Josef «Seppi» Ritler

Luzerner Journalist über die britischen Royals: «Charles hat mir leid getan»

· Online seit 10.09.2022, 16:08 Uhr
Der ehemalige Blick-Reporter Josef «Seppi» Ritler hat die Royals während seiner Karriere mehrmals persönlich getroffen. So war er beim Queen-Besuch in Luzern dabei, sprach mit Prinz Philip am Zuger Pferderennen und fuhr mit Prinz Charles und Diana in Graubünden über die Skipisten. Im Interview spricht er über diese Erfahrungen.
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Josef «Seppi» Ritler, Sie waren 40 Jahre lang Journalist für den «Blick». In dieser Zeit haben Sie die Royals mehrmals getroffen. Wie war es, als sie vom Tod der Queen erfahren haben?

Ritler: Es war schlimm. Ich musste mich hinsetzen. Zwar kam es nicht überraschend, aber es war doch ein Schock für mich, da ich durch die vielen Geschichten eine gewisse Verbindung zur Queen, Prinz Philip oder Charles und Diana hatte.

Welche Bedeutung hatten die Royals für Sie während ihrer Karriere als Blick-Reporter? Sie sagen von sich selbst, sie seien ein Paparazzi gewesen. 

Ich habe immer neidisch nach England geschaut und bewunderte das Königshaus und wie das alles organisiert ist. Woher diese Vorliebe kam, weiss ich auch nicht.

Und als die Queen 1980 die Schweiz besuchte, waren Sie zuvorderst mit dabei.

Ich konnte es damals fast nicht glauben, dass die Queen nach Luzern und dann noch auf das Rütli kommt. Das war für mich der Höhepunkt. Unglaublich. Leider bin ich nicht persönlich an sie herangekommen, dafür durfte ich ein Jahr später mit ihrem Mann Prinz Philip sprechen.

Erzählen Sie von dieser Begegnung.

Das war im August 1981. Prinz Philip war an den Europameisterschaften im Viererzugfahren mit Pferden in Zug. Also er wollte da hin, aber der Sicherheitsangestellte wollte ihn nicht hinein lassen, weil er die Rosette, also das offizielle Rennabzeichen, nicht dabei hatte. Eintritt erhalte nur, wer eine Rosette trägt. Prinz Philip wurde etwas wütend.

Prinz Philip sagte mir nach dem Pferderennen, dass es ihm sehr gut gefallen hat.

Es ist nicht das einzige Mal, dass Sie die Royals getroffen haben. Auch den Sohn der Queen, Prinz Charles, und seine damalige Frau Prinzessin Diana haben Sie in der Schweiz gesehen. Wie war das?

Es waren die ersten Ferien von Charles und Diana in der Schweiz. Wir wurden darüber aus dem Buckingham Palace aus England informiert. Charles war Pilot und ist selbst in die Schweiz geflogen. Sie landeten in Kloten und übernachteten in Vaduz. Am Tag darauf gingen sie in Davos Skifahren. Ein Pisten-Angestellter rief mich damals an und sagte, dass Charles und Diana auf dem Gletscher unterwegs seien. Ich habe daraufhin einen Helikopter bestellt und bin von meinem Wohnort Ebikon aus nach Davos geflogen.

Haben sie die beiden gefunden?

Der Helikopter landete im Skigebiet. Ich habe mir die Ski angeschnallt und bin hinuntergefahren. Dabei habe ich die beiden auf dem Bügellift gesehen. Charles fragte mich damals, ob ich mit dem Helikopter gekommen sei, er war ein grosser Flugfan und hatte Freude, als ich bejahte. Diana wollte an diesem Tag keine Bilder machen. Sie hat mit dem Skistock gegen den Helikopter gefuchtelt, was von den rund 20 anwesenden britischen Journalisten als «Attacke» aufgenommen und in den Zeitungen auch so betitelt wurde.

Prinz Charles hat die Kronfolge der Queen angetreten. Wie haben Sie Charles erlebt?

Er hat mir immer leid getan. Ich hoffe, dass ihm seine neue Rolle Befriedigung gibt. Er war immer ein Schritt hinter der Queen, sie war die Königin. Beim Skifahren in der Schweiz konnte er sich ausleben.

Was glauben Sie, wird sich unter Charles ändern?

Es wird sich einiges ändern. Er wird alles ein bisschen herunterfahren, denke ich, aber wir werden sehen.

veröffentlicht: 10. September 2022 16:08
aktualisiert: 10. September 2022 16:08
Quelle: PilatusToday

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