FCL-Präsident

Geisterspiele ohne finanzielle Unterstützung? «Nicht umsetzbar»

30.04.2020, 06:27 Uhr
· Online seit 29.04.2020, 21:38 Uhr
Ab dem 8. Juni dürfte die Super League nach Bundesrats-Richtlinien wieder Fussball spielen. Wie realistisch ist das und was muss erfüllt sein, damit der Ball tatsächlich noch vor dem Sommer wieder rollt? FCL-Präsident Philipp Studhalter hat eine klare Haltung dazu.
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Der Bundesrat hat entschieden, dass es ab dem 8. Juni wieder Super League-Fussball geben könnte. Was halten Sie von diesem Entscheid?

Es ist ein provisorischer Termin. Dieser zeigt, dass wir die Arbeit mit den Schutzkonzepten richtig gemacht haben. Wir haben nun vom Bundesrat einen Rahmen erhalten, in welchem wieder Fussball gespielt werden könnte. Provisorisch ab dem 8. Juni, dies ist jedoch noch nicht definitiv bestätigt. Und nun ist es an den Clubs und der Liga zu analysieren, ob dies möglich ist. Auch betreffend den Schutzkonzepten oder — im Speziellen — aufgrund der Finanzen.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, dass es am 8. Juni wieder los gehen kann?

Jetzt ist es noch etwas zu früh, um eine vollständige Liste zu erstellen. Wir müssen wirklich sehr viel beachten. Priorität hat sicherlich nun das Schutzkonzept, welches noch nicht einmal die Clubs kennen. Dieses muss nun erstmal geprüft werden. Insbesondere stellt sich die Frage, ob dies in der bestehenden Infrastruktur überhaupt umsetzbar ist. Oder ob es personell überhaupt machbar ist. Und dann ist natürlich der mögliche Terminplan eine grosse Herausforderung. Da muss auch geschaut werden, ob die Stadien verfügbar sind. Und zuletzt natürlich die wichtigste Frage: Wie wird das Ganze finanziert? Gibt es externe Hilfe?

Wie müsste diese externe Finanzierungshilfe aussehen?

Am liebsten hätten wir natürlich «à fonds perdu». Obwohl ich dies nicht wirklich als vertretbar erachte. Somit sind wir dann wohl bei Krediten, welche wir zum Überleben brauchen. Und natürlich stellt sich dann auch die Frage, wie man diese Kredite wieder zurückzahlen soll. Schliesslich haben wir innerstrukturelle Defizite im Schweizer Fussball.

Unter all diesen Umständen: Für wie realistisch halten Sie es, dass es noch vor dem Sommer wieder Fussball gibt?

Im Moment kann ich diese Frage nicht beantworten, da ich die Umsetzung des Schutzkonzepts noch nicht wirklich besprochen habe. Und zudem wissen wir auch noch nicht, wie die Kurzarbeit während dem Trainingsbetrieb und bei Geisterspielen geregelt wird. Wichtig finde ich auch die Frage, ob der Fussball oder der Profisport generell, wirklich eine Sonderbehandlung erhalten sollen. Der Bundesrat hat dies zwar entschieden, aber wir haben auch andere Unternehmen rund um uns herum, beispielsweise die Gastronomie, welche stark eingeschränkt sind. Ob es mit dem Fussball vor dem Sommer wirklich weitergehen soll, ist also eine finanzielle Frage, aber auch eine ethische.

Zum Thema Kurzarbeit: Wie lange bleibt der FCL noch in dieser?

Mit den heutigen Regelungen eigentlich bis zum Trainingsstart. Aber auch hier laufen Verhandlungen.

Ist Kurzarbeit somit auch nach Trainingsbeginn und während Geisterspielen ein Thema?

Dies sind natürlich finanzgetriebene Überlegungen. Wir können auf keinen Fall einen Vollbetrieb wieder hochfahren, ohne Matcheinnahmen mit Zuschauern. Diese machen rund 50 bis 60 Prozent unserer Haupteinnahmen aus. Somit muss natürlich bei der Frage der externen Unterstützung geklärt werden, ob die Vereine auch länger in der Kurzarbeit bleiben können.

Wenn die finanzielle Unterstützung ausbleibt und es dennoch zu Geisterspielen kommt, würden sie die Saison dann lieber abbrechen?

Diese Diskussion muss nicht nur der FCL führen, sondern die Mehrheit der Clubs. Aber diese Variante wird finanziell nicht gehen, da dies unweigerlich zu Konkursen führen würde. Sicherlich liegt es im Interesse der Clubs, die Saison fussballerisch zu Ende spielen zu können. Aber über allem steht das Überleben der Unternehmung und diese ist aktuell stark gefährdet. Insbesondere, weil wir eben noch nicht alle Eckdaten der möglichen externen Finanzierungshilfe kennen.

Wie intensiv ist der Austausch mit den anderen Präsidenten bezüglich der Saisonfortsetzung?

Wir tauschen uns insbesondere im Komitee sehr stark aus, mehrmals wöchentlich. Mit diesem Komitee leiten wir auch den Clubs Informationen weiter. Aber der Austausch bewegt sich bei allen im selben Themabereich: Wie können wir dies umsetzen? Wie können wir dies finanzieren? Und wie weit wollen wir als Fussball gehen, um die Saison wirklich fertig zu spielen? Wie weit wollen wir gehen und vor allem, wie weit können wir gehen?

Wenn es zur entscheidenden Abstimmung kommt: Es gibt keine externe Hilfe, die Geisterspiele bleiben, stimmen Sie dann für oder gegen die Fortsetzung der Saison?

Ohne Finanzierungshilfe geht es nicht, das ist gar keine Frage. Ich kann dies nicht finanzieren und umsetzen. Geisterspiele und keine externe Finanzierungshilfe? Dann gibt es auch keinen Fussball vor dem Sommer.

veröffentlicht: 29. April 2020 21:38
aktualisiert: 30. April 2020 06:27
Quelle: PilatusToday

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