Film

Die Verfasser der neuen Schweizer «Tatort»-Bibel

· Online seit 16.10.2020, 10:08 Uhr
Am Sonntag feiert «Züri brännt», der erste Fall der neuen Schweizer Tatort-Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott, TV-Premiere. Ein Gespräch mit den Drehbuchautoren Lorenz Langenegger und Stefan Brunner über ihre Arbeit und die Besonderheit dieser Folge.
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Es ist nicht der erste Schweizer «Tatort», für den Lorenz Langenegger und Stefan Brunner das Drehbuch geschrieben haben - aber mit Sicherheit der speziellste. Nach drei gemeinsam kreierten Luzerner Folgen hat sich das Duo diesmal nicht nur den Plot ausgedacht. Es erschuf das neue Kommissarinnen-Team Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Ott (Carol Schuler) von Grund auf.

Die beiden Frauen übernehmen in der Limmatstadt den Dienst, den davor Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) in Luzern absolviert haben. Es ist kein sanfter Einstieg, haben sie es doch sogleich mit einer verkohlten Leiche, einem mysteriösen Totenschädel, Wirrungen im privaten Umfeld und massiven Differenzen zu tun.

Emotionale Bindung

Das Schweizer Fernsehen hat Langenegger und Brunner im Hinblick auf den Neustart eingeladen, ein Konzept zu schreiben. Begonnen habe dieser Prozess mit einem für sie alltäglichen «Skype-Ping-Pong», erzählt Stefan Brunner im Zoom-Interview zu Dritt mit Keystone-SDA. Weil er in Bern lebt und Langenegger in Wien, haben sie schon vor Corona oft auf diese Weise zusammengearbeitet.

Vorgaben habe es keine gegeben, so Brunner. Und Zürich als neuer Schauplatz sei wohl ein Thema, nicht aber in Stein gemeisselt gewesen. So hat der eine mit Schreiben angefangen, der andere weitergemacht bis ein rund 20-seitiges Konzept vorlag, das denn auch genehmigt wurde.

Für das eingespielte Duo ist es von Anfang an wichtig gewesen, die Ermittlerinnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Ihnen ein Privatleben - etwa in Form wiederkehrender Figuren - zu geben, damit das Publikum sie nicht nur bei der Arbeit erlebt und eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen kann. Das und weitere Ausführungen zum Team Grandjean/Ott sind in dieser «Bibel», dem Konzept, zu finden, das nun auch weiteren Drehbuchautorinnen und -autoren als Grundlage für den Zürcher «Tatort» dienen wird.

Eingespieltes Team

Lorenz Langenegger und Stefan Brunner haben früher in Bern zusammen Volleyball gespielt, sich später in Wien wiedergetroffen. Sie sind jahrelange Freunde und nennen sich auch beruflich «ein eingespieltes Team». Obwohl beide auch gerne alleine arbeiten, Langenegger ausserdem Theaterstücke und Romane verfasst, sehen sie keinen Grund, ihre Krimi-Zusammenarbeit aufzugeben.

«Es macht Spass und wir haben beide nicht das Bedürfnis, alleine einen ‹Tatort› zu schreiben», so Langenegger. Erst recht, seit die Zeiten, in denen sie sich nicht immer einig waren und jeder seine Ideen durchsetzen wollte, vorbei seien. «Heute kommt das kaum mehr vor, jeder hat seine Skills und wir sind mittlerweile auch sehr schnell», so Brunner.

Schmerzhafte Ablösung

Langenegger und Brunner haben neben «Züri brännt» auch die zweite, bereits abgedrehte, Folge des neuen Schweizer «Tatorts» geschrieben. Während sie bereits Ideen für die Fälle Sieben und Acht sammeln, werden die Teile dazwischen von anderen Autorinnen und Autoren geliefert. Die Schöpfer der neuen Kommissarinnen sind sich einig: «Es ist nicht ganz einfach, Tessa Ott und Isabelle Grandjean aus den Händen zu geben.» Die beiden Polizistinnen seien ihnen ans Herz gewachsen.

Erst recht, seit sie von Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler verkörpert werden - zwei Schauspielerinnen, für die sich Langenegger und Brunner massgeblich eingesetzt haben. Doch letztlich hätten sie von Anfang an den Anspruch gehabt, dass es auch anderen Spass machen sollte, mit den Figuren zu arbeiten. Lorenz Langenegger: «Diesen Beweis muss unser Konzept jetzt antreten.»

veröffentlicht: 16. Oktober 2020 10:08
aktualisiert: 16. Oktober 2020 10:08
Quelle: sda

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