Punktelieferant für FC Zürich

Sportlich geht der FC Luzern ohne Knalleffekt in die Nati-Pause

· Online seit 21.03.2023, 12:36 Uhr
Das Auf und Ab des FC Luzern auf dem Rasen geht weiter – trotz einer musikalischen Einstimmung auf die Aufgabe beim FC Zürich. Passender hätte diese nicht sein können. Doch am Ende setzte es für die Luzerner den nächsten Nackenschlag ab.
Andreas Ineichen
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Rund 24 Stunden vor dem Auswärtsspiel am Samstagabend in Zürich wurde die Luzerner Allmend mit der Hymne der Champions League beschallt. Der Sound kam aus Richtung der Swissporarena, dazu lieferten die beiden Screens im Stadion bewegte Bilder. Welchen Grund das kurze Spektakel hatte, liess sich aus der Distanz nicht eruieren.

Vielleicht war es irgendein Event einer Firma, vielleicht aber auch ein Motivations-Trick der Teamverantwortlichen. Denn der FC Luzern kämpft in der Meisterschaft noch immer um Platz 2 und damit um die Qualifikation zur Champions League. Mit einem Sieg über den FCZ hätte er den ersten Platz hinter dem designierten Meister und Leader YB übernehmen können – zumindest für eine Nacht.

Aus sportlicher Sicht wäre das im Kontext des unerbittlich geführten Machtkampfs in der Luzerner Vereinsführung ein echter «Knaller» gewesen. Etwa so wie jene Böller, die von Klub-Fans in den vergangenen Tagen vor dem Anwesen des um seine FCL-Aktienmehrheit kämpfenden Bernhard Alpstaeg gezündet wurden. Damit hat die gnadenlose Auseinandersetzung eine schwer kontrollierbare Eskalationsstufe, die Luzerns aktuelle Klubführung mit ihrer zündelnden Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit verantwortet, erreicht.

Denn wie sagte FCL-Trainer Mario Frick in jüngster Zeit gegenüber den Medien unverblümt? «Wir haben uns mit den Fans verbrüdert.» Und er zeigte sich solidarisch mit Präsident Stefan Wolf und Sportchef Remo Meyer. Erst recht, wenn er wisse, dass sie mit Argumenten angegriffen werden, wo genau das Gegenteil zutreffe, hielt er fest.

Nur noch gegen YB und St. Gallen ein Bettler

Man mag es dem Karma zuschreiben, dass der Luzerner Ausflug nach Zürich trotz 1:0-Führung nicht mit einem Knalleffekt endete. Vielleicht war es auch bloss Zufall. Aber am Schluss stand ein 2:1 auf dem Totomat für den Gastgeber – gleichbedeutend mit der ersten Niederlage für den FCL auf fremdem Terrain seit Jahresbeginn.

Ohnehin müssen die Luzerner aufpassen, dass sie in der laufenden Saison nicht zum erfolgreichsten Punktelieferanten für den abtretenden Meister werden. Nur der gegen den Barrage-Platz 10 kämpfende FC Sion hat dem FC Zürich bis dato mehr Punkte (6) als der FC Luzern (5) überlassen.

Im Umkehrschluss heisst das selbstredend: Die Zürcher sind einer der zäheren Widersacher der Frick-Truppe. In drei Spielen liessen sie sich noch nie bezwingen und gestanden dem FCL bloss zwei Unentschieden zu. Eine ähnlich unbefriedigende Zwischenbilanz weist der Klub aus der Zentralschweiz nur noch gegen St.Gallen aus. Und noch schlechter lief es ihm bis dato gegen YB (1 Punkt).

Statt eines «Knipsers» kam Kimpioka

Also Bonjour Tristesse? Non, pas du tout. Erst recht nicht, wenn man sich die Entwicklung vor Augen führt, dass der FCL vor einem Jahr gegen den direkten Abstieg in die Zweitklassigkeit gekämpft hat. Und: Auch er hat Gegner, die ihm besonders gut liegen – der FC Lugano und die Grasshoppers haben in jeweils drei Direktbegegnungen sieben Punkte liegen gelassen und keinen Sieg gelandet.

FCL-Trainer Mario Frick vermisst im Interview mit PilatusToday die Gier bei seinen Spielern, unbedingt ein Tor schiessen zu wollen. Seit vier Meisterschaftspartien (je zwei Siege und Niederlagen) ist das seiner Mannschaft aus dem Spiel heraus nicht mehr geglückt.

Quelle: Pilatus Today

Eine erträgliche Chancenauswertung ist keine aktuelle Mangelerscheinung beim FCL. Diese wurde rechtzeitig erkannt und hätte im Winter-Transferfenster behoben werden sollen. Der Klub wollte laut Sportchef Remo Meyer «einen Knipser» holen. Gekommen ist Benjamin Kimpioka.

Der 23-jährige Schwede verbrachte drei der letzten fünf Wettkämpfe auf der Ersatzbank und bringt es seit seiner Verpflichtung vor acht Spieltagen auf 128 Minuten und einen rein gestolperten Siegtreffer beim FC Basel. Das sagt einiges darüber aus, was Trainer Mario Frick von den Qualitäten der Neuverpflichtung hält. Und darüber hinaus, wie bisweilen unvorteilhaft die aktuelle FCL-Führung in diesen Wochen und Monaten kommuniziert.

Noch keines von Fricks Zwischenzielen erfüllt

Zwischen dem Zweiten und Letzten der Super League liegen elf Runden vor Schluss 13 Punkte Differenz. Darum unterliegt die Tabelle einer gewissen Volatilität. Das heisst: Nach vorne wie nach hinten kann es ziemlich schnell gehen.

Um seinen Spielern den Fokus von diesen Momentaufnahmen zu nehmen, hat Mario Frick die 20 Meisterschaftsspiele ab der Winterpause bis zum Saisonende in vier Etappen zu je fünf Partien aufgeteilt. Und für jede dieser Etappe zehn Punkte als mannschaftsinternes Ziel herausgegeben. 

Bis dato hat sein Team noch kein Zwischenziel erfüllen können. Das erste wurde trotz eines Sieges und vier Unentschieden um drei Punkte verpasst. Auch die zweite Etappe, der zur Vollendung noch ein Spiel fehlt, ist zum Scheitern verurteilt. Weil der FCL der Reihe nach GC 1:0 bezwang, Basel aber mit dem gleichen Resultat unterlag, Servette wiederum 1:0 besiegte und am Samstagabend in Zürich 1:2 verlor. Im besten Fall könnte er die zweite Frick-Etappe noch mit neun Punkten abschliessen.

Nach der angebrochenen Nationalmannschaftspause wird der FC Luzern zunächst zu Hause gegen den FC Sion (2. April) antreten und am Ostermontag auswärts in Winterthur. In je zwei Direktbegegnungen mit dem FCL haben die Walliser je ein Spiel gewonnen und verloren. Der Aufsteiger aus Zürich hat Fricks Team bislang einen Punkt abknöpfen können.

Für die Luzerner sind es Gegner, die sich dafür anbieten, um für den nächsten Knalleffekt im Kampf um eine Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League zu sorgen.

veröffentlicht: 21. März 2023 12:36
aktualisiert: 21. März 2023 12:36
Quelle: PilatusToday

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