Wenn Essen zum Outing wird: meine erste Woche als Veganer
Ein schelmisches Grinsen erwartete mich am Silvesterabend, als ich bei meiner Freundin klingelte, um mit ihr den Start ins neue Jahr und in meinen veganen Monat zu feiern. «Ich habe extra Frühstück für dich eingekauft!», verkündete sie stolz. Mit demselben Blick beobachtete sie mich einige Stunden später, als ich den ersten Löffel des veganen «Joghurts» in meinen Mund führte. Nach dem ersten Schock (weil die Zunge den Geschmack von Joghurt erwartete), fand ich das «Wasauchimmer» erstaunlich lecker. Aber ich gönnte ihr die Freude und verzog das Gesicht theatralisch.
Sie blieb bei weitem nicht die einzige, die meine «Veganuary»-Challenge ins Lächerliche zog. Zugegeben: Ich habe am Anfang selbst nicht wirklich dran geglaubt, dass ich die Challenge auch nur eine Woche durchhalten kann. Aber mit so viel Ablehnung hätte ich nun doch nicht gerechnet. Dass das familiäre Neujahrsessen für einmal vegan ausfiel, löste gleich eine ganze Grundsatz-Diskussion aus à la: «Weshalb müssen wir uns dir anpassen, wenn du es nicht machst?»
Der schlechte Ruf des Veganismus – ich hatte gar nicht mehr dran gedacht
Vegetarier zu sein, ist heutzutage gesellschaftlich akzeptiert. Seit kurzem gilt es sogar in ländlichen Regionen als vorbildlich, seinen Fleischkonsum zu reduzieren. Als Veganer hingegen muss man sich noch fast entschuldigen für seine Ernährungsweise.
Doch weshalb hat der Veganismus einen derart schlechten Ruf? Vermutlich ist das der Handvoll Missionare zu verdanken, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die restliche Bevölkerung zu bekehren. Diese «Dreamer»! Ich hätte da einen anderen Vorschlag und finde dabei den Vergleich zur Religion gar nicht mal so schlecht: Wer diskutieren will, drauf los! Wer nicht, den lässt man leben und kocht im Notfall dann eben zwei Gerichte.
So, ich muss jetzt weiter. Mal schauen, was meine zweite vegane Woche so in pe(s)tto hat.