Bob

Hasler mit erstem Schweizer Frauen-Podestplatz seit sieben Jahren

· Online seit 17.01.2021, 16:05 Uhr
Melanie Hasler fährt in St. Moritz als erste Schweizerin seit sieben Jahren auf das Podest eines Zweierbob-Weltcups - - und das in der ersten Weltcup-Saison der 22-jährigen Aargauerin.
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Die Olympiasiegerin und Führende nach dem ersten Durchgang, Mariama Jamanka, fährt durchs Ziel - und es leuchtet die 4 auf. Es ist das Zeichen für einen Jubelschrei aus mehreren Kehlen und fünf Schweizer Frauen, die sich in den Armen liegen. Mit Melanie Hasler und Anschieberin Irina Strebel steht erstmals seit sieben Jahren wieder eine Schweizerin auf einem Weltcup-Podest. Ausgerechnet die Juniorin Hasler, die in diesem Jahr eigentlich mehrheitlich Einsätze im Europacup geplant hatte, aber bereits im Dezember im Weltcup ausgesprochen positiv überrascht hatte.

«Schliifts?», hätte sie jemandem geantwortet, der ihr ein solches Resultat vorausgesagt hätte, meinte die ehemalige Volleyballspielerin aus Berikon am Mutschellen laut lachend. «Ich bin sprachlos. Weder ich noch irgend jemand anderes hätte das erwartet. Deshalb ist es umso erfreulicher.» Das zweite Schweizer Duo Martina Fontanive/Nadja Pasternack, das als Fünfte ebenfalls stark fuhr, freute sich ebenso mit wie Fabienne Meyer. Die jetzige Sportchefin des Verbandes Swiss-Sliding war im Januar 2014 die letzte Schweizerin auf einem Weltcup-Podest, als sie in Königssee gewann und damit auch gleich Europameisterin wurde.

Damals belegte die mittlerweile 36-jährige Amerikanerin Elana Meyers Taylor den 2. Platz, wie auch am Sonntag in St. Moritz wieder - nur elf Monate, nachdem sie Mutter wurde. Meyers Taylor war elf Hundertstel schneller als Melanie Hasler, aber acht hinter der deutschen Siegerin Stephanie Schneider, die sich vom 3. Platz mit Bestzeit im zweiten Durchgang an die Spitze schob.

Fontanives leise Enttäuschung

Der Podestplatz von Hasler ist umso höher einzustufen, als die Konkurrenz deutlich grösser war als noch bei den 4. (einmal) und 5. Plätzen (zweimal) im Dezember, als die Athletinnen aus Übersee wegen Corona fehlten. Die grössere Leistungsdichte zeigte sich in sehr kleinen Abständen. Nach dem ersten Lauf waren fünf Fahrerinnen innerhalb von sechs Hundertstelsekunden klassiert - und deshalb konnte sich Martina Fontanive nicht uneingeschränkt über ihr bestes Resultat seit einem Jahr freuen. Sie hatte sich vom 5. Rang noch nach vorne verbessern wollen, was ihr aber nicht gelang.

Am Ende fehlten Fontanive 44 Hundertstel auf Hasler und das Podest. «Nach dem zweiten Durchgang ist die Enttäuschung im Moment gerade noch gross», meinte sie unmittelbar nach dem Rennen. Dabei ist ihr Resultat ein eigentlicher Befreiungsschlag, nachdem sie ihr Potenzial im Dezember wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel nicht annähernd ausschöpfen konnte. «Jetzt wäre unerwartet noch mehr möglich gewesen.» Freude hatte sie aber am guten Schweizer Teamresultat und speziell auch für Irina Strebel, die normalerweise zum Team der 34-jährigen Zürcherin gehört.

Melanie Hasler, die erst seit drei Jahren Bob fährt, bleibt nun gleich im Engadin und fährt am kommenden Freitag die Junioren-WM - nun unverhofft als Topfavoritin auf den Titel. Auch da wird sie auf Unterstützung aus dem Team Fontanive zählen dürfen. Die aktuelle beste Schweizer Anschieberin Nadja Pasternack soll für den nötigen Schub sorgen. Dafür «opfert» die Aargauerin ihren 3. Platz in der Gesamtwertung, den sie nicht mehr wird verteidigen können.

Schweizer Männer im Vierer mit Steigerung

Die Schweizer Männer vermochten sich beim Heim-Weltcup im Vergleich zur Vorwoche deutlich zu steigern. Die Teams von Michael Vogt und Simon Friedli klassierten sich gleich hintereinander auf den Plätzen 7 und 8. Beim ersten Vierer-Weltcup in dieser Saison hatten sie in Winterberg die Top Ten noch deutlich verpasst.

Vogt startete erstmals mit den Anschiebern Silvio Weber, Sandro Michel und Andreas Haas, weil alle drei auch am kommenden Sonntag bei der Junioren-WM, die ebenfalls im Olympia-Bobrun stattfindet, teilnahmeberechtigt sind. Mit dem Start zeigte sich der Schwyzer zufrieden, mit seinen Lenkkünsten weniger. Simon Friedli, der noch über deutlich weniger Erfahrung mit dem grossen Schlitten verfügt, zog ebenfalls ein positives Fazit.

Am Ende erklang wie bisher immer in dieser Saison im Bobkanal die deutsche Hymne. Seriensieger Francesco Friedrich triumphierte vor dem Österreicher Benjamin Maier und dem Kanadier Justin Kripps.

veröffentlicht: 17. Januar 2021 16:05
aktualisiert: 17. Januar 2021 16:05
Quelle: sda

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