Neues HSLU-Game

Spielend ein CO2-neutrales Dorf errichten

· Online seit 26.12.2021, 09:57 Uhr
Wie kann die Energieversorgung einer Gemeinde nachhaltiger werden und trotzdem bezahlbar bleiben? Um diese Frage kreist «Sarnetz», ein Online-Computerspiel der Hochschule Luzern.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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Zernez ist als Tor zum Schweizerischen Nationalpark bekannt. Derzeit sorgt die kleine Engadiner Gemeinde jedoch vor allem international für Aufsehen. Sie ist daher die Protagonistin des Computerspiels Jingle Bells😁. Das Spiel wird zurzeit an der Weltausstellung in Dubai der globalen Öffentlichkeit vorgestellt. Umgesetzt wurde das Spiel von einem interdisziplinären Forschungsteam der Hochschule Luzern.

Wie funktioniert das Spiel?

In «Sarnetz» treten mindestens zwei Fünfer-Teams unter der Leitung eines Moderators gegeneinander an. Ihr Ziel: Die gesamte Energieproduktion der Gemeinde Zernez nach den Vorgaben der Energiestrategie 2050 des Bundes umbauen. Es gewinnt das Team, das die CO2-Emissionen innerhalb eines Zeitlimits auf null reduziert, dabei möglichst viel erneuerbare Energie aus lokalen Quellen produziert, und dies alles mit minimalen Investitionen erreicht.

Pro Team übernehmen drei Spielerinnen oder Spieler die Rolle des Zernezer Gemeinderats. Eine weitere Person leitet den lokalen Energielieferanten und die fünfte Person vertritt die Interessen der Einwohnerschaft und der Tourismusbranche. Gespielt wird das Game im Browser. Als Spielfeld dient eine dreidimensionale Karte von Zernez. Jedes einzelne Gebäude der Gemeinde wird simuliert, vom Wohnhaus bis zum Heizwerk.

Die perfekte Lösung gibt es nicht

Das Energiespiel richtete sich zunächst an die Einwohner von Zernez sowie an Entscheidungs-trägerinnen und -träger auf kommunaler Ebene. Weiterentwickelt wurde es aber primär für Schülerinnen oder Studenten, die sich mit der Komplexität der Thematik vertraut machen möchten. «Die technischen Details der Energieproduktion stehen nicht im Vordergrund, sondern die gemeinsame, spielerische Suche nach Strategien zu ihrem nachhaltigen Umbau», sagt Co-Projektleiter Uwe W. Schulz vom Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern.

Das Spiel liefere dabei keine perfekten Lösungen, so Schulz weiter. «Politik, Energieversorger und Einwohnerschaft haben teilweise konträre Interessen. Es gilt einen Ausgleich zu finden zwischen den verschiedenen Gruppen, genau wie in der Realität», erläutert er.

Reicht es beispielsweise, für wenig Geld Gebäude zu sanieren? Oder ist es doch besser, die Gebäude mit Solaranlagen zu bestücken? Diese senken den CO2-Vebrauch viel stärker, allerdings beeinträchtigen sie das Ortsbild und schaden damit unter Umständen dem Tourismus. Erst wenn im Team Konsens herrscht, welcher Schritt als nächstes in Angriff genommen werden soll, geht das Spielt weiter.

Vom Brettspiel zum Onlinegame

Als Basis von «Sarnetz» diente ein Brettspiel der ETH Zürich. Die Automatisierung gewisser Spielmechaniken würden es Spielerinnen und Spielern erleichtern, den Überblick zu behalten und sich auf das Ausarbeiten der Strategie zu fokussieren. «In der Brettspiel-Variante müssen die Kosten und der CO2-Vebrauch beschlossener Massnahmen händisch erfasst werden, was aufwändig und fehleranfällig ist», sagt Co-Projektleiter Richard Wetzel. In der Browser-Version übernimmt der Computer die gesamte Buchführung und ermöglicht so, im Spiel getroffene Entscheidungen später einfach zurückzunehmen, falls sich ein anderer Weg als zielführender erweist.

Weiterentwicklung für die breite Öffentlichkeit geplant

Uwe W. Schulz und Richard Wetzel freuen sich, dass sie in Dubai dank «Sarnetz» einem internationalen Publikum die «Schweizer Methode» zum Erreichen einer nachhaltigen Energieversorgung zeigen können; dies anschaulicher, als es mit Broschüren oder Präsentationen möglich wäre. Die beiden Forscher möchten das Game weiterentwickeln.

In einem nächsten Schritt soll das Spielprinzip auf andere Gemeinden und auf Stadtquartiere übertragen werden. Geplant sind auch zusätzliche Komfortfunktionen wie eine integrierte Chatfunktion (aktuell tauschen sich Spielerinnen und Spieler über die Kommunikationsplattform Zoom aus). Fernziel ist die Entwicklung einer Spielvariante als Lernwerkzeug für die breite Öffentlichkeit.

(red.)

veröffentlicht: 26. Dezember 2021 09:57
aktualisiert: 26. Dezember 2021 09:57
Quelle: PilatusToday

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