«Heute historisch»

Eine Frau eröffnet den ersten Sex-Shop der Welt

· Online seit 17.12.2020, 20:55 Uhr
Peitschen, Kondome und Pornos – Vor exakt 58 Jahren eröffnete in Flensburg das «Fachgeschäft für Ehehygiene». Die deutsche Pionierin Beate Uhse wurde bekannt als die Gründerin des ersten Sex-Shops der Welt. Doch hinter dem Namen verbirgt sich mehr als nur ein Erotik-Business.
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Eine Pilotin, Pionierin, Geschäftsfrau und Nudistin – Beate Uhse war definitiv eine bemerkenswerte Frau. Geboren wurde sie 1919 als Beate Köstlin in Ostpreussen. Ihre Eltern pflegten eine sehr offene Kommunikation und klärten ihre Kinder bereits früh über das Thema Sexualität auf.

Die Pilotin

Die erste grosse Liebe von Beate war das Fliegen. An ihrem 18. Geburtstag war sie bereits im Besitz des Flugzeugführerscheins. 1939 heiratete sie in einer Kriegstrauung ihren damaligen Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse. Er verstarb vier Jahre nach der Hochzeit bei einem tödlichen Unglück während des zweiten Weltkriegs.

Beate Uhse wurde zur Witwe. Während des Kriegs flog sie als eine der einzigen Frauen für das dritte Reich. 1945, mit dem Ende des Krieges, wurde sie zu einer englischen Kriegsgefangenen. Die Gefangenschaft dauerte jedoch nur wenige Wochen an und Uhse liess sich daraufhin in Flensburg nieder.

Die Pionierin

Unter anderem durch ihre Gefangenschaft erfuhr sie in Gesprächen mit anderen Frauen, dass viele von ihnen in einem grossen Dilemma steckten. Zum einen gab es das Bedürfnis nach Sex, zum anderen die grosse Angst, schwanger zu werden. Daraufhin veröffentlichte Uhse ab 1946 die Broschüre «Schrift X», mit dem Ziel, andere Frauen über natürliche Empfängnisverhütungsmittel aufzuklären.

Dies war der Start ihrer erfolgreichen Sex-Geschäftskarriere. 1951 gründete sie das «Versandhaus Beate Uhse», welches unter anderem Kondome und Aufklärungs-Bücher vertrieb. Das Unternehmen lief gut und 1962 eröffnete sie in Flensburg das «Fachgeschäft für Ehehygiene»: Der erste Sex-Shop der Welt.

Die Geschäftsfrau

Die Firma Beate Uhse wuchs schnell. Innert neun Jahren gab es in Deutschland 25 weitere Geschäfte, welche Dessous, Verhütungsmittel und Spielzeuge verkauften. Ab 1975 wurden ausserdem Pornos verliehen. 1996 erfüllte sich Beate Uhse mit einem eigenen Museum in Berlin einen Traum. Ausserdem folgte 2001 Beate Uhse TV, welches bis heute exklusiv auf Sky ausgestrahlt wird.

Beate Uhse galt als eine der einflussreichsten deutschen Frauen. Ihre Tätigkeiten führten massgeblich zu einer offeneren und freieren Gesellschaft, so wie wir sie heute kennen.

Die Nudistin

1960 trat Beate Uhse dem Deutschen Verband für Freikörperkultur bei. Sie war eine leidenschaftliche Nudistin. Ausserdem galt sie als eine wichtige Ratgeberin für andere Frauen zum Thema Erotik und Sexualität. 1989 veröffentlichte Uhse nach überstandener Krebs-Krankheit ihre Autobiografie. 2001 verstarb sie infolge einer Lungenentzündung in einem St. Galler Spital.

Das Leben von Beate Uhse wurde 2011 mit dem Film «Das Recht auf Liebe» festgehalten. Auch wenn die Firma heutzutage, aufgrund der Digitalisierung und des Onlinehandels, nicht mehr den Stellenwert von früher hat: Der Name Beate Uhse bleibt im Erotik-Business legendär.

veröffentlicht: 17. Dezember 2020 20:55
aktualisiert: 17. Dezember 2020 20:55
Quelle: PilatusToday

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