Wo bleiben die Public Viewings?
Die Begeisterung der Veranstalterinnen und Veranstalter der Public Viewings für die diesjährige Fussball-WM, welche im Zeitraum vom 20. November bis 18. Dezember stattfindet, haltet sich in Grenzen. Luzerner Veranstalter haben bisher noch keine Gesuche für grosse Veranstaltungen mit Spielübertragungen eingereicht. Die Gründe für das Desinteresse könnten an der ungünstigen kalten Jahreszeit oder an dem umstrittenen Austragungsland Katar liegen.
Kein Open Air beim Schweizerhof
In den vergangenen Jahren war das Hotel Schweizerhof bei den Luzernerinnen und Luzerner immer ein beliebter Spot für Public Viewings während der WM. Dieses Jahr plant das Hotel Schweizerhof aber kein grosses Open Air Public Viewing, sagt Gian Walker, Leiter Business Development. «Die Spielzeiten sind zu einer ungünstigen Tageszeit, daher erwarten wir auch keine hohe Nachfrage.»
Stattfinden wird die diesjährige Durchführung daher nur im kleineren Rahmen, teilt uns Gian Walker mit. Auf der Terrasse des Hotels werden die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft sowie die Halbfinal- und Finalspiele gezeigt. Aber «die Platzzahl ist beschränkt – Reservationen sind nicht möglich.»
Das Open Air Public Viewing an der WM 2018 war beim Hotel Schweizerhof bis auf den letzten Platz besetzt.
Unpassende Saison
Das Konzerthaus Schüür plant dieses Jahr auch kein Public Viewing. «Konzerte stehen für uns momentan im Vordergrund und wir freuen uns auf die kommende Konzertsaison, gerade auch jetzt nach Corona», erklärt Marco Liembd, Geschäftsführer Konzerthaus Schüür. Die kalte Jahreszeit sei auch kein optimaler Zeitpunkt für die WM, betont Liembd. Schliesslich haben zu dieser Zeit andere Dinge Vorrang, wie zum Beispiel die Theatersaison.
Im Sommer hätte das Konzerthaus Schüür vielleicht über die Veranstaltung eines Public Viewing nachgedacht. «Die Sommersaison passt einfach besser zum Fussball Event.»
Winter vielleicht doch passende WM-Zeit?
Dem Städtchen Sursee scheint die kalte Jahreszeit nichts auszumachen – es veranstaltet ein Public Viewing in einem «Winter-Dörfli» auf dem Martignyplatz. Der Winter trägt nämlich nicht nur Negatives mit sich. Open Air Public Viewings sind zwar nicht so gefragt wie im Sommer, aber das Grand Café in Zug sieht die kalte Jahreszeit als Opportunität. Die Nachfrage nach heissen Getränken und Mahlzeiten im Lokal, wie Kaffee Schnaps und Fondue Chinois, ist sehr hoch.
«Wir haben schon viele Reservationen – es läuft auf jeden Fall», sagt der positiv gestimmte Barchef des Grand Café, Darren Oehley. Schon während der vergangenen WM fieberten über 200 Fussballfans im Innen- und Aussenbereich des Zuger Lokals mit. So ist auch dieses Jahr wieder ein Public Viewing geplant. Ein Gesuch wurde schon bei der Stadt Zug eingereicht – für die Bewilligung eines windgeschützten Outdoorzeltes. Nun wartet das Grand Café nur noch auf die Bestätigung der Stadt und dann kann das WM-Fieber starten.
Public Viewing im Sport-Chalet
Auch der Weihnachtsmarkt Rudolfs Weihnachten auf dem Inseli-Park in Luzern plant ein kleines Public Viewing. Stattfinden soll dieses indoor im Sport-Chalet für alle interessierten Gäste, ohne dass dabei die winterliche Stimmung beeinträchtigt wird – eine Win-Win-Situation. «Fussball ist zwar nicht der klassische Wintersport, aber die Menschen interessieren sich dennoch dafür, saisonunabhängig», teilt der Co-Founder von Rudolfs Reindeer AG, Philipp Kathriner, mit.
Das Chalet ist täglich um 11 Uhr geöffnet und zeigt alle WM-Spiele. Und wenn gerade keine Spiele stattfinden, verwandelt sich das Chalet in eine normale Bar mit Musik.
Umstrittenes Katar
Nebst der kalten Jahreszeit lässt auch der Austragungsort der WM viele Veranstalter an Public Viewings zweifeln. Mit ungünstigem Klima, kaum vorhandene Stadien und ohne jegliche fussballerische Tradition steht die diesjährige WM in Katar in der Kritik. Dazu kommen auch die sich häufenden Menschenrechtsverletzungen im arabischen Fürstentum.
Aus diesen Gründen hat die Westschweiz einen WM-Boykott beschlossen. Auch in der Zentralschweiz führt das Austragungsland zu Diskussionen. Bei den Veranstaltern von Rudolfs Weihnachten wurde schon vor den aktuellen Kontroversen über das Thema debattiert. Dieser Austausch ist bis dato heute auch noch nicht abgeschlossen.
Ob die Jahreszeit nun unpassend ist oder das Austragungsland zu Kontroversen führt – Public Viewings finden trotzdem statt. Schliesslich ist und bleibt die WM, welche alle vier Jahre stattfindet, eine der beliebtesten Sportveranstaltungen, die Menschen weltweit zusammen feiern lässt.