Digitalexperte bestätigt: «Es gibt immer mehr Fake-Accounts»
Today: Gibt es tatsächlich immer mehr Fake-Profile?
Jean-Claude Frick: Es ist so, dass es immer mehr Fake-Accounts gibt. Das passiert immer in Wellen und aktuell ist das der Fall. Es werden extrem viele Accounts bei Facebook, Instagram oder anderen sozialen Medien «gefaked». Das heisst, dass Accounts kopiert werden. Es wird also quasi eine zweite Version von einem Account erstellt – mit der Hoffnung, dass die Leute es nicht bemerken und dann beispielsweise eine Freundschaftsanfrage annehmen.
Welche Arten von Fake-Accounts gibt es?
Es gibt solche, die quasi eine Kopie von anderen Profilen sind und sich als bestehender Account ausgeben. Es gibt aber auch noch Fake-Accounts, die irgendwas vorgaukeln. Gewinnspiele sind zum Beispiel sind sehr beliebt. Es gibt aber auch komplette Firmen, die «gefaked» werden. Oft fallen Leute darauf rein, wenn irgendwelche Sachen viel günstiger als das Original verkauft werden.
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Was ist die Idee dahinter?
Einerseits geht es darum, möglichst schnell Freunde anzusammeln. Also versuchen die Urheber mit diesen Fake-Accounts schnell Verbindungen zu machen. Wenn Privatpersonen einfach kopiert werden, wollen sie sich als den ausgeben, den sie kopiert haben. Wenn dann jemand eine Freundschaftsanfrage angenommen hat, dann ist der nächste Schritt relativ schnell. Mit Nachrichten wie «Hey, ich hab ein kleines Problem und brauche etwas Geld» oder «Mein Adressbuch wurde gelöscht, kannst du mir nochmal kurz deine Handynummer geben?» wollen diese Leute Geld oder Daten sammeln. Von diesen Informationen werden dann «Phishing Mail»- Kampagnen gestartet. Je mehr Daten drin sind, desto eher fallen die Empfängerinnen und Empfänger darauf rein und überweisen Geld oder geben Daten preis, die sie sonst nicht so hergeben würden.
Was ist das Ziel?
Es geht vor allem darum, Meinungen zu manipulieren. Das ist beispielsweise bei Twitter seit der Übernahme von Elon Musk ein grosses Problem. Da tut man so, wie wenn alle jetzt für etwas sind und alle finden das toll. Das macht man gerne mit 0815 Spam Bots, die dann irgendwelche Spamaccounts und Fakemeldungen im Internet verbreiten und das Internet mit solchen Meldungen fluten. Da geht es drum, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Wie kann man sich schützen?
Ganz verhindern, dass etwas passiert, kann man nicht. Aber je weniger Informationen man von sich selbst preisgibt, desto sicherer ist man. Wenn man beispielsweise beim Facebook-Profil nicht alle Informationen für alle anzeigen lässt, dann ist es für diese «bösen Buben» schwieriger, das entsprechende Profil zu kopieren.
Wie schätzen sie die Lage ein, braucht es strengere Auflagen?
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich, auf der einen Seite wäre es gut, hätte man nur verifizierte Konten, bei denen die Betreiber wirklich sicherstellen können, dass die Person auch die ist, für welche sie sich ausgibt. Das könnte man beispielsweise mit einer Passüberprüfung machen. Auf der anderen Seite sollte es auch möglich sein, unter einem falschen Namen aufzutreten. Grad in politisch instabilen Regionen und Diktaturen ist das sehr wichtig. Da geht man nicht mit seinem richtigen Namen auf ein soziales Netzwerk, sondern erstellt selbst ein Profil, um Informationen austauschen zu können.
Letztendlich sollten Soziale Medien darum besorgt sein, solche Fake-Accounts zu erkennen. Das ist nicht unmöglich und gar nicht mal so schwierig. Es gibt Systeme, etwa mit künstlicher Intelligenz, die das können. Das Problem ist aber, dass sowohl Facebook wie Twitter an Fake-Accounts auch verdienen. Wenn diese Accounts die sogenannte Engagement-Rate steigern und dazu animieren, mehr zu schauen und zu liken, dann verdienen schlussendlich die Sozialen Medien daran. Ich glaube, dass da das Hauptproblem liegt, weswegen man nicht so richtig hart gegen diese Spambots beziehungsweise Fakeprofile vorgeht.