Stadt droht mit Stadion-Entzug

Jetzt mischt sich auch Alpstaeg in FCL-Lizenz-Theater ein

10.02.2023, 14:02 Uhr
· Online seit 10.02.2023, 09:16 Uhr
Der Streit um die Besitzverhältnisse beim FC Luzern hat eine politische Dimension erreicht. Die Luzerner Stadtregierung äussert sich mit Blick auf die Lizenzvergabe besorgt, was das Geschehen neben dem Fussballplatz angeht.
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Die Luzerner Stadtregierung fordert FCL-Aktionär und Stadionbesitzer Bernhard Alpstaeg auf, die Lizenz für den Fussballclub nicht zu gefährden. Es gebe Hinweise, dass er das Stadion im Zusammenhang mit dem Streit um die Besitzverhältnisse als Pfand einsetzen wolle.

Damit der FC Luzern auch in der Saison 2023/24 in der höchsten Schweizer Fussball-Liga mittun kann, muss er bis am 2. März ein Gesuch für eine Lizenz einreichen. Zwischen Alpstaeg mit seiner Stadion Luzern AG und der FCL Holding AG, die den Fussballbetrieb organisiert, tobt seit längerem ein juristischer Streit.

Dieser wirkt sich nun offenbar auf den Lizenzierungsprozess aus. «Wir befürchten, dass das Stadion in dem Streit zum Spielball werden könnte», sagte der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli (SP) am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Alpstaeg könne Druck aufbauen, um die eigenen Interessen durchzusetzen.

Stadtregierung weist Stadion AG auf Baurechtsvertrag hin

Konkret habe die Stadt, die sich bislang aus dem Konflikt herausgehalten hatte, Anzeichen, dass Alpstaeg die nötigen Unterschriften verweigern könnte, um das Gesuch fristgerecht einzureichen. Bislang habe die Swiss Football League (SFL) für die Lizenz nicht nur einen gültigen Mietvertrag, sondern auch die Unterschrift der Stadioneigentümerin Stadion Luzern AG gefordert.

Die Stadtregierung habe die Stadion Luzern AG per Brief auf den Baurechtsvertrag für die Swissporarena auf der Allmend hingewiesen, heisst es in einer Medienmitteilung. Darin habe die Stadt einst festgehalten, dass der Baurechtsnehmer verpflichtet sei, einen professionellen Super-League-Betrieb sicherzustellen. Dies beinhalte auch, dass die nötigen Unterschriften für die Lizenz fristgerecht erfolgten.

FCL ist Zentralschweizer Kulturgut

Bei wesentlichen Vertragsverletzungen könnte die Stadt einen vorzeitigen Heimfall des Stadions geltend machen. Die Luzerner Stadtregierung verfolge das Geschehen neben dem Fussballplatz rund um den FCL «mit grosser Besorgnis». Er erwarte von allen Beteiligten, dass sie sich für den Fussballsport in Luzern und der ganzen Zentralschweiz einsetzen. Der Club habe für die Stadt eine grosse Bedeutung und sei als Zentralschweizer Kulturgut anzusehen.

Im Zusammenhang mit der Linzenzvergabe hatte sich Alpstaeg am 1. Februar an die zuständige SFL-Kommission gewandt. Er forderte diese dazu auf, die Vorgänge beim FC Luzern und dessen wirtschaftliche Lage vor der Erteilung einer Spielberechtigung für die Saison 2023/24 genau unter die Lupe zu nehmen.

Alpstaeg bittet Stadt zu vermitteln

Am Freitag um 13 Uhr meldete sich dann auch Bernhard Alpstaeg und reagierte via Mail mit einer Stellungnahme zur veröffentlichten Medienmitteilung der Stadt. Grundsätzlich begrüsse er es, dass sich die Stadt Luzern aktiv in den aktuellen Konflikt einmische. «Dieser Konflikt wurde hervorgerufen durch den Entscheid vom 21. Dezember 2022 des Verwaltungsrates der FCL Holding AG, mir ohne jegliche Rechtsgrundlage knapp die Hälfte des Aktienkapitals wegzunehmen», schreibt Alpstaeg.

Hier entschuldigt sich Bernard Alpstaeg anfangs Januar für seine Aussagen:

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Bernhard Alpstaeg teile die Auffassung der Stadtregierung, dass der Konflikt für den FC Luzern äusserst negativ sei. Er und die Stadion Luzern AG bittet die Stadt Luzern nun, «in diesem Konflikt eine vermittelnde Rolle einzunehmen, um die Zukunft des FC Luzern sicherzustellen.»

Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, eine Entscheidung bezüglich der Unterschrift sei noch nicht gefällt worden.

Im Extremfall würde die Stadt das Stadion zurückfordern

Die Luzerner Stadtregierung mischt sich nicht allein aus Sympathie für den FCL in die Diskussion ein. Denn die Stadt Luzern ist Eigentümerin des Bodens, auf dem die Swisspor-Arena steht. Mit der Stadion Luzern AG hat die Stadt einen Baurechtsvertrag abgeschlossen, wie die Luzerner Zeitung schreibt. «Dieser hat den ausschliesslichen Zweck, dass die Stadion Luzern AG mit dem Stadion einen professionellen Super-League-Betrieb sicherstellt», hält die Stadtregierung in seiner Mitteilung fest.

Wenn die Stadionbesitzerin quasi mutwillig einen professionellen Fussballbetrieb verunmöglicht, wäre dies eine Verletzung des Baurechtsvertrags. «Dann könnte im Extremfall die Heimfallregelung zum Zug kommen», sagt Beat Züsli. Das würde bedeuten, dass der auf 99 Jahre angelegte Baurechtvertrag vorzeitig beendet wird. Das Grundstück würde dann an die Stadt zurückfallen - mitsamt dem draufliegenden Stadion. Würde die Stadt tatsächlich einen «Heimfall» anpeilen, würde dies vermutlich jahrelange Gerichtsverfahren mit sich ziehen. Beat Züsli sagt denn auch, man hoffe «auf keinen Fall», dass es soweit kommt.

Welche Rolle spielt Rosie Bitterli?

Theoretisch hat die Stadt noch einen anderen Pfeil im Köcher. Sie ist – zumindest indirekt – im Verwaltungsrat der Stadion Luzern AG vertreten. Neben VR-Präsident Alpstaeg sitzt dort nämlich auch Rosie Bitterli als Verwaltungsrätin. Bitterli war langjährige Chefin der städtischen Abteilung Kultur und Sport. Seit ihrer offiziellen Pensionierung 2020 ist sie im Auftrag der Stadt weiterhin für die Projektierung des neuen Theaters zuständig, wie die Luzerner Zeitung weiter schreibt.

In Sachen Fussball wurde Bitterli von der Stadt Luzern in die Stiftung Fussballsport delegiert. Diese Stiftung ist für das Namensrecht des Allmend-Stadions zuständig. Von der Stiftung wiederum wurde Rosie Bitterli in den Verwaltungsrat der Stadion Luzern AG delegiert. Das bedeutet: Bei der Stadioneigentümerin ist eine Person im Verwaltungsrat, die zwar nicht offizielle Vertreterin der Stadt Luzern ist, aber zweifelsohne eine grosse Nähe zur Stadt hat. Welche Rolle Bitterli innerhalb der Stadion AG tatsächlich spielt, ist schwierig abzuschätzen. Es liegt aber auf der Hand, dass sie es war, die die Stadtregierung auf die drohende Unterschrifts-Verweigerung hingewiesen hat.

veröffentlicht: 10. Februar 2023 09:16
aktualisiert: 10. Februar 2023 14:02
Quelle: sda

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