Psychologie

Die gefühlvolle Maus: Mimik verrät laut Studie Stimmungslage

· Online seit 02.04.2020, 20:05 Uhr
Die Mimik verrät auch bei Mäusen die Gefühlslage. Ähnlich wie beim Menschen sehe das Gesicht einer Maus unterschiedlich aus, je nachdem, ob sie etwas Süsses oder etwas Bitteres fresse oder ob sie ängstlich sei, besagt eine neue Studie
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Forscher am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München beschreiben in der Fachzeitschrift «Science» verschiedene emotionale Gesichtsausdrücke der Nager. Mit der Möglichkeit, Gefühle von Mäusen messbar zu machen, können Neurobiologen nun grundlegend erforschen, wie Emotionen im Gehirn entstehen und verarbeitet werden. Das könne auch wichtig sein für das bessere Verständnis von Störungen wie etwa Depression, meinen die Verfasser der Studie.

Die Wissenschaftler um Studienleiterin Nadine Gogolla hatten den Gesichtsausdruck der Nager per Bildverarbeitung erfasst. Für den Algorithmus seien fünf emotionale Zustände in der Mimik der Tiere zu unterscheiden gewesen: Freude, Ekel, Unwohlsein, Schmerz und Angst.

Hungrige Mäuse reagierten besonders erfreut auf Nahrung. Das und andere Versuche belegten, dass die Mimik eine individuelle Emotion zeige. «Mäuse, die eine Zuckerlösung schleckten, zeigten viel freudigere Gesichtsausdrücke wenn sie hungrig als wenn sie satt waren», berichtete Gogolla.

Emotionen entstehen aber nicht nur durch äussere Reize, sondern durch Prozesse im Gehirn selbst. Die Forscher konnten verschiedene Mimiken auslösen, wenn sie einzelne Regionen des Gehirns aktivierten.

Neue Messmethoden

Bei Messungen der Aktivität einzelner Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen und dem Vergleich mit der Mimik zeigte sich wiederum: Einzelne Nervenzellen reagierten im exakt gleichen Moment und mit vergleichbarer Stärke wie das Gesicht der Maus. «Mit der von uns entwickelten computergestützten Gesichtsausdrucks-Analyse können wir nun im Bruchteil einer Sekunde die Intensität und Art einer Emotion messen und mit der Aktivität in relevanten Gehirnregionen vergleichen», sagt Erstautor Nejc Dolensek.

Damit lasse sich nun an der Maus näher untersuchen, durch welche Prozesse im Gehirn Emotionen entstehen, sagt Gogolla. «Dies ist eine extrem wichtige Voraussetzung, um Emotionen sowie mögliche Störungen in deren Verarbeitung zu erforschen, wie zum Beispiel bei Angststörungen oder Depression.»

*Fachartikelnummer: DOI 10.1126/science.aaz9468

STRENGE SPERRFRIST 20:00

veröffentlicht: 2. April 2020 20:05
aktualisiert: 2. April 2020 20:05
Quelle: sda

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