Warum die Abschaffung des generischen Maskulinums richtig ist
Der Duden hat das generische Maskulinum quasi abgeschafft. In der Onlineversion des Dudens wird seit neustem Mieter nicht mehr als «jemand, der etwas gemietet hat» definiert, sondern als «männliche Person, die etwas gemietet hat». Laufend werden weitere solche Personenbezeichnungen wie Gärtner, Arzt und Polizist angepasst.
Unfug oder nicht, was klar ist: Die Welt konstruiert die Sprache. Oder eben wie jetzt: Die Sprache konstruiert die Welt. Hier ist es wie mit der Frage, was zuerst kommt: das Huhn oder das Ei. Einerlei, in diesem Fall ist es wohl so: Die Sprache soll die – geschlechtergerechte – Welt konstruieren. Weil nämlich durch die Sprache gewisse normative Bilder der Gesellschaft und ihren Strukturen in unseren Köpfen entstehen. Heisst, wenn wir für eine weibliche Person bewusst die weibliche Form einer Personenbezeichnung verwenden statt des generischen Maskulinums, haben wir auch das Bild einer weiblichen Person im Kopf. Wenn wir also vermehrt von Mieterinnen, Gärtnerinnen, Polizistinnen und Ärztinnen sprechen, sind wir vielleicht auch weniger überrascht, wenn uns auf dem Polizeiposten oder im Spital eine weibliche Person gegenübersteht.
Sprachlicher Eingriff, aber an Sprachgebrauch orientiert
Es wird immer diejenigen geben, die sagen, «alles zu kompliziert» und «ach, die Frauen wieder mit ihrem Gleichberechtigungssinn» und «die Sprache ist halt so». Nein, die Sprache verändert sich – immer wieder und ständig. Und ja, es ist ein sprachlicher Eingriff, aber wie die Duden-Pressesprecherin Nicole Weiffen auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) betont: «Der Dudenverlag orientiert sich in seinen Entscheidungen konsequent am allgemeinen Sprachgebrauch». Sprich, das generische Maskulinum werde immer stärker hinterfragt und als nicht mehr zeitgemäss empfunden. Auch belegen zahlreiche Studien, dass das grammatisch maskuline Geschlecht im Deutschen bei Personen nicht geschlechtsneutral sei.
Wie dem auch sei. Wenn also die Sprache die Welt konstruieren soll, dann wird sich der sprachliche Eingriff, den der Duden hier vorsieht, im Alltag durchsetzen müssen. Lassen wir uns überraschen, wie sich die Sprache verändert.
Und wenn sie immer noch glauben, das sei alles Unfug. Dann möchte ich eins noch hinzufügen: Erklären sie mal ihrer kleinen Tochter, warum wir immer von Ärzten sprechen, wenn sie doch Ärztin werden möchte?
Und ja, auch ich tappe manchmal in die Genderfalle. Doch das Bewusstsein darüber ist der erste Schritt zur Veränderung.