Die Eisgenossen machen Freude! Am ersten WM-Wochenende zauberten die Schweizer starke Leistungen aufs Eis. Gewiss gab es am Samstag beim 5:2 gegen die Italiener nach gefallener Entscheidung auch schwächere Momente. Aber den Schweizern war klar, dass am Sonntag mit den Dänen ein Gegner von anderem Kaliber wartet – ein Gegner, gegen den die Schweizer bei Olympia in Peking noch 3:5 verloren hatten. Am Sonntag liessen die Schweizer diesen Dänen, die am Samstag Kasachstan mit 9:1 auseinander genommen hatten, keine Chance.
Nach dem Geschmack der Dänen verlief einzig die Startphase. In dieser erspielten sich die Nordländer ein leichtes Chancenplus. Aber Leonardo Genoni (19 Paraden) strahlte im ersten Einsatz seit den Playoff-Finals die gleiche Ruhe aus wie in den letzten Finals mit dem EV Zug – und kam gleich wieder zu einem Shutout.
Gradlinige Schweizer
Aber reden wir lieber von der Offensive. Denn letztlich setzten die Schweizer vor allem im Angriff Akzente. Fabrice Herzog traf in der 9. Minute nach sieben Goals in den Playoffs auch an der Weltmeisterschaft ein erstes Mal. Dieses 1:0 zeigte vorzüglich die Gradlinigkeit der Schweizer in der Offensive auf. Andres Ambühl, der grosse Routinier mit 17 WM-Teilnahmen, fuhr vor dem Tor durch, raubte dem dänischen Goalie Frederik Dichow (der bei seinem WM-Debüt nach 40 Minuten ausgewechselt wurde) die Sicht, Herzog schoss im perfekten Augenblick und traf haargenau.
Den ersten Abschnitt gestalteten die Dänen optisch noch leicht überlegen (mit 10:8 Torschüssen). Im zweiten Abschnitt war das Team von Trainer Heinz Ehlers um Superstar Nikolaj Ehlers (in Biel aufgewachsen) nicht mehr zu sehen. Die Schweizer erspielten sich ein massives Chancenplus (17:4 Schüsse) – und skorten vier Goals. Timo Meier (2:0) und Philipp Kuraschev (5:0) trafen im Powerplay. Pius Suter und Janis Moser erhöhten von 2:0 auf 4:0. Die Schweizer machten Tempo. Beim 3:0 ging die Aktion derart schnell, dass erst im Nachgang der Eishockey-VAR feststellte, dass der Puck kurz hinter der Torlinie lag. Vier (der acht) Nordamerika-Verstärkungen trafen. Denis Malgin, für den die NHL auch wieder zum Thema wird, steuerte im zweiten Abschnitt drei Assists bei – und setzte im dritten Drittel den Schlusspunkt. Die Schweizer hielten - anders als noch gegen Italien – die Intensität und den Rhythmus bis zuletzt hoch.
Nach zwei Siegen innerhalb von 30 Stunden können die Schweizer am Montag an Details feilen und regenerieren. Problemzonen haben die Schweizer nicht viele. Allenfalls leisteten sich gegen Italien und Dänemark zu viele Strafen. Unerfreulich war daneben aus Schweizer Optik nur, dass mit Kevin Fiala (WM-Verzicht wegen auslaufendem Vertrag) und Nino Niederreiter (erreichte im Stanley Cup die Viertelfinals) vorerst keine weiteren Verstärkungen anreisen.
Nächster Gegner Kasachstan
Schon vor einem Jahr in Riga startete die Schweiz mit zwei Siegen in ein WM-Turnier - ehe dann ein 0:7 gegen Schweden folgte. Diesmal treffen die Schweizer am Dienstagabend auf Kasachstan, das übers Wochenende gegen Dänemark (1:9) und Frankreich (1:2) erst zwei Tore erzielte.
Das erste Wochenende machte klar, dass die Schweizer trotz Enttäuschungen in der jüngeren Vergangenheit mit den hochgesetzten Zielen (Halbfinals, Medaille) nicht blufften. Nach dem Ausscheiden der Russen ist die Schweizer Gruppe mit nur Kanada von den Top-Nationen womöglich etwas unterdotiert. Entsprechend wichtig ist es, die Chance auf eine Spitzenplatzierung und damit hoffentlich eine optimale Ausgangslage für die Viertelfinals zu wahren.
Vorbericht
Die Dänen fertigten Kasachstan am Samstag gleich mit 9:1 ab und unterstrichen damit, dass mit ihnen auch an dieser WM zu rechnen ist. An den Olympischen Spielen im Februar belegten sie unmittelbar vor den Schweizern den 7. Rang, in der Gruppenphase bezwangen sie nach Tschechien (2:1) auch das Team von Trainer Patrick Fischer (5:3). Nun wollen sie an einer WM zum dritten Mal nach 2010 und 2016 den Sprung in die Top 8 schaffen.
Die Handschrift des in der Schweiz bestens bekannten Heinz Ehlers, der seit der Saison 2018/19 als Headcoach der Dänen amtet, ist klar ersichtlich. Die Mannschaft lässt hinten wenig zu. Vorne kann Heinz Ehlers auf seinen Sohn Nikolaj zählen; der Nummer-9-Draft von 2014 brachte es in der abgelaufenen NHL-Qualifikation in 62 Partien für die Winnipeg Jets auf 28 Tore und insgesamt 55 Skorerpunkte. Zum Kantersieg gegen Kasachstan steuerte er drei Assists bei.
Die Schweizer sind also gefordert, wollen sie nicht zum ersten Mal an einer WM gegen die Dänen (sechs Siege) verlieren. Von einer Revanche für Peking will Fischer aber nicht sprechen. «Es sind immer andere Mannschaften. Aber klar, die Niederlage hat weh getan.» Wie will er die physisch starken Dänen diesmal bezwingen? «Wir müssen gradlinig und schnell spielen, dann werden auch sie Mühe haben.»