«Mein Lehrer, der Krake»

Diese Netflix-Doku rührt dich definitiv zu Tränen

08.11.2020, 16:24 Uhr
· Online seit 08.11.2020, 16:20 Uhr
Wer hätte gedacht, dass die Freundschaft zwischen einem Filmemacher und einer Kraken-Dame herzzerreissender als so manch ein Drama sein kann. «Mein Lehrer, der Krake» ist ein emotionaler Tiefenrausch für alle Tierdoku-Fans.
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Tiere sind die besten Schauspieler und ziehen uns magisch an. Wenn die Kamera an ein Lebewesen anpirscht, sind wir verzaubert. Und gerade die Unterwasserwelt sprudelt von reinster Magie. Die Netflix-Doku «Mein Lehrer der Krake» lebt von engherzigen Kodakmomenten, von einer ungleichen Beziehung und von ethischen Gewissensbissen. Mit dramaturgischem Fingerspitzengefühl tauchen wir ein in die Welt eines «Aliens».

Craig Foster lebt für seine Kamera und für die Natur. Doch der Erfolg wird zur Qual. Den Filmemacher quälen Stress und Burn-out. Er findet seine Erlösung im Ozean. In einem Algenwald vor der steinigen Küste Südafrikas baut sich eine einzigartige Freundschaft auf.

Ein Meister der Täuschung

Die Unterwasserwelt ist oft «viel extremer als Science Fiction», erklärt Foster in der Netflix-Doku «Mein Lehrer, der Krake». Eine Oktopus-Dame versteckt sich in ihrer Muschelfestung und zischt plötzlich wieder hervor, lässt die Muscheln fallen, versteckt sich von Algen umhüllt und späht scheu, aber neugierig aus dem Wald. Von Tag zu Tag gewinnt der Krake an Selbstvertrauen und spielt mit der Kamera, gibt seinem neuen Freund die Hand und lässt sich sogar streicheln.

Die Doku enthüllt die verborgene Welt der Kraken, wie sie denken und fühlen, wie sie täuschen, jagen und spielen. So fremd und doch so ähnlich wie wir. In der Oktopus-Dame erkennt sich der Filmemacher wieder und schöpft neue Energie. Von ihr lernt er, was Mitgefühl heisst, wie man extreme Schwierigkeiten überwinden kann, und fängt an, seine Beziehungen zu Menschen positiv zu verändern.

Ein Muss für Tierdoku-Fans

Mit träumerischen Unterwasseraufnahmen dokumentiert Craig Foster sein Jahr mit der Oktopus-Dame. Eine Freundschaft, die so menschlich wirkt – und beide lernen voneinander. Und auf einer tieferen Ebene ist ihr Leben doch ähnlicher, als man denkt. Unterstrichen mit Streichern und Pianoklängen, sanfter als die Berührung des Partners, fühlt man mit beiden mit. Ein paar Tränchen garantiert!

Auch als Foster eine schwierige Entscheidung treffen muss, findet man sich als Zuschauer in einer Sackgasse. Wehrt er eine Haiattacke ab und verstösst somit gegen den Ehrenkodex der Naturfilmer oder greift er nicht ein und lässt die Natur machen? Die moralischen Fragen zeigen nicht mit dem Finger auf dich, sie ergeben sich natürlich. Ebenso wie Foster lernen wir auch viel über die Tiere und über uns selbst. Netflix meistert hier den Spagat zwischen Wissen, Drama und Philosophie.

veröffentlicht: 8. November 2020 16:20
aktualisiert: 8. November 2020 16:24
Quelle: PilatusToday

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