Bisher verpasste der 29-jährige Mittelfeldspieler an der aktuellen Europameisterschaft noch keine einzige Minute. Nach der Startniederlage gegen die Türkei (1:3) drehten die Georgier auf und holten in den verbleibenden zwei Spielen vier Punkte. Vor allem der 2:0-Sieg gegen Portugal am Mittwochabend wurde von den georgischen Fans in der Arena auf Gelsenkirchen frenetisch gefeiert – er war gleichbedeutend mit der Qualifikation für die K.-O.-Phase und dies bei der ersten Teilnahme an einem Grossturnier. Mitten drin: Otar Kakabadze, der einst beim FC Luzern zwei Jahre lang die rechte Aussenbahn bearbeitete.
Seine Zeit beim FCL
In der Innerschweiz machte Kakabadze als fleissiger und solider Spieler auf sich aufmerksam. In den Saisons 2018/19 und 2019/20 war er fester Bestandteil und lief hauptsächlich als rechter Aussenverteidiger auf. Immer wieder versuchte er mit seinem Tempo in die gegnerische Gefahrenzone vorzudringen und fand darin seine Stärken. Aber: Dem 64-fachen Nationalspieler Georgiens gelangen lediglich ein Tor und zwei Assists im blau-weissen Dress.
Doch Kakabadze war auch ein Grund dafür, dass sich der FCL im Sommer 2019 in der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League unter Beweis stellen durfte. Nach den zwei Saisons in der Innerschweiz zog Kakabadze weiter nach Spanien. Er versuchte damals in der zweiten Spanischen Liga, bei CD Teneriffa, seine Karriere neu zu lancieren.
Umfunktioniert zum Flügelspieler
Dies gelang ihm dann auch. Kakabadze kam immer öfters eine Reihe weiter vorne zum Einsatz und mauserte sich so zu einem offensiveren Spieler. Nach einem Jahr auf den Kanarischen Inseln wurde ein Wechsel in die Polnische Ekstraklasa vollzogen. Bei Cracovia bringt er es in 74 Spielen auf sieben Tore und genau so viele Assists. Kakabadze ist seit 2015 Nationalspieler und erlebte seither den Wandel und den Aufstieg seines Nationalteams hautnah mit. Nun ist er ebenfalls bei der aktuellen EM hautnah mit dabei und Teil eines Nationalteams, das gerade an einem Fussballmärchen schreibt.
Kakabadze verlängerte vor wenigen Wochen seinen Vertrag in Cracovia bis ins Jahr 2027:
Unter Willy Sagnol auf Erfolgsspur
Ein grosser Anteil an diesem momentanen Erfolg hat Nationaltrainer Willy Sagnol. Der Franzose spielte neun Jahre lang beim FC Bayern München und war regelmässig mit dem französischen Nationalteam an Grossturnieren anzutreffen. Seit 2021 ist er Übungsleiter des Teams aus dem Kaukasus. Sein Amtsantritt war gleichbedeutend mit dem Anstieg der Formkurve. Sagnol gelang es, junge talentierte Spieler im Nationalteam mit den erfahrenen Routiniers, wie Otar Kakabadze, zu vereinen. Die Mischung macht Georgien zu einer gefährlichen Mannschaft mit grossem Überraschungspotential.
Zwar scheiterte man in der Qualifikation zur Euro 2024 an Spanien und Schottland, jedoch nutzte man den Weg über die Nations League, um sich doch noch fürs Turnier in Deutschland zu qualifizieren. In einem dramatischen Penaltyschiessen setzte man sich im entscheidenden Play-off-Spiel gegen Griechenland durch und versetzte die georgische Hauptstadt Tiflis in Ausnahmezustand.
Willy Sagnol (Mitte) geniesst eine riesige Anerkennung in Georgien. Ein Großteil der Qualifikation für die EM 2024 wird ihm verdankt:
Obwohl nun mit Spanien (Sonntag 21 Uhr) ein harter Brocken im Achtelfinale auf Kakabadze, Sagnol und Co. wartet, traut man dem Team alles zu. Mit Portugal hat man gerade erst ein ähnlich grosses Team besiegen können. Und bekanntlich schreibt der Fussball seine eigene Geschichte – wer weiss, wie viele Seiten dieser Geschichte vom georgischen Team an der diesjährigen EM noch geschrieben werden.
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