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Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS: Am 12. und 13. Oktober 2024 lohnt sich ein Blick in den Himmel

Ab in die Berge

«Ein wahnsinnig heller Komet»: Am Wochenende lohnt sich ein Blick in den Himmel

· Online seit 13.10.2024, 11:50 Uhr
Am Wochenende soll sich über der Schweiz ein seltenes Himmelsspektakel ereignen: Ein grosser Komet könnte mit blossem Auge sichtbar sein. Was ist an diesem Kometen so besonders? Und wann und wo sieht man ihn am besten? Eine Kleinsternwarte liefert die wichtigsten Antworten.
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Dieses Gestein am Himmel am kommenden Wochenende dürfte nicht nur Astronominnen und Astronomen interessieren: Der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS soll vom Samstag bis und mit Dienstag für ein spezielles Schauspiel am Himmel sorgen. Bei diesem Kometen ist besonders aussergewöhnlich: Er dürfte mit blossem Auge sichtbar sein – sofern das Wetter mitspielt.

Im Interview mit «FM1Today» klärt Fabian Neyer, der Präsident Astronomischer Verein Antares, welcher die Kleinsternwarte im st.gallischen Gossau betreibt, über das Phänomen auf und gibt ein paar wichtige Tipps, die es für das perfekte Erlebnis braucht.

Was genau ist überhaupt ein Komet?

Fabian Neyer: Eigentlich ist es ein Steinbrocken, der aus verschiedenen Komponenten besteht. Wenn er weit von der Sonne entfernt ist, ist es einfach ein starrer Körper, der durch das Universum fliegt. Sobald er in die Nähe der Sonne kommt, wird die Oberfläche durch die Sonneneinstrahlung warm und es kann sein, dass sich Stein- und Eispartikel lösen. Diese losgelösten Partikel können im Sonnenlicht reflektieren. Dies bildet dann den Schweif.

Was ist so besonders an dem Kometen, den man am Wochenende sehen soll?

Fabian Neyer: Die meisten Kometen sieht man manchmal mit dem Feldstecher, wenn sie in der Nähe der Sonne sind. In den letzten Jahren gab es immer wieder einmal einen Kometen. Speziell an diesem ist, dass er womöglich so hell sein wird, dass er problemlos mit den Augen sichtbar ist.

Diesen spezifischen Himmelskörper kennt man eigentlich schon lange. Er wurde bereits vor über einem Jahr entdeckt. Damals hiess es schon, dass dies ein wahnsinnig heller Komet werden könnte, da man bereits sehr früh einen Schweif sehen konnte. Dies deutete darauf hin, dass er aus vielen Steinbrocken besteht. Bis heute haben sich die Prognosen von damals bewahrheitet.

Wieso ist genau dieser Komet bei uns auf der Erde so gut sichtbar?

Fabian Neyer: Das ist ein langperiodischer Komet, also er kommt ungefähr alle 80'000 Jahre einmal bei der Erde vorbei. Auf seinen Weg war er zuerst besonders auf der Südhemisphäre sichtbar. Vor ein paar Tagen war er am sonnennächsten Punkt. Dann ist die Sonneneinwirkung auf den Kometen am stärksten. Jetzt entfernt er sich eigentlich wieder von der Sonne und kommt auf seinem Weg zuerst noch etwas mehr in Richtung Erde. Am Morgen des 12. und 13. Oktobers wird er der Erde am nächsten und entsprechend für uns am hellsten sein. Insofern sind die Voraussetzungen für einen spektakulären Kometen über der Nordhalbkugel sehr gut.

Wo und wann sieht man den Kometen am besten?

Fabian Neyer: Am besten geht man an einen erhöhten Ort, wo man bei Sonnenuntergang gegen Westen freie Sicht hat. Sichtbar wird er voraussichtlich am Samstag und Sonntag während dem Sonnenuntergang sein, noch etwas besser wohl am zweiten Tag des Wochenendes. Dann wird er vermutlich noch etwas höher oben sein. Am wichtigsten dafür ist jedoch das Wetter, es muss möglichst klar sein. Zudem ist es durchaus möglich, dass man ihn auch noch am Montag oder Dienstag sehen kann. Man hat also mehrere Chancen.

Wie wird der Komet ungefähr aussehen, aus unserer Perspektive?

Fabian Neyer: Er hat einen diffusen Schweif, der in Richtung Himmel zeigt. Dieser kann über 10 bis 20 Grad lang sein, vielleicht sogar noch länger. Das muss ein merklicher Schweif sein. Wenn man ihn beispielsweise mit dem Smartphone auf einem einfachen Stativ während mehreren Sekunden belichtet, wird das noch viel extremer sichtbar. Auf einer solchen Aufnahme ist es möglich, dass nicht nur ein Schweif zu sehen ist, sondern mehrere. Meistens ist der Staubschweif am hellsten, aber es gibt zum Beispiel auch noch den Ionenschweif, der auf den Fotos oft in blauer Farbe zu sehen ist.

Wann kam es das letzte Mal zu einem ähnlichen Ereignis?

Fabian Neyer: Im Sommer 2020 gab es zuletzt einen sehr schönen Kometen, der Komet Neowise. Auch er hatte einen sehr spektakulären Staub und Ionenschweif. Jetzt könnte er in einem ähnlichen Ausmass zu sehen sein, wenn nicht sogar noch etwas heller.

Welche Tipps haben Sie für all jene, die das Ereignis mitverfolgen möchten?

Fabian Neyer: Man muss etwas flexibel sein und das Wetter berücksichtigen. Ich werde sicher mit meiner Fotoausrüstung irgendwo in die Berge gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute kurz vor dem Sonnenuntergang versuchen, den Kometen mit dem Feldstecher zu sehen. Wichtig dabei ist, dass man nie mit einem Feldstecher ohne Schutzfilter direkt in die Sonne hineinschaut. Das könnte sehr böse enden. Im schlimmsten Fall erblindet man, da die Lichtintensität viel zu stark ist und dann die Netzhaut verbrennt.

Und ein Hinweis für jene, die den Kometen mit der Kamera festhalten möchten: Man braucht keine grossen Brennweiten. Man kann zum Beispiel mit einem 50 Millimeter Objektiv arbeiten. Den Prognosen nach wird der Staubschweif einen grossen Teil des Westhimmels einnehmen und dann braucht es keine riesige Ausrüstung, um ihn auf einem Foto zu verewigen.

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veröffentlicht: 13. Oktober 2024 11:50
aktualisiert: 13. Oktober 2024 11:50
Quelle: FM1Today

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