alpstaegs Rückzug

Auch am 77. Geburtstag von Mehrheitsaktionär Alpstaeg lassen die Fans nicht locker. «Alpstaeg: Mach der es Gschänk ond nemm din Huet» – die Message auf einem Plakat an der Swissporarena ist klar: Die Fans fordern den Rückzug des Mehrheitsaktionärs.

13.10. - GV-Termin gefixt

Am 3. November wird die ausserordentliche Generalversammlung der FCL Holding AG über die Bühne gehen. Dabei steht auf Antrag Alpstaegs die Abwahl des gesamten Verwaltungsrats auf der Traktandenliste, genau so wie die Wahl des neuen Verwaltungsrats, der nur noch aus Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg bestehen soll.

Mit der Veröffentlichung des Termins der Generalversammlung ist bereits eine Mobilisierung der Fans im Gange. In einer Mitteilung, die mit «STÖND UF, WENN EHR LOZÄRNER SEND!» beginnt, werden die Fans dazu aufgerufen, am 3. November Präsenz zu zeigen.

14.10. - Sascha Ruefer als Präsident?

Bei einem Alleingang von Bernhard Alpstaeg wird spekuliert, dass Sascha Ruefer Nachfolger von FCL-Präsident Stefan Wolf werden könnte. Dieses Gerücht wurde jedoch am Folgetag von Sascha Ruefer selbst dementiert. Für ihn sei dieses Amt kein Thema.

18.10. - Rundumschlag von Josef Bieri

Minderheitsaktionär Josef Bieri holte zum Rundumschlag in Richtung Bernhard Alpstaeg aus. «Ich bin wohl noch nie von einem Menschen so enttäuscht – und getäuscht – worden. Das Wort von Bernhard Alpstaeg ist nichts wert.» Anlässlich der Neuorientierung soll Alpstaeg versprochen haben, sich aus dem operativen Geschäft rauszuhalten und seine Aktienmehrheit abzugeben. Für Bieri sind diese Versprechen nun reiner Schwindel.

19.10. - «Zäme meh als 52%»

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion lancieren die FCL-Fans das Projekt «Zäme meh als 52%». Auf der Website www.meh-als-52.ch sammeln die Initianten Stimmen gegen die Pläne von Bernhard Alpstaeg. Unter den Erstunterzeichnenden befinden sich bekannte Namen wie jene des FCL-Präsidenten Stefan Wolf sowie des Vizepräsidenten Josef Bieri, Goalie-Legende Dave Zibung oder Kantonsparlamentarier David Roth (SP). Bis Montagabend wurden bereits über 19'000 Stimmen gesammelt.

21.10. - Protestsong gegen Alpstaeg

Laut werden für den FCL: Die Initianten der Aktion «Zäme meh als 52%» rufen mit einem Song dazu auf, ihre Stimme gegen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg zu erheben. In diesem spielen sie unter anderem auch auf Alpstaegs Frisuren-Kritik an.

27.10. - Guerilla-Aktion

Vom Theater übers Verkehrshaus bis zum Flugplatz Emmen: Die FCL-Fans haben an verschiedenen Orten Plakate aufgehängt. Damit lassen sie ihrem ansteigenden Unmut gegenüber Mehrheitsaktionär Alpstaeg freien Lauf.

31.10. - Communiqué von Alpstaeg

Bernhard Alpstaeg schreibt in einem Communiqué, dass er und seine Familie durch eine von der Klubleitung unterstützte, irreführende und beispiellose Kampagne beleidigt und bedroht wurden. «Das tut weh, wird mich aber keineswegs vom eingeschlagenen Weg abbringen.»

31.10. - FCL-Präsident spricht Klartext

«Der Zeitpunkt der Forderung ist völlig fehl am Platz. Es geht einzig und allein um den FCL», stellt FCL-Präsident Stefan Wolf wenige Tage vor der Generalversammlung klar.

Quelle: PilatusToday / Shana Meister

31.10. - Verwaltungsrat bringt sich in Stellung

Nach Bernhard Alpstaeg bringt sich vor der kommenden Generalversammlung auch der FCL-Verwaltungsrat in Stellung. Er stellt sich weiterhin hinter Stefan Wolf und Remo Meyer. Weiter schreibt er, dass er sich eine Zukunft mit Alpstaeg nicht vorstellen könne. Das Tuch scheint endgültig zerrissen.

Das sagt Minderheitsaktionär Josef Bieri zum Streit mit Bernhard Alpstaeg:

Quelle: PilatusToday / Shana Meister

02.11. - GV wird kurzfristig verschoben

Einen Tag vor der mit Spannung erwarteten GV der FCL-Holding wird bekannt, dass Minderheitsaktionär Josef Bieri eine Verschiebung erwirkt hat. Er hat rechtliche Mittel ergriffen, die eine Durchführung der Generalversammlung zum aktuellen Zeitpunkt verunmöglichen. Die ordentliche GV der FC Luzern-Innerschweiz AG findet jedoch wie geplant statt.

03.11. - Showdown

An der ordentlichen Generalversammlung der FC Luzern-Innerschweiz AG zeigen zahlreiche FCL-Fans ihre Unterstützung für den Präsidenten, Sportchef, Verwaltungsrat und die Mannschaft. Es kommt zu Standing Ovations für Stefan Wolf und damit zu einem starken Zeichen gegen Bernhard Alpstaeg seitens der Fans.

Quelle: PilatusToday / Röbi Steinegger

03.12. - Neuer GV-Termin steht

Genau einen Monat später berichten PilatusToday und Tele 1 exklusiv, dass die verschobene GV der FCL-Holding noch in diesem Jahr nachgeholt werden soll. Der Termin wurde auf den 21. Dezember festgesetzt. An der Traktandenliste hat sich nichts geändert: Bernhard Alpstaeg will weiterhin den gesamten Verwaltungsrat austauschen.

(scd/msh)

veröffentlicht: 20. Dezember 2022 06:45
aktualisiert: 20. Dezember 2022 08:21
Quelle: PilatusToday

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