«Tochter will nicht, dass ich aufhöre» – So emotional verabschiedet sich Philipp Schuler
Quelle: PilatusToday / David Migliazza
Alle waren sie gekommen: seine Frau Irene, seine Kinder, sein Bruder Christian, seine Schwingerkollegen. Und viele von ihnen hatten Tränen in den Augen, als Philipp Schuler den allerletzten Gang seiner beachtlichen Karriere gewann und sich damit zum Abschluss nochmals einen Kranz sicherte.
«Es ist wunderschön. Mein Traum ging in Erfüllung», schwärmt Philipp Schuler – den Tränen nahe. Vor dem Start seines letzten Schwingfestes hatte er fast etwas zurückhaltend gesagt, er würde gerne nochmals einen Kranz gewinnen – den 49. seiner Karriere. «Das wäre das i-Tüpfelchen.»
Auch der derzeit verletzte Christian Schuler (in Weiss) verfolgte den letzten Gang seines Bruders aus nächster Nähe.
Stetiger Steigerungslauf und Einteilungsglück
Gesagt, getan. Obschon der 40-Jährige mit einer Niederlage ins Schwyzer Kantonale startete, liess er sich in den nachfolgenden fünf Gängen nicht mehr bezwingen. Lediglich einen Gestellten musste er sich noch abringen lassen. Doch das konnte den perfekten Abschluss mit dem gewünschten Kranzgewinn nicht mehr verhindern.
Philipp Schuler hängt seine Zwilchhose an den Nagel.
«Ich hatte grosse Mühe, die Spannung aufzubringen. Erst am Nachmittag ging es etwas besser», sagt Schuler. Gleichzeitig ist er sich aber auch bewusst, dass er diesmal nicht die stärksten Gegner vorgesetzt bekam. «Sie waren heute fair in der Einteilung.»
Quelle: PilatusToday / David Migliazza
Teamplayer statt Einzelkämpfer
Gut möglich, dass die Einteilungsverantwortlichen dem Rothenthurmer etwas zurückgeben wollten. Denn immer wieder hat er sich in seiner 30-jährigen Karriere in den Dienst seiner Verbandskollegen gestellt und an Schwingfesten namhafte Gegner aus dem Rennen um den Festsieg genommen.
Vermutlich auch wegen dieser aufopferungsvollen Art blieb Schuler bis heute ein eidgenössischer Kranz verwehrt – trotz insgesamt sieben Teilnahmen an einem Eidgenössischen. Doch Groll kennt der Schwyzer nicht. «Es gibt so viele schöne Momente, die mir in Erinnerung bleiben. Unter anderem auch die vielen Freundschaften, die durch das Schwingen entstanden sind.»
Philipp Schuler jubelt nach dem Sieg gegen Marco Hürlimann im letzten Gang als Schwinger.
Abschied auf der grossen Bühne
Die grosse Akzeptanz in den Schwingerkreisen unterstreicht sein Abschied am Sonntag am Schwyzer Kantonalen. Der 40-Jährige konnte auf der grossen Bühne abtreten. Er konnte erst ins Sägemehl steigen, nachdem alle anderen Schwinger ihren 6. Gang absolviert hatten. So hatte Schuler die volle Aufmerksamkeit der 3'300 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Und als sein Gang gewonnen und die ersten Tränen getrocknet waren, folgte traditionsgemäss jener Akt, der eine Schwingerkarriere endgültig besiegelt: Das Zwilchhosen-an-die-Wand-Nageln. Auch dies meisterte Schuler sympathisch und ohne grosses Tam-Tam. So wie man ihn kennt.
Quelle: Tele 1
Rücktritt verschoben
Dass er ausgerechnet am Schwyzer Kantonalen in Muotathal abtritt, kommt nicht von ungefähr. Seine Karriere hatte er 1992 an einem Nachwuchsschwingfest gestartet – in Muotathal. Mit dem letzten Auftritt an gleicher Stätte schliesse sich nun ein Kreis für ihn.
«Eigentlich wollte ich bereits vor zwei Jahren zurücktreten.» Doch wegen der Corona-Pandemie wurde das Fest in Muotathal verschoben, sodass es erst jetzt durchgeführt werden konnte. Deshalb verlängerte Philipp Schuler kurzerhand seine Karriere. Eine Karriere, die am Sonntag definitiv zu Ende ging.
Das sagt Philipp Schuler zu seinem Rücktritt
Quelle: PilatusToday / David Migliazza