Quelle: pilatus today / Marina Bühlmann
In zwei Jahren finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt. Während rund zwei Wochen versuchen Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt dann wieder Geschichten für die Ewigkeit zu schreiben. Mit dabei soll auch ein Zentralschweizer sein. Schwergewichtsruderer Patrick Brunner vom Seeclub Sempach arbeitet zielbewusst und mit beherztem Einsatz auf den Event hin.
«Es ist mein grosser Traum», sagt der 21-Jährige im Gespräch. Bereits als kleines Kind habe er sich vorgestellt, an den Spielen mit den «legendären fünf Ringen» teilzunehmen. «Damals aber eher als Langläufer.» Durch seine norwegische Mutter wurde ihm die skandinavische Ausdauer-Leidenschaft bereits früh in die Wiege gelegt. «Deshalb werde ich von meinen Freunden auch oft als Wikinger bezeichnet», sagt er schmunzelnd.
Die Leidenschaft zum Rudern entwickelte sich erst später. Er fügt an: «Bei der Junioren-WM 2018 wurde mir dann bewusst, was alles für mich in diesem Sport möglich sein könnte.» Auf nationaler Ebene wurde der Entscheid, alles auf die Karte Rudern zu setzen, mit drei Schweizermeister-Titeln belohnt. Und auch international konnte er bereits einige Top-Platzierungen herausfahren. «Das sportliche Highlight ist sicherlich die Bronzemedaille an der U23-EM 2019 in Griechenland.»
Zuerst Qualifizieren und dann aufs Podest schielen
Die Vorbereitungen sind hart. Brunner trainiert praktisch jeden Tag. Im nationalen Leistungszentrum in Sarnen wird von morgens um sieben bis abends um sechs Uhr geschuftet. Doch er ist motiviert: «Ich bin komplett von diesem Weg überzeugt. Wenn ich an Olympia denke, löst das riesige Emotionen in mir aus.» Das primäre Ziel ist die Qualifikation in der Disziplin Doppelvierer. «Und dann möchten wir natürlich auch möglichst weit nach vorne rudern.»
Geschenkt wird ihm dabei nichts. Um aus seinem Traum Realität werden zu lassen, müsse er auf viel verzichten. «Vor allem zu Beginn war dies sehr schwierig, auch für mein Umfeld», erläutert er. Wenn seine Kollegen am Samstagmorgen vom Ausgang heimkommen, ist er bereits wieder beim Training. «Aber umso weiter ich diesen Weg gehe, desto besser fühlt es sich an. Und meine Familie und Freunde freuen sich mit mir.»
Immer unterwegs – Studieren nebenbei
Neben seiner Profi-Karriere im Rudern, studiert Patrick Brunner an der Universität Luzern Politikwissenschaften. Für ein Vollzeit-Studium reicht es jedoch nicht. «Ich habe oftmals nur zwischen den Trainings-Einheiten kurz Zeit, um zu lernen und Podcasts nachzuhören.» Alles unter einen Hut zu bringen, sei nicht immer einfach.
Zusätzlich kommt hinzu, dass das Leben als Ruderer auch finanziell nicht das Einfachste sei. «Wir werden vom Verband oder Club nicht entlöhnt. Im Gegenteil, Ende Jahr müssen wir einen Teil der Kosten mittragen», erklärt Brunner, der noch immer bei den Eltern wohnt. Über die Runden komme er dank Unterstützungsgelder von Sporthilfe und Armee, grosszügigen Zuschüssen der Familie und einem von ihm gegründeten Gönner-Verein.
Trotz aller Widrigkeiten: Patrick Brunner lässt sich von seinem Ziel – Olympia 2024 – nicht abkommen zu lassen. Nächster Programmpunkt auf dem Weg nach Paris sind die Europameisterschaften ab dem 11. August in München und die Weltmeisterschaften im September in Tschechien. Er schliesst ab: «Das ist der erste richtige Härtetest mit dem ganzen Feld, das wohl um die Olympischen Startplätze kämpft.» Kämpft Brunner so weiter, stehen die Chancen gut, dass einer dieser Startplätze ihm und seinem Team gehört.