Wimbledon

Bencic und der Fluch von Wimbledon

· Online seit 27.06.2022, 05:56 Uhr
Belinda Bencic liebt Wimbledon - doch das beruht bislang nicht auf Gegenseitigkeit. Nach dem Fehltritt im Final des Rasenturniers in Berlin könnte auch dieses Jahr unter einem unguten Stern stehen.
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Vielleicht hatte Bencic am Ende noch Glück im Unglück. Untersuchungen nach dem unglücklichen Ausrutscher in Berlin ergaben keine gravierenden Verletzungen im linken Knöchel. Er ist nicht gebrochen, keine Bänder sind gerissen. Dennoch wird es ein Wettlauf gegen die Zeit, um bis am kommenden Montag oder Dienstag wieder fit zu werden und Vertrauen in die Bewegungen und die Belastbarkeit des Fusses zu fassen.

Es wäre ein Jammer, denn eigentlich bringt Bencic alles mit, um auf Rasen eine Überfliegerin zu sein. Das beweist ihr Juniorensieg in Wimbledon 2013, ihr erstes WTA-Turnier gewann sie zwei Jahre später in Eastbourne ebenfalls auf grüner Unterlage, dazu kommen mittlerweile drei weitere WTA-Finals auf Rasen. Und dennoch gab es in Wimbledon schon viele Dramen, aber keine echten Erfolge. 2016 musste sie wegen einer Verletzung am Handgelenk unter Tränen aufgeben, im letzten Jahr stand sie als haushohe Favoritin in der 1. Runde gegen die Weltnummer 102 Kaja Juvan völlig neben den Schuhen. Zwei Achtelfinals sind die bisher magere Ausbeute.

Das müsste es gemäss Setzliste - Bencic ist die Nummer 14 - auch in diesem Jahr mindestens werden. Wenn denn der Fuss hält. Im völlig unberechenbaren Frauentennis wäre ein Exploit der Olympiasiegerin eigentlich überfällig.

Golubics Lieblingsturnier

Das Palmarès von Viktorija Golubic (WTA 51) in Wimbledon liest sich erstaunlicherweise erfreulicher. 3. Runde vor zwei Jahren, sogar der Viertelfinal vor zwölf Monaten, bei keinem Grand-Slam-Turnier agierte die Zürcherin erfolgreicher. Mit dem Halbfinal vor zwei Wochen in Nottingham deutete sie zumindest an, dass sie auch heuer für eine Überraschung gut sein könnte.

Jil Teichmanns auf Topspin und Winkelzügen aufgebautes Spiel ist hingegen eher weniger rasen-tauglich, auch wenn sie mit ihrem starken Aufschlag durchaus konkurrenzfähig sein könnte. Sie hat in Wimbledon noch nie eine Partie gewonnen und muss ihren Status als Setznummer 18 erst bestätigen.

Am Montag als erste Schweizerin im Einsatz steht Ylena In-Albon (WTA 110). Die eigentlich eher als Sandspezialistin bekannte Walliserin profitierte unter anderem vom Ausschluss der Russinnen und Belarussinnen und steht erstmals im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.

Zwei der Schweizerinnen bekommen das Fehlen von WTA-Punkten in diesem Jahr besonders zu spüren. Bencic verpasst so die Chance, einen grossen Sprung zurück in die Top Ten zu machen, Golubic kann ihre Punkte nicht ersetzen und fällt wohl sogar aus den Top 100. Immerhin: Bei Turnieren ohne Ranking-Punkte (Olympia, Billie Jean King Cup) trat Bencic sehr oft überzeugend auf.

Premiere für Hüsler und Ritschard

Im Schatten der Frauen stehen die Schweizer Männer. Roger Federer fehlt erstmals seit 24 Jahren (2020 fiel das Turnier wegen Corona aus.). Stan Wawrinka (ATP 265) ist dank einer Wildcard dabei, sogar vor seiner langen Verletzungspause schaffte er es im Südwesten Londons aber nie über die Viertelfinals hinaus. Auch Henri Laaksonen (ATP 95) fühlt sich auf Sand wesentlich wohler als auf Rasen.

Erfreulich ist die Entwicklung der weiteren Davis-Cup-Spieler in diesem Jahr. Mit Marc-Andrea Hüsler (ATP 104) und Alexander Ritschard (ATP 192) schafften gleich zwei über die Qualifikation erstmals den Einzug ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.

Damit stehen trotz des Fehlens von Roger Federer mit Stan Wawrinka und Henri Laaksonen vier Schweizer im Haupttableau von Wimbledon.

veröffentlicht: 27. Juni 2022 05:56
aktualisiert: 27. Juni 2022 05:56
Quelle: sda

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