Super League

Wie viel Super League lässt das Coronavirus zurück?

· Online seit 05.04.2020, 10:05 Uhr
Der Schweizer Profifussball steht wegen des Coronavirus still. Für alle Klubs ist dieser Stillstand ein Verlustgeschäft, die ersten Super-Ligisten befinden sich schon in existenziellen Nöten.
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Seit Mittwoch gilt die Coronavirus-Pandemie auch bei der UNO als grösste, weltumspannende Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg. Wie UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, bedroht das Virus nicht einzelne Menschen, sondern die Menschheit. Am selben Tag wie Guterres äusserte sich auf dem klubeigenen Instagram-Account auch Basels Geschäftsführer Roland Heri zum Coronavirus. Heri sagte: «Wenn ich das vielleicht noch sagen darf: 'Persönlich als Mensch, und nicht als Geschäftsführer des FC Basel, der ja eine Message nach aussen transportieren soll, sehe ich es etwas skeptisch, dass wir so schnell wieder zum normalen Alltag übergehen können.»

Heris Aussage ist bezeichnend für eine Gefühlswelt, in der viele Menschen feststecken. Die Pandemie trifft sie auf mehreren Ebenen, den Menschen Heri ebenso wie den Geschäftsführer. Es geht um die Gesundheit von Menschen, aber auch um Existenzen von Unternehmen. Davon sind auch die beiden Schweizer Fussball-Profiligen betroffen. Wie konkret das Coronavirus den Klubfussball in der Schweiz verändern wird, ist nicht absehbar. Sicher ist, dass an einen geregelten Spielbetrieb noch bis mindestens Ende Monat nicht zu denken ist, und wohl auch darüber hinaus.

Klubs beantragen Kurzarbeit

Für Christian Constantin steht ausser Frage, dass die Saison fortgesetzt werden kann. Für den Präsidenten des FC Sion hat die Gesundheit der Menschen Priorität, auch die anderen Klubchefs aus der Super League empfinden so. Und doch müssen sie nebenher das Fortbestehen ihres Vereins organisieren. Besonders herausfordernd ist, dass sie hierbei mit unbekanntem Zeithorizont und weitgehend isoliert im Homeoffice arbeiten müssen. Unterdessen haben alle Super-Ligisten auf Kurzarbeit umgestellt und den Betrieb so weit als nötig heruntergefahren, Zeit lässt sich so gewinnen, als langfristige Lösung taugt dies allerdings nicht.

Der Bund hat über die Kurzarbeit hinaus für die Unterstützung des Profi-Sports 50 Millionen Franken an zinslosen Darlehen bereitgestellt, für Sportorganisationen, «denen als Folge der Ertragsausfälle wegen der Massnahmen des Bundes gegen das Coronavirus die Zahlungsunfähigkeit droht», wie das Bundesamt für Sport (BASPO) kommuniziert. Wie weit die Gedankenspiele der Super-League-Vereine gehen, zeigt sich daran, dass die halbe Liga diese Option zumindest prüft. Nur bei den Top 3 der aktuellen Tabelle, St. Gallen, Young Boys und Basel, wird die Möglichkeit vorderhand noch ausgeschlossen.

Die «NZZ» schrieb am Freitag, Sion und Xamax beschäftigten sich bereits intensiv mit der Idee des zinslosen Darlehen. «Auch wir beantragen Bundeskredite», liess sich Constantin von der NZZ dazu zitieren. Der FC Zürich beabsichtigt gemäss seinem Präsidenten Ancillo Canepa gleiches, jedoch sei der Vorgang «zeitintensiv und die bürokratischen Hürden hoch». Thuns Präsident Markus Lüthi hat derweil bei der Hausbank bereits einen Kreditantrag gestellt. Wie lange die Berner Oberländer ohne weiterführende Hilfe existieren können, konnte Lüthi auf Anfrage von Keystone-SDA nicht abschliessend beurteilen. Vorerst plant er mit Thun bis in den Sommer.

Hoffnung und Zurückhaltung

Von einer existenziellen Gefahr, «wenn nicht Fussball gespielt wird», spricht Luganos Generaldirektor Michele Campana. Der einzige Super-League-Vertreter aus dem Tessin - dem Schweizer Coronavirus-Epizentrum - sei auf zusätzliche Hilfe angewiesen. Darum hoffen sie im Tessin darauf, dass die Saison irgendwie beendet werden kann, auch ein Szenario «ohne Publikum» kommt für Campana in Frage. Bei anderen Teams gibt man sich in dieser Frage zurückhaltender, «um keinen Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben», wie die Pressestelle aus Neuenburg ausrichten lässt.

Nicht wenige Menschen in der Schweiz rechnen wie der FCB-Geschäftsführer Heri damit, dass sich die Lage nicht zeitnah entspannt. Dem sind sich auch die Klubs aus der Super League bewusst. Und doch haben viele von ihnen dieses Wunschszenario im Kopf, vom Fussball, der in Schweizer Stadien schon bald wieder über den Rasen rollt. Dabei geht es ihnen gar nicht so sehr um die Zukunft des eigenen Klubs, sondern um das grosse Ganze: Die Wiederaufnahme des Fussballs würde bedeuten, der Kampf gegen den unsichtbaren Gegner der Menschheit gestalte sich erfolgreich.

veröffentlicht: 5. April 2020 10:05
aktualisiert: 5. April 2020 10:05
Quelle: sda

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