Schwingen

Wird König Joel Wicki jetzt Werbemillionär? Ein Vergleich mit anderen Schweizer Sporthelden

31.08.2022, 09:13 Uhr
· Online seit 30.08.2022, 22:20 Uhr
So viel ist Joel Wicki auf dem Werbemarkt im Vergleich zu Marco Odermatt und Simon Ehammer wert.
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Joel Wicki ist der neue helvetische Sportheld. Wo liegt sein Vermarktungspotenzial im Vergleich zu Skistar Marco Odermatt oder Leichtathlet Simon Ehammer? Der Reiz dieser Frage liegt auch darin, dass alle drei mit Michael Schiendorfer den gleichen Manager haben.

Die Schwinger dürfen inzwischen auch werben. Das Schwingen ist sogar der einzige Sport, dessen weltweites Werbevolumen offiziell bekannt ist. Weil alle Schwinger ihrer Werbeverträge bei Verbands-Geschäftsführer Rolf Gasser einreichen und auf den Einnahmen eine «Reichtumssteuer» von 10 Prozent an den Verband abliefern müssen.

Wicki ist noch lange kein Millionär

2021 waren das exakt 218'440 Franken und 52 Rappen. Ergibt ein Gesamtvolumen von 2,184 Millionen, das sich 73 Böse teilen. Macht im Schnitt pro Mann rund 30'000 Franken. Wenn nun geschätzt wird, dass sich die zehn Besten 80 Prozent dieser Einnahmen teilen, so bleiben etwa 1,6 Millionen für die zehn Grossverdiener. Daraus ersehen wir: Joel Wicki ist noch lange nicht Millionär. Seine Werbeeinnahmen dürften vor der Thronbesteigung noch nicht einmal 500'000 Franken erreicht haben.

Aber nun ist er König. Wird er jetzt Millionär? Die Frage geht an Michael Schiendorfer. Er vertritt die Interessen des neuen Königs auf dem Werbemarkt und räumt ein, dass sein Klient noch nicht ein Millionär in Zwilchhosen ist. Ein Vergleich mit Marco Odermatt und Simon Ehammer ist reizvoll. Michael Schiendorfer sagt, ein herausragender Schweizer Leichtathlet mit WM- und Olympia-Medaillenchancen habe etwa den gleichen Werbewert wie der Schwingerkönig.

Odermatt hat sieben Mal mehr Instagram-Follower

Erst im Falle eines Olympiasieges oder WM-Titels wird dann die Rechnung neu gemacht. Zurzeit ist das Potenzial von Simon Ehammer und Joel Wicki bei weitem nicht so gross wie bei Marco Odermatt. Ein Hinweis auf Popularität und Vermarktungsfähigkeit gibt etwa die Anzahl Follower auf Instagram: 27’000 bei Simon Ehammer, 25’000 bei Joel Wicki, 27’000 bei Christian Stucki und 191’000 – also sieben Mal mehr – bei Marco Odermatt.

Wenn wir Werbevolumen von Simon Ehammer oder Joel Wicki von aktuell knapp einer halben Million um den Faktor sieben multiplizieren, dann kommen wir in der Tat etwa auf das Potenzial von Marco Odermatt. Zumindest bei einem erfolgreichen Jahr. Werbeverträge im Ski-Zirkus sind stark leistungsorientiert (Prämien) und in einem grossen Jahr dürfte Marco Odermatt auf rund 3 Millionen Franken Werbe-Einnahmen kommen.

Könige sind nicht alle gleich

Bleibt die Frage, ob Joel Wicki im Laufe der Jahre auf eine Million kommen kann. Sein Vorgänger Christian Stucki erreicht nicht ganz diese Summe. Könige sind nicht alle gleich. Jeder hat eine andere Ausstrahlung (Charisma), eine andere Geschichte und ein unterschiedliches Werbeprofil.

Christian Stucki gilt weiterhin als König der Herzen. Sein Weg auf den Thron war ein viel längerer. Er ist erst mit 34 König geworden. Nicht schon mit 25. Unvergessen bleibt, wie er, noch auf dem Rücken im Sägemehl liegend und gebodigt, dem Sieger und neuen König Matthias Sempach nach dem eidgenössischen Schlussgang 2013 einen Kuss auf die Stirn drückt. Christian Stucki, der raue Kerl mit dem weichen Kern.

Von Joel Wicki gibt es noch keine solche Szene. Er ist er perfekte Athlet. Aber er hat nicht das Charisma des urigen Berners. Ein erfahrener Sportvermarkter mit intimen Kenntnissen des Zwilchhosen-Geschäftes sagt es so:

Dieser polemischen Einschätzung kann Michael Schiendorfer denn doch nicht zustimmen und fragt: «Wo war Christian Stucki mit 25?» Joel Wicki sei anders als Christian Stucki. Und das sei gut so. Er sieht den alten König nicht als Konkurrenten auf dem Werbebusiness. Im Gegenteil: «Die beiden ergänzen sich.» Und so ist es ihm ganz recht, dass Christian Stucki seine Karriere fortsetzt.

Wird also Joel Wicki ein Sägemehlmillionär? Die Antwort, die der Wahrheit wohl recht nahekommen dürfte: Er ist noch nicht einmal ein halber Millionär. Aber wenn er gesund bleibt, dann wird es ihm im Laufe der nächsten Jahre möglich sein, im Jahr zwischen 500'000 und 800'000 Franken Werbe-Einnahmen zu erzielen. Der König wird nicht Werbe-Millionär Aber ein schöner Zustupf zu den Direktzahlungen für seinen Bauernhof ist es aber schon.

(Klaus Zaugg)

veröffentlicht: 30. August 2022 22:20
aktualisiert: 31. August 2022 09:13
Quelle: Luzerner Zeitung

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