Nur Männer in Auswahl?

Schweizer Komikerinnen kritisieren SRF wegen «Deville»-Nachfolge

27.02.2023, 09:51 Uhr
· Online seit 27.02.2023, 08:45 Uhr
Satiriker Dominic Deville hört im Sommer mit seiner Satire-Show beim SRF auf. Derzeit läuft die Suche nach einer Nachfolge auf Hochtouren. In der engeren Auswahl sind jedoch nur Männer. Zwei Schweizer Komikerinnen reklamieren deshalb beim SRF.
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Die Satire-Show am Sonntagabend auf SRF1 ist für viele TV-Zuschauer ein beliebter Wochenabschluss. Jetzt zeichnet sich aber ein Umbruch ab: Satiriker Dominic Deville hört nach sieben Jahren mit seiner Late-Night-Show «Deville» auf – am 12. März startet die letzte Staffel.

Ende letzter Woche berichtete der «Blick», dass das SRF trotz Spardruck einen Nachfolger für den Komiker finden will. Die Details sind noch unklar, SRF-Comedy-Chef Tom Schmidlin sagte aber: «Wir suchen unterhaltsame Comedy und scharfzüngige Satire, die die Bedürfnisse der Zuschauerinnen und Zuschauer befriedigen.»

Nur Männer in der Favoritenrolle

Wie der «Blick» weiter berichtet, zeichnen sich drei Favoriten ab: Stefan Büsser, Patrick «Karpi» Karpiczenko und Gabriel Vetter. Büsser sah man bereits beim «Donnschtig-Jass», er selbst macht kein Geheimnis daraus, dass eine eigene Late-Night-Show sein grösstes Ziel sei.

Karpi arbeitete schon bei «Deville» mit: Bis 2020 war er Mitautor, Regisseur und Sidekick von Dominic Deville und entwickelte das Format mit. Vetter trat ebenfalls schon mehrfach in der Satire-Show auf, ausserdem ist er beim Radio SRF 1 als Satiriker mit «Vetters Töne» zu hören.

Die Gerüchte um die drei Favoriten bestätigte das SRF bislang nicht: «Zu den Konzepten und/oder den Künstlerinnen und Künstlern selbst geben wir aktuell keine Auskunft», sagte Schmidlin gegenüber der «Schweizer Illustrierten».

Schweizer Komikerinnen kritisieren SRF

Dass sich in der engeren Auswahl nur Männer befinden, sorgte in der Szene übers Wochenende für Furore. Zumal es einige schlagfertige und humorvolle Frauen in der Schweiz gibt. Hazel Brugger beispielsweise ist deutlich erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen.

Nun wenden sich die zwei Schweizer Comedy-Frauen Patti Basler und Lara Stoll mit einem öffentlichen Brief an SRF-Direktorin Nathalie Wappler, Kulturchefin Susanne Wille und die SRF-Comedy-Abteilung des Fernsehens.

Darin heisst es: «Frauen sind ‹ein Versprechen für die Zukunft›, sie müssen sich nur noch etwas gedulden. Wenn der kränkelnde Patient SRF auf dem letzten Sterbebett liegt, wird man sie vielleicht holen. Die Palliativ-Pflege hat man schon immer gerne Frauen überlassen. Ich habe noch Hoffnung für den Sender.» Sie sprechen damit an, dass das SRF bei den Comedy-Sendungen fast ausnahmslos auf Männer als Aushängeschilder setzt.

Vorwürfe wiegen schwer

Stoll und Basler haben Rückmeldungen von Berufskolleginnen zusammengetragen. Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Bezahlung sei schlecht, die Kommunikation intransparent und Ideen würden teilweise geklaut.

Gemäss den Zeitungen von CH Media bevorzuge das SRF «sympathische Männer, mit denen man gerne ein Bier trinken würde», da dies beim Schweizer Publikum besser ankommen würde. Raum für Experimente gebe es kaum, «gerne möchte man, was in den 90er-Jahren schon funktioniert hat.»

Ausser Stoll und Basler hat den Brief niemand unterzeichnet, was gewissermassen verständlich ist. «Es ist schwierig für Frauen, sich diesbezüglich zu äussern, Kritik zu üben, da das SRF in seiner Funktion als öffentlich-rechtlicher Sender immer noch der einzige Player ist, der den Künstlerinnen im grösseren medialen Rahmen Aufträge zusprechen kann», heisst es im offenen Brief.

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veröffentlicht: 27. Februar 2023 08:45
aktualisiert: 27. Februar 2023 09:51
Quelle: Today-Zentralredaktion

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