Beginn des Ramadan

Das musst du über den Fastenmonat wissen

02.04.2022, 15:16 Uhr
· Online seit 02.04.2022, 06:01 Uhr
Seit Samstagmorgen fasten weltweit fast über 1,8 Milliarden Muslime. Kurz vor Sonnenaufgang haben Gläubige die letzten Datteln weggeputzt und die letzten Wassertropfen geschluckt. Bis nach Sonnenuntergang ist Essen und Trinken tabu. Und das einen ganzen Monat lang! Hier findest du alles, was du über den Fastenmonat Ramadan wissen möchtest.
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Was ist Ramadan?

Ramadan ist ein heiliger Monat für die Muslime. In diesem Monat hat der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran offenbart. Das Fasten gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam und ist somit eine religiöse Pflicht. Muslime sind verpflichtet, im Monat Ramadan, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang durchzufasten – also auf Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr verzichten.

Quelle: Pilatus Today

Das sind die fünf Säulen des Islam

  1.  Das Glaubenskenntnis
  2.  Das Gebet
  3. Das Fasten
  4. Die Sozialabgabe
  5.  Die grosse Wallfahrt nach Mekka

Warum fasten Muslime?

Fasten ist ein Gottesdienst. Der Gläubige versucht, seine Fasten-Pflicht zu erfüllen, um Gott näher zu kommen. Ramadan ist die Chance, seinen Glauben zu stärken und auch seine Taten zu reflektieren. Denn im Endeffekt führen viele Muslime den ewigen Kampf zwischen Herz und Ego. Das Ego muss gebändigt werden, damit man sich vor Sünden fernhält und vor dem Vergänglichen nicht zu sehr abgelenkt ist.

Somit ist Fasten ein Training und gleichzeitig eine Reinigung. Der Gläubige trainiert seinen Glauben, seine Geduld und seinen Körper. Er reinigt sich vom hässlichen Verhalten und von schlechten Gedanken.

Die Gründe und Vorteile des Fastens

  • Fasten verbessert die Ethik und entwickelt das Verantwortungsbewusstsein.
  • Das Fasten reinigt das Herz von schlechten Emotionen und den Kopf vor schlechten Gedanken.
  • Fasten stärkt die Empathie. Gläubige fühlen mit Menschen mit, die an Hungersnot leiden. 
  • Fasten reinigt den Körper und ist gesund.
  • Fasten lehrt Menschen, geduldig zu sein.

Quelle: Pilatus Today

Wer muss alles fasten?

Fasten ist Pflicht für alle Muslime ab der Pubertät. Grundsätzlich wird geraten: Mädchen ab 12 Jahren und Jungen ab 15 Jahren.

Von der Pflicht befreit sind Schwerkranke, Menschen mit einer Behinderung und Schwangere. Auch von der Armut und Hungersnot betroffene Menschen müssen nicht fasten. Weiter sind alte Menschen nicht verpflichtet zu fasten sowie auch Soldaten an der Front.

Wer verreist, kann an diesem Tag auf das Fasten verzichten, muss es aber nachholen. Das gilt auch für alle, die krank (wie Grippe) oder verletzt waren – das Fasten wird zu einem späteren Zeitpunkt aufgefrischt.

Was ist erlaubt und was nicht?

Im Grundsatz verzichten Muslime auf Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr, wenn sie fasten. Was kann das Fasten sonst noch brechen? Rauchen und Shisha annullieren das Fasten.

Auch Medikamente sind verboten – dazu gehören zum Beispiel auch Nasen- oder Ohrentropfen sowie Asthmasprays. Weiter sind Impfungen oder Zäpfchen auch Fastenbrecher.

Besonders müssen Muslime aufpassen, dass sie bewusst kein Wasser schlucken beim Duschen oder bei der rituellen Reinigung. Deshalb wird auch von vielen Gelehrten abgeraten, die Zähne zu putzen.

Alles, was unbewusst oder unkontrolliert passiert, zählt nicht: Insekten, Staub oder Mehl verschlucken oder passiv Rauch einatmen. Auch sich eincremen, Augentropfen benutzen oder Blut spenden, darf man.

Trinkt oder isst eine Person etwas und sie hat vergessen, dass sie fastet, ist das Fasten nicht gebrochen. Fällt es der Person noch auf vor dem Schlucken, so muss sie sofort das Essen ausspucken.

Wer einen Tag oder mehrere aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten kann oder ungewollt das Fasten bricht, kann diese Tage ab dem nächsten Monat nachholen.

Wie gesund ist fasten?

Was das Fasten so gesund macht, ist die Autophagie. Sie ist der Prozess der Zellreinigung.

Der japanische Zellbiologe Yoshinori Ohsumi hat 2016 den Medizinnobelpreis erhalten für seine Arbeit zu Abbauprozessen in Zellen. Er hat herausgefunden, dass die Autophagie intensiver wird, wenn der Körper gestresst ist. Da kommt das Fasten ins Spiel, was ein grosser Stressfaktor für den Körper ist. Das Fasten ermutigt also den Körper, giftige Zellen abzubauen.

Warum ist Ramadan nicht immer im gleichen Monat?

Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender und dauert 29 bis 30 Tage. Die Fastenzeit richtet sich nach dem Mondkalender. Entscheidend sind für die Zeitrechnung also die zwölf Phasen von einem Neumond zum nächsten. Dadurch hat jedes islamische Jahr 354 Tage.

Auf unseren gregorianischen Kalender übertragen heisst das: Der Ramadan rutscht zehn oder elf Tage nach vorn. Weil der Fastenmonat wandert, tastet er alle Jahreszeiten ab. Im Winter sind die Fastentage leichter abzuwarten – der Sommer ist da herausfordernder.

Wie endet der Fastenmonat?

Der Fastenmonat endet am 2. Mai 2022. Einen Tag später beginnt das zweitgrösste islamische Fest: das Fest des Fastenbrechens, auch bekannt als Ramadan-Fest oder Zuckerfest.

Am dreitägigen Fest besuchen Muslime am Morgen die Moschee, um zu beten, dann besuchen sie ihre Verwandten, Nachbarn und Freunde. An Kinder, Bedürftige und Arme verteilt man Almosen in Form von Geld und Geschenken. Aufgrund der Corona-Pandemie werden dieses Jahr die Muslime wohl nur im engsten Familienkreis feiern.

veröffentlicht: 2. April 2022 06:01
aktualisiert: 2. April 2022 15:16
Quelle: PilatusToday

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