EM 2021

Wales hofft auf eine Wiederholung des Märchens von 2016

· Online seit 08.06.2021, 06:00 Uhr
Auftaktgegner Wales hat bei seiner EM-Premiere vor fünf Jahren das geschafft, was die Schweiz seit Jahren anstrebt - einen Exploit. Der Halbfinalist von 2016 startet als Underdog in die EM.
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Gut 30'000 Fans bereiteten am 8. Juli 2016 im Stadion von Cardiff ihren Helden einen frenetischen Empfang. Wales war die Überraschung der EM in Frankreich gewesen. Das Team des charismatischen Trainers Chris Coleman schloss die Vorrunde trotz der Niederlage gegen England (1:2) als Gruppensieger ab und schlug nach dem 1:0 gegen Nordirland das hoch gehandelte Belgien im Viertelfinal 3:1. Erst der spätere Europameister Portugal mit Cristiano Ronaldo stoppte den Höhenflug der «Dragons», die zuvor nur einmal an einem grossen Turnier teilgenommen hatten, an der WM 1958 in Schweden in den Viertelfinals mit Brasilien aber ebenfalls erst am späteren Turniersieger scheiterten.

Auch dazwischen hatte das im Südwesten der britischen Insel gelegene Land mit seinen gut drei Millionen Einwohnern immer wieder aussergewöhnliche Spieler hervorgebracht. Die einstige Liverpool-Ikone Ian Rush lief ebenso für Wales auf wie Torhüter Neville Southall, Mark Hughes oder Ryan Giggs. Der heutige Nationaltrainer wird an der paneuropäischen EM allerdings fehlen: Giggs wurde im April wegen Körperverletzung angeklagt, nachdem er im November nach einer Anzeige wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ex-Freundin und deren Schwester festgenommen und gegen Kaution wieder freigelassen worden war.

Vertreten wird der ehemalige Star von Manchester United von Robert Page, der die Mannschaft bereits bei den letzten zwei Zusammenzügen betreut hat. Auch der 47-Jährige ist ein ehemaliger Nationalspieler, als Nachwuchstrainer des Verbandes stieg er zu Beginn der EM-Kampagne in den Staff des A-Teams auf. Wenn er einen Rat bräuchte, könne er sich jeder Zeit an Giggs wenden, so Page. «Aber die Entscheide werden ich und mein Trainerteam fällen.»

Superstar Bale

Der Star des walisischen Teams ist noch immer Gareth Bale, auch wenn der Flügelstürmer eine schwierige Saison hinter sich hat. Bei Real Madrid im letzten Herbst aussortiert, kam der 31-Jährige nach seiner leihweisen Rückkehr nach London bei Tottenham Hotspur erst gegen Ende der Saison in Fahrt. In den letzten sieben Premier-League-Spielen erzielte Bale sechs Treffer. Mit 33 Toren ist der Captain auch der Rekordtorschütze seines Landes.

«Für jeden Spieler, der zum Team stösst, ist er eine Inspiration», sagte Coleman einst über den Superstar. «Er ist einer dieser Menschen, die dich niemals hängen lassen.» Bale, der mit Real Madrid viermal die Champions League gewann, ist einer von noch acht Spielern, die beim Coup in Frankreich dabei waren. Zu ihnen gehören auch Aaron Ramsey (Juventus Turin), Joe Allen (Stoke City), Ben Davies (Tottenham), der Rekord-Internationale Chris Gunter, Jonny Williams sowie die beiden Torhüter Wayne Hennessey and Danny Ward.

Viele Fragezeichen

Wie Bale schauen viele der Routiniers auf schwierige Monate zurück. Ramsey bestritt seit 2019 nur drei von 21 Länderspielen, Allen und Davies waren zuletzt verletzt, sollten aber gegen die Schweiz wieder fit sein. Und weder Hennessey (Crystal Palace) noch Ward (Leicester City) waren zuletzt Stammkeeper in ihren Klubs. Auf Kal Robson-Kanu, Torschütze beim heroischen Sieg gegen Belgien, verzichtet Page, weil dieser Ende März, als Wales mit einer Niederlage gegen Belgien und einem Sieg gegen Tschechien in die WM-Qualifikation startete, zusammen mit Tyler Roberts und Rabbi Matondo, die ebenfalls im EM-Aufgebot fehlen, gegen das Ausgehverbot verstossen hat.

So stehen an der EM auch die jungen Spieler in der Pflicht, will der Underdog eine weitere Überraschung schaffen. Verteidiger Ethan Ampadu, zuletzt von Chelsea an Sheffield United ausgeliehen, gilt ebenso als Versprechen wie Neco Williams vom FC Liverpool oder Daniel James von Manchester United. Zur Überraschung vieler steht auch Rubin Colwill von Cardiff City im Aufgebot. Der 19-jährige Mittelfeldspieler hat erst 190 Minuten im Profifussball absolviert. Aber: «Sein Auftritt im Trainingslager hat uns alle umgehauen», sagte Page.

veröffentlicht: 8. Juni 2021 06:00
aktualisiert: 8. Juni 2021 06:00
Quelle: sda

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