«The Social Dilemma»

Netflix-Doku kritisiert Facebook, Google und Co.

26.09.2020, 06:57 Uhr
· Online seit 26.09.2020, 06:47 Uhr
Soziale Netzwerke stehen immer häufiger aus Gründen wie Datenschutz oder Manipulation in der Kritik. Die neue Netflix-Doku «The Social Dilemma» zeigt mit Aussagen ehemaliger Mitarbeiter von Tech-Unternehmen auf, wie ernst die Lage wirklich ist.
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Dass bei allen grossen Sozialen Medien unendlich lange gescrollt werden kann und jedes Mal, wenn die Seite neu geladen wird ein anderer Beitrag erscheint, sind keine Zufälle. Damit sollen Nutzer regelrecht süchtig gemacht werden. Denn je mehr Zeit auf den Seiten verbracht wird, desto mehr Werbung wird konsumiert und infolgedessen mehr Geld verdient.

Insider packen aus

In der Dokumentation von Regisseur Jeff Orlowski – der bereits mit seinen Klima-Dokus für Diskussionen sorgte – wird Kritik von Personen geäussert, die teilweise selbst an diesen Systemen gearbeitet haben. Im Zentrum stehen dabei Social-Media-Sucht, die Manipulation der Nutzer, Vermarktung und Überwachung der Nutzerdaten und die Auswirkung all dessen auf unsere Gesundheit, speziell im Bezug auf die sogenannte «Generation Z».

«Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, dann bist du das Produkt.» Diese Aussage von Tristan Harris, einem ehemaligen Google-Mitarbeiter, soll verdeutlichen, dass obwohl wir für unsere Social-Media-Konten kein Geld bezahlen müssen, die Unternehmen dahinter sehr wohl an uns verdienen. Genauer gesagt an unseren Nutzerdaten. Diese werden im Internet so gut wie überall gesammelt. Passieren tut all dies im Hintergrund, damit wir möglichst wenig davon mitbekommen. Mit komplexen Algorithmen wird unser Verhalten analysiert, damit wir auf uns zugeschnittene Werbung gezeigt bekommen.

Um uns immer länger auf den Seiten zu halten, scheue man auch nicht davor zurück, Experimente an Nutzern durchzuführen. «Wir sind alles Laborratten», sagt Sandy Parakilas, der bei Facebook und Uber tätig war, in der Netflix-Doku. So würden Psychologinnen und Psychologen bei Facebook, Google und Co. gezielt Tools und Funktionen entwickeln, die uns so süchtig wie möglich machen. Das Beängstigende sei hier, dass kaum einer genau verstehe, wie diese Systeme funktionieren. Selbst Experten in grossen Tech-Unternehmen würden nicht immer nachvollziehen können, was die von ihnen programmierten Algorithmen machen.

Fake News verbreiten sich schneller

Eine Studie des Massachusetts Institute of Technology hat getestet, wie sich Fake News im Vergleich zu Fakten auf Twitter verbreiten. So sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein inhaltlich falscher Tweet geteilt wird, 70 Prozent höher als bei einem wahrheitsgetreuen Tweet. Das bestätigt auch Stefan Caduff, Experte für Medienpsychologie: «Fake News verbreiten sich bis zu sechs Mal schneller.» Schuld daran sollen der Studie zufolge auch die Nutzer selbst sein. Fake Stories würden öfters geklickt werden, wodurch die Algorithmen genau solche Inhalte öfters verbreiten.

Wer zu viel Zeit auf Sozialen Medien verbringt, riskiert nicht nur, Fake News ausgesetzt zu sein, sondern schädigt möglicherweise die eigene Lebensqualität. «Auf den Sozialen Medien kann sich jede Person so darstellen wie sie will», sagt Caduff. Dies führe dazu, dass man hauptsächlich positive Inhalte von sich selbst teilt. Ständig zu sehen, wie viel besser es anderen geht, sei alles andere als fördernd für die mentale Gesundheit. «Dieser Effekt ist nichts neues. Auf Sozialen Medien ist diese Problematik aber viel ausgeprägter», so Caduff.

veröffentlicht: 26. September 2020 06:47
aktualisiert: 26. September 2020 06:57
Quelle: PilatusToday

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