Die Lunge des Teams

Warum FCL-Trainer Frick einen Verbleib Belokos verlangt

· Online seit 03.05.2023, 07:30 Uhr
Der Erfolg hat viele Väter. Auch beim FC Luzern, der trotz 1:5-Niederlage gegen Meister YB gute Aussichten darauf hat, nach zwei Jahren Unterbruch wieder am internationalen Geschäft teilnehmen zu können. Trainer Mario Frick vertritt die Ansicht, dass Nicky Belokos Beitrag zum sportlichen Wohl des FCL nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Andreas Ineichen
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Innerhalb von lediglich 16 Monaten hat Mario Frick aus dem Abstiegskandidaten FCL einen Spitzenklub der Super League gemacht. Eine sportliche Entwicklung, die Hochachtung verdient. Der 48-jährige Liechtensteiner ist einer der Väter des Luzerner Höhenflugs. Max Meyer und Ardon Jashari, die auf dem Platz das offensive und defensive Gewissen des FCL bilden, heissen zwei andere.

Der FCL besitzt nicht die Breite im Kader, um prägende Einzelspieler gleichwertig ersetzen zu können. Das hat – wenig überraschend – der Auftritt in Bern gezeigt, der die vier Spiele andauernden Siegesserie der Gäste beendete. Fricks FCL spielte im Angriff ohne den gelbgesperrten Regisseur Max Meyer nicht schlecht. Aber längst nicht so gut wie mit dem 27-jährigen Deutschen.

Im nächsten Heimspiel am Sonntag gegen den zweitplatzierten FC Lugano wird dem FCL mit Nicky Beloko abermals ein prägender Einzelspieler fehlen. Das gnadenlose «Zweikampf-Monster» muss seine bereits dritte Gelbsperre in der laufenden Saison absitzen. Der Mittelfeldspieler, der mit physischer Präsenz, Wucht und unermüdlichem Laufvermögen beeindruckt, ist ein wichtiges Puzzleteil für die Balance im Luzerner Spiel.

Regelmässiger Kartensammler

Kein anderer Spieler der Super League hat in dieser Saison so viele Verwarnungen (12 in 26 Einsätzen) und so viele Fouls (64) begangen wie Nicky Beloko. Mit seinem aufopfernden Spielstil läuft er bisweilen Gefahr, eine Gelb-Rote Karte zu kassieren. Darum ist er in den letzten beiden Spielen gegen Winterthur und YB vorzeitig ausgewechselt worden.

Mario Frick hält grosse Stücke auf Beloko. Jüngst charakterisierte er seinen Vorzeige-Kämpfer so: «Ein bisschen Jammern gehört halt zu seinem Spielstil. Aber Nicky Beloko wird nie am Ende seiner Kräfte ankommen. Er könnte zweimal 90 Minuten hintereinander spielen.»

Der 23-Jährige ist eine Entdeckung von Mario Frick. Er hat ihn zusammen mit Pius Dorn vor Beginn dieser Saison aus der Challenge League nach Luzern geholt. Jene im Umfeld, die die Qualität dieser Zuzüge hinterfragten, haben die beiden längst zu Bewunderern gemacht.

Zusammen mit der Hochbegabung Ardon Jashari sind sie die Senkrechtstarter dieses FC Luzern. Mario Frick und seine Mannen stehen mit 25 Punkten aus 15 Spielen aktuell auf Platz 2 der Jahrestabelle. Selbstredend ist dieser Lauf der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Und die prägenden Einzelspieler des FCL wecken Begehrlichkeiten auf dem Transfermarkt.

Beloko bei Sportchef Meyer als unverkäuflich taxiert

Es gilt als so gut wie sicher, dass Max Meyer und Ardon Jashari ihre Karriere ausserhalb von Luzern fortsetzen werden. Immerhin wird das dem Klub, der sich auf Führungsebene einen unerbittlichen Machtkampf liefert, mindestens zehn Millionen Franken in die Kasse spülen.

Damit es nicht zu einem Ausverkauf dieser Mannschaft, die in der laufenden Saison durchschnittlich fast 1'700 Zuschauer mehr als letzte Saison und schier 3'000 mehr als vor Ausbruch der weltweiten Pandemie (2018/19) anzog, kommt, hat Mario Frick bei FCL-Sportchef Remo Meyer vorsorglich eine Duftmarke gesetzt.

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Er hat Nicky Beloko (Vertrag bis 2025) als unverkäuflich taxiert. Dies melden Insider, die mit den Gängen und Läufen im Fuchsbau auf der Allmend vertraut sind, aber nicht genannt werden wollen.

Hängt Fricks berufliche Zukunft beim FCL von Beloko ab?

Mario Fricks Vorgehen erscheint logisch. Der Vertrag des besonnenen und in der breiten Öffentlichkeit beliebten FCL-Trainers ist vor Beginn dieser Saison wohlweislich und vorzeitig um ein Jahr verlängert worden und endet darum erst im Sommer des nächsten Jahres. Mit seiner erfolgreichen Arbeit hat Frick allerdings auch die finanziell besser situierte Konkurrenz auf den Plan gerufen.

Für Remo Meyer bedeutet es schon eine schier unlösbare Aufgabe, Max Meyer und Ardon Jashari im Sommer nur schon einigermassen adäquat zu ersetzen. Zöge es dazu auch noch den unermüdlichen Abfangjäger Nicky Beloko trotz gültigem Vertrag bis Sommer 2025 in die Fremde, müsste der FC Luzern trotz der erstklassigen Talente von Grund auf neu aufgebaut werden.

Mit Rücksicht auf die eigene Trainer-Laufbahn wäre dies keine verlockende Ausgangslage für Mario Frick, um das letzte Vertragsjahr zu erfüllen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die aktuelle Saison mit dem FCL bestätigen könnte, wäre an einem kleinen Ort. Die Gefahr aber umso grösser, plötzlich als Verlierer wahrgenommen zu werden.

Hat Mario Frick seine berufliche Zukunft im FCL davon abhängig gemacht, dass er in der nächsten Saison weiterhin mit Nicky Beloko zusammenarbeiten kann? Die Herausforderung im kommenden Sommer-Transferfenster könnte für Sportchef Remo Meyer kaum grösser sein. Affaire à suivre.

veröffentlicht: 3. Mai 2023 07:30
aktualisiert: 3. Mai 2023 07:30
Quelle: PilatusToday

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