Ski alpin

Michelle Gisins Testwettkämpfe zum Saisonende

· Online seit 26.02.2022, 07:42 Uhr
Während es bei Corinne Suter noch um die Abfahrts-Kristallkugel geht, steht Michelle Gisin für die verbleibenden vier Weltcup-Rennwochen ohne höheres Ziel da.
Anzeige

Die Obwaldnerin will die Zeit zum Testen nutzen, um für die Zukunft wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Fänden die Rennen nicht in Crans-Montana statt, wo sie seit jeher sehr gerne antritt, Michelle Gisin würde die ersten Weltcup-Rennen nach den Olympischen Spielen wohl auslassen. Zu müde, ja regelrecht «auf den Felgen», fühle sie sich nach den «verrückten Wochen» an den Winterspielen in China, so die 28-Jährige. Es sei vom Körperlichen her grenzwertig, dass sie im Wallis fahre, sagt Gisin.

Ideal sei dafür, dass auf der Piste Mont Lachaux zwei Abfahrten stattfänden. «So kann man sich in den Trainings wieder herantasten.» Für Gisin ging es in den zwei Übungsfahrten vor allem darum, «die Spannung zu finden und zudem sicher und gesund ins Ziel zu kommen. Das gelang mir, allerdings auf bescheidenem Niveau.» Letztlich sei dies aber «total egal», niemand frage nach den Resultaten im Training.

Aus der Not geborene Umstellung

Sogar die Rennen - nicht nur die in Crans-Montana, sondern sogar alle noch anstehenden bis zum Saisonende -, hätten für sie nicht ganz die Wichtigkeit wie sonst, erzählt Gisin. «Ich könnte jetzt alles aussetzen, es würde sich gar nichts ändern. Weil ich im Sommer gesundheitlich ausgebremst worden bin (durch das Pfeiffersche Drüsenfieber - Red.), fehlen mir nun die Ziele», so die Obwaldnerin, die sich in den zwei Vorsaisons jeweils noch lange im Kampf um die Kristallkugeln befand.

«Das lag heuer nicht drin. Mit so wenig Vorbereitung kann man nicht das Gefühl haben, konstant in jedem Rennen vorne mitmischen zu können», sagt Gisin, die sich mit ihren Resultaten selber überraschte: «Noch vor Olympia stand ich in drei verschiedenen Disziplinen auf dem Podest und erreichte in der Abfahrt Rang 6 als Bestresultat. Das hätte ich nie gedacht, denn die Trainer und ich sprachen bis Ende November noch über den Verletztenstatus, den wir vielleicht beanspruchen müssten.»

Das war zum Glück nicht nötig. Die stark beeinträchtigte Vorbereitung führte allerdings dazu, dass sich die polyvalente Fahrerin andere Ziele setzen musste. Von möglichst in allen Disziplinen und Rennen vorne dabei zu sein, «switchte mein Fokus auf Olympia. Das war nicht nur einfach, aber ich hatte gar keine andere Wahl.» Die aus der Not geborene Umstellung gelang ihr hervorragend, obwohl sie zunächst an den Winterspielen mit Top-10-Klassierungen im Riesenslalom und Slalom (nach Rang 2 im ersten Lauf) nicht ganz das Erhoffte erreichte. Doch mit Gold in der Kombination - wie 2018 schon in Pyeongchang - und Bronze im Super-G verliess sie China als erfolgreiche und auch stolze Athletin: «Wirklich schön, wie ich das auf Olympia zusammengebracht habe.»

Vierwöchiger Schlussspurt

Jetzt folgt also noch der «Schlussspurt», wie es Gisin nennt. In Crans-Montana freut sie sich darauf, «die Emotionen, die wir in China erleben durften, ein bisschen mit den Fans zu teilen. In China war da gar nichts los, selbst den Speaker hörte man fast gar nicht.» Auch danach - obwohl im weiteren Sinn ziellos - will sich die Innerschweizerin nicht gehen lassen. Sie sieht die verbleibenden Wochen bis zum Saisonende «als super Zeit an, sehr vieles austesten zu können. Ich kann für einmal ohne Druck, dass es passen muss, gewisse Dinge ausprobieren.»

Im Grundsatz geht es ihr darum, trotz grosser Müdigkeit intelligent zu fahren, ohne unnötige Risiken einzugehen. Gisin will für die Zukunft lernen, wenn es noch um etwas - «vielleicht ja sogar die grosse Kristallkugel» (Gisin) - geht. «Dannzumal werde ich wohl auch müde sein, denn müde ist man Ende Saison immer. So werde ich dannzumal hoffentlich wissen, was ich in dieser Phase genau brauche und was eben nicht.»

veröffentlicht: 26. Februar 2022 07:42
aktualisiert: 26. Februar 2022 07:42
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch