«Ich bin gläubig»

«Erst nach Sonnenuntergang wird gegessen» – Am Fastenbrechen in einer muslimischen Moschee

08.04.2023, 22:23 Uhr
· Online seit 08.04.2023, 22:22 Uhr
Zurzeit feiern Musliminnen und Muslime weltweit den Fastenmonat «Ramadan», so auch in der Zentralschweiz. In der bosnischen Moschee in Emmenbrücke gibt es jedes Jahr das traditionelle Fastenbrechen. Wir haben den Präsidenten der islamischen Gemeinde Luzern dorthin begleitet und so einen Einblick in den Ramadan erhalten.
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Es ist kurz nach acht. Ungefähr 200 Musliminnen und Muslime aus unterschiedlichen Moscheen haben sich heute zum Fastenbrechen in der Moschee in Emmenbrücke versammelt. «Erst nach Sonnenuntergang wird gegessen», so Muhamed Sabanovic während er sich ganz hinten in die Schlange stellt. Bald gibt es Suppe. Traditionell beginnt so der «Iftar», wie die Musliminnen und Muslime das Fastenbrechen nennen. Zur Suppe gibt es ausserdem eine Dattel und ein Glas Wasser. Seit über zwölf Stunden haben sie nichts gegessen oder getrunken. «Man bekommt direkt einen Energiekick, es fühlt sich gut an», so der Präsident der islamischen Gemeinde Luzern, während er mit seinem Teller Suppe am Tisch sitzt.

Kurze Zeit später das erste kurze Gebet in der Moschee, bevor der Hauptgang serviert wird. Die Frauen beten im oberen Stock der Moschee, die Männer unten. Alle beten in dieselbe Richtung – in Richtung Mekka. Während Ramadan sollen Körper und Geist gereinigt werden. Das Miteinander und die Solidarität stehen in diesem Montat an erster Stelle.

Nicht nur während Ramadan, auch sonst beten Musliminnen und Muslime fünfmal täglich zu bestimmten Zeiten. Auch während der Arbeit. «Für mich ist das kein Problem, wenn ich Pause habe, kann ich mich zurückziehen und an meinen Arbeitsort ein verkürztes Gebet sprechen», so eine muslimische Religionslehrerin.

Ganz hinten im Raum stehen auch ein paar nicht muslimische Leute, die das Gebet mitverfolgen. Es sind Mitarbeitende der Stadt Luzern oder Leute der katholischen Kirche. Die islamische Gemeinde Luzern hat sie eingeladen. «Viele von uns Musliminnen und Muslimen leben schon lange hier in der Zentralschweiz. Wir wollen uns öffnen für diese Gesellschaft», so Muhamed Sabanovic. Er lebt seit 30 Jahren hier. Er ist in Bosnien geboren und ist wegen des Kriegs in die Schweiz gekommen. Die Integration in dieses Land sei ihm wichtig.

Lange Tage, kurze Nächte

Nach dem Gebet wird gegessen. Es gibt Lachs mit Reis und Gemüse. Es ist ein gemütliches Beisammensein. Ein paar junge Musliminnen und Muslimen sagen während des Abendessens ein Gebet auf. Zum Dessert wird Kaffe und islamisches Gebäck aufgetischt. So zum Beispiel Baklava. Es sind lange Tage für Musliminnen und Muslimen während Ramadan die Müdigkeit steht einigen ins Gesicht geschrieben, aber man gewöhne sich dran. «Morgen früh stehe ich etwa um halb fünf auf, wir müssen essen, bevor die Sonne aufgeht», so Sabanovic nachdem er den letzten Bissen Baklava vertilgte.

Es ist halb zehn Uhr. Jetzt gibt es noch ein halbstündiges Schlussgebet in der Moschee, danach ist Feierabend. Der Ramadan geht dieses Jahr noch bis am 21. April. Beendet wird dieser mit dem traditionellen Zuckerfest.

veröffentlicht: 8. April 2023 22:22
aktualisiert: 8. April 2023 22:23
Quelle: PilatusToday

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