NHL

Nächstes Ziel: als Top-4-Verteidiger etablieren

29.06.2020, 06:02 Uhr
· Online seit 29.06.2020, 05:50 Uhr
Am 10. Juli beginnen die Trainingscamps für die Wiederaufnahme der NHL-Saison. Die Spieler müssen am Montag zurück bei den Teams sein. Jonas Siegenthaler flog letzte Woche nach Washington.
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Es herrschen strenge Regeln für Siegenthaler nach der Rückkehr in die amerikanische Hauptstadt, musste er doch für sieben Tage in die Quarantäne. Das Training darf er erst nach vier negativen Tests auf das Coronavirus aufnehmen. Der 23-jährige Verteidiger der Washington Capitals nimmt dies seinem Naturell entsprechend gelassen.

Nach dem Unterbruch der Saison am 12. März blieb Siegenthaler zunächst in den USA: «Niemand wusste, wie sich die Situation entwickelt, deshalb wartete ich zunächst ab.» Mitte April kehrt er aber doch in die Schweiz zurück. Er erhielt zwar einen Trainingsplan der Capitals, absolvierte aber ein eigenes Programm, das sich bewährt hat. Mit einem Gewicht von 99 kg bei einer Grösse von 1,89 m geht es für ihn nicht mehr darum, Volumen aufzubauen, sondern steht die Explosivität und Beweglichkeit im Mittelpunkt. Allerdings ist er mit der Kraft im Oberkörper «noch nicht ganz zufrieden, dort muss ich noch etwas stärker werden.» Siegenthaler trainierte auch auf dem Eis, er durfte sich dem EV Zug anschliessen.

Nun fühlt er sich bereit, falls der Spielbetrieb tatsächlich wieder aufgenommen wird - ein mögliches Datum ist der 30. Juli. Darauf hofft Siegenthaler sehr, zumal die Perspektiven mit Washington gut sind. Nur zwei Teams waren in der abgebrochenen Qualifikation besser, die Capitals stehen direkt in den Playoff-Achtelfinals. Auch der Zürcher blickt bislang auf eine erfolgreiche Saison zurück, gelang ihm doch der Durchbruch. Er wurde in 64 von 69 Partien eingesetzt, erhielt durchschnittlich 15:44 Minuten Eiszeit und erzielte seine ersten beiden Tore in der NHL.

«Als junger Spieler brauchst du zwei, drei Saisons, um zu dich zu beweisen», sagt Siegenthaler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Bis zum Allstar-Break (Ende Januar) lief es mir sehr gut. Danach fiel ich in ein kleines Loch, fühlte ich mich körperlich und im Kopf etwas müde.» Sein nächstes Ziel ist, regelmässig zu den Top-4-Verteidigern zu gehören.

Siegenthaler gibt zu, im Kraftraum in der Vergangenheit nicht immer top seriös gewesen zu sein. Er realisierte indes, dass es in der besten Liga der Welt nicht reicht, im Sommer einfach etwas zu trainieren. Siegenthaler korrigierte seine Einstellung. «Ich sagte zu mir: ‹Wenn du es wirklich willst, dann reiss dich zusammen›. Letztendlich möchtest du nicht mehr zurück in die AHL, wenn du mal in der NHL gespielt hast.» Zudem gefiel es ihm nicht wirklich in Hershey, wo das Farmteam beheimatet ist. «Es hat dort nichts, weshalb ich fast die Krise bekam. Ausserdem wollte ich es all denjenigen zeigen, die nicht an mich geglaubt haben. Das motivierte mich zusätzlich.»

Siegenthaler kam dank seinem älteren Halbbruder zum Eishockey. Bis 13 war die NHL für ihn weit weg, dann durfte er an einem Turnier in Québec spielen, wo die beste Liga der Welt omnipräsent war. Als er dann mit 14 schon in der U20-Kategorie bei den ZSC Lions und den GCK Lions zum Einsatz kam, merkte er, dass eine Karriere als Profi realistisch ist. 2015 wurde er von den Capitals als Nummer 58 gedraftet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fühlt er sich mittlerweile wohl in Nordamerika. «Es war zu Beginn nicht einfach ohne Familie und Kollegen», blickt Siegenthaler zurück. «Nun habe ich mich damit abgefunden, sie nur im Sommer zu sehen.»

Allerdings läuft der Vertrag mit Washington aus. Diesbezüglich macht er sich aber keine Sorgen, haben ihm die Verantwortlichen doch signalisiert, ihn behalten zu wollen. «Das gibt mir eine gewisse Sicherheit, ich habe keinen Stress», erklärt Siegenthaler. Schliesslich sei es für die Teams angesichts der aktuellen Situation schwierig zu planen. So ist noch offen, wie hoch der Salary Cap sein wird.

Ohnehin will sich Siegenthaler auf den Moment fokussieren. Beim bisher einzigen Stanley-Cup-Triumph der Capitals vor zwei Jahren hätte er zur Mannschaft gehört. Weil er allerdings kaum zum Einsatz gekommen wäre, zog er die WM-Teilnahme mit der Schweiz vor. Zwar durfte er nach Dänemark mitreisen, er wurde aber nicht für das Turnier angemeldet und musste gar die Heimreise antreten, nachdem Roman Josi und Kevin Fiala zur Equipe gestossen waren. Die Schweizer holten damals Silber, also blieb ihm auch dieser Erfolg verwehrt. Nun will er das Verpasste nachholen.

veröffentlicht: 29. Juni 2020 05:50
aktualisiert: 29. Juni 2020 06:02
Quelle: sda

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