Quelle: PilatusToday
Gespannt wartet die Schweizer Bevölkerung auf den Bundesratsentscheid am 12. August. Wie geht es weiter mit dem Grossveranstaltungsverbot von mehr als 1'000 Personen? Es ist eine Situation zwischen Hoffen und Bangen. Hoffen, dass der Bundesrat das Verbot aufhebt oder sich zumindest klar für individuelle Schutzkonzepte ausspricht. Und Bangen, dass die Zukunft von Tausenden von Arbeitnehmern gesichert werden kann.
Patrick Lengwiler, CEO des EV Zug gibt unumwunden zu: «Auf der Basis von 1'000 Personen können die Clubs nicht überleben». Dabei ist es egal, ob es sich dabei um Zug handelt oder die ZSC Lions, Bern, Langnau oder Ambri. Es geht wohl allen Clubs aktuell finanziell ans Eingemachte. Es ist essenziell, dass nicht nur einzelne Clubs überleben, sondern das Schweizer Eishockey. «Die Clubs sind abhängig voneinander und dass man gegeneinander spielen kann. Ohne Gegner gibt es auch keine Meisterschaft», so Lengwiler.
Die Grenze von maximal 1'000 Personen an Veranstaltungen im März einzuführen, war wohl richtig. Es war wohl auch die richtige Entscheidung, das Verbot bis Ende August zu verlängern. Aber nun reicht es, ist man sich vielerorts einig. Im Eishockey befürchtet man jedoch, dass das BAG und der Bundesrat den Warnschuss der Sportbranche nicht gehört haben und sich der Brisanz nicht bewusst sind. Aber woher auch, die Lobby des Sports in Bundesbern ist beinahe inexistent. Zumindest nach aussen, gibt auch Patrick Lengwiler zu.
Ihn irritiere jedoch eine Sache ganz besonders. «Man kann sicher sagen, dass die Lobby in Bern zu gering ist für den Sport. Aber dies ist in erster Linie ein Versäumnis des Sports selber.» Hinzu komme jedoch noch ein ganz anderer Aspekt. «Mich frustrieren jedoch Diskussionen von gewählten Politikern, die in die Richtung gehen, dass es doch nicht schadet, wenn Spitzensportler und Grossverdiener für einmal etwas weniger kassieren.» Klar habe auch der EVZ Spieler mit hohem Salär, aber dies seien die wenigsten, betont Lengwiler. «Und was viele vergessen, hinter den Grossverdiener steht eine ganze Liste von Arbeitnehmern, welche ebenfalls Lohn beziehen. Bei uns hängen über 300 Arbeitsstellen hintendran.» Und dann wird Patrick Lengwiler deutlich: «Wenn man dies verkennt und so lapidar darüber hinweg sieht und so Stammtisch-Geblabbere macht … da habe ich definitiv andere Erwartungen an gewählte Politiker.»
Dass sich das BAG und der Bundesrat zu wenig um den Schweizer Sport kümmere, darüber sorgt man sich auch beim Komitee #SaveSwissSports – Verantwortungsvolle Sportevents. Sie haben eine Onlinepetition lanciert, um an den Bundesrat zu appellieren. Sie wollen weg vom allgemeinen Veranstaltungsverbot und hin zu spezifischen Schutzkonzepten. An Unterstützung scheint es nicht zu mangeln. Bereits haben beinahe 6'000 Personen die Petition unterzeichnet. Tendenz steigend.
Ein Stadion ist keine Turnhalle und kein Flugzeug
Wie im Fussball streben auch die Eishockey Clubs individuelle Schutzkonzepte an. «In einem Stadion haben nun mal mehr Personen Platz als in einer Turnhalle», argumentiert Lengwiler. «Und wir können dennoch die Sicherheitskonzepte problemlos einhalten». In der Zuger BossardArena wäre es möglich, mit Sitzplätzen und ohne Gästefans bis zu 5'700 Zuschauer pro Spiel in die Arena zu lassen. Auch eine mögliche Maskenpflicht wäre für Patrick Lengwiler kein Unding: «Personen setzen sich stundenlang mit Masken in eine A380-Airbus und fliegen in die Ferien, da ist es auch möglich, dass man für zwei Stunden an einem Eishockeyspiel eine Maske trägt.»
So oder so: ob jetzt mit oder ohne Maske, mit oder ohne Stehplätze, mit oder ohne Gästefans. Entscheiden wird am Schluss der Bundesrat. Und dem Eishockey bleibt wie allen anderen Branchen auch, nur das Hoffen und Bangen auf einen für sie möglichst wohlwollenden Entscheid. Bis am Mittwoch 12. August ist noch Geduld gefragt, dann wird der Bundesrat erneut vor die Medien treten. Und zeigen müssen, ob ihm der Schweizer Sport am Herzen liegt oder nicht.