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Warum wir verrückt nach dem «Tiger King» sind

13.04.2020, 08:19 Uhr
· Online seit 09.04.2020, 14:59 Uhr
Dieser enorme Erfolg dürfte viele überrascht haben. Denn die Serie «Tiger King: Murder, Mayhem and Madness» über exzentrische Grosskatzen-Liebhaber hat sich bei Netflix innerhalb kürzester Zeit zu einem Riesen-Hit entwickelt.
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Bleiben Sie zuhause! So lautet das Motto der kommenden Ostertage. Doch was machen, wenn die Fenster schon blitz-blank sind, der Keller schon vergangen Woche geräumt wurde und selbst die Marvel Filme nicht mehr vor den TV locken? Wir schlagen für Ostern 2020 vor: Tiger statt Hasen – Verrückte Menschen in Verrückten Zeiten!

Die Serie «Tiger King: Murder, Mayhem and Madness» über exzentrische Grosskatzen-Liebhaber hat sich bei Netflix innerhalb kürzester Zeit zu einem Riesen-Hit entwickelt. Laut Branchenangaben soll es eine der derzeit am meisten gestreamten Serien weltweit sein. Der Hype in den sozialen Netzwerken ist enorm. Im Internet überschlagen sich die Fans vor Begeisterung, auch Promis wie Kim Kardashian und Gwyneth Paltrow meldeten sich zu Wort. Tatsächlich ist «Grosskatzen und ihre Raubtiere», so der deutsche Titel, eine unfassbar unterhaltsame und schräge Ablenkung in Corona-Zeiten – ein Phänomen!

Sprachlos auf dem Sofa

Warum so viele so verrückt nach dieser True-Crime-Mini-Serie sind? Eigentlich soll hier davon erzählt werden, wie Joe Exotic, der Besitzer eines privaten Zoos im US-Bundesstaat Oklahoma, wegen versuchten Mordes vor Gericht landete. Das allerdings bietet nur den Rahmen für eine Geschichte, die einen mit jeder der sieben Episoden weiter überrascht und sprachlos auf dem Sofa sitzen lässt.

Der Mordvorwurf ist von Folge eins an bekannt. Der «Tiger King», wie sich Exotic auch nennt, ist als schwuler Waffennarr mit blond gefärbtem Vokuhila aber auch ein extrem schillernder Protagonist: ein Countrysänger, der im Laufe der Jahre mehrere, deutlich jüngere Ehemänner hat – parallel. Ausserdem will er Präsident der USA werden und tritt dann tatsächlich als Gouverneurskandidat an. Seinen Kampagnenmanager dafür findet er in der Waffenabteilung eines Walmart-Supermarktes.

Die Könige der Grosskatzenzucht

Hinzu kommen all die Nebenfiguren: Ein verurteilter Drogenbaron, der Vorbild für Al Pacinos «Scarface» gewesen sein soll, sowie Bhagavan «Doc» Antle, ein weiterer Grosskatzenzüchter. Der inszeniert sich deutlich intellektueller, fällt aber auch wegen seiner zahlreichen Partnerinnen und seiner ebenfalls dubiosen Tierzuchtpraktiken auf. Überhaupt fragt man sich, wie in den USA so viele Tiger gezüchtet und unter solchen Bedingungen gehalten werden können. Die Schattenseiten dieses Geschäfts sind erschütternd.

Seltsame Gegenspielerin

Joe Exotics Gegenspielerin wiederum ist Carole Baskin, die sich mit Blumenkranz im Haar als Tierschützerin geriert. Doch schnell erfährt man von den Gerüchten um ihren verschwundenen Ehemann und dessen verängstigter Ex-Frau samt Töchtern. Wenn kurz darauf Joe Exotic in einem seiner trashigen Musik-Clips auftaucht und ein Carole-Baskin-Double Fleisch an die Tiger verfüttern lässt, fällt einem vor Lachen die Chipstüte aus der Hand!

Sicher, dieser Humor wird nicht allen gefallen. Doch viele sind schnell elektrisiert von diesem bizarrem Ritt. Angeblich plant Netflix bereits eine Bonus-Folge. Gerüchten zufolge könnte es ausserdem bald sogar eine Realverfilmung geben. «Friends»-Star Lisa Kudrow wird als Carole gehandelt – und Joe Exotic persönlich meldete sich aus dem Gefängnis: Er wünscht sich, dass Brad Pitt ihn spielt.

Neues vom «Tiger King»

Bei dem Streamingdienst ist ab sofort eine weitere Sendung zu dem Überraschungs-Hit über exzentrische Grosskatzen-Liebhaber zu sehen. In der Aftershow gibt es nun ein Wiedersehen mit einigen Beteiligten der Serie.

«Hey all you cool cats and kittens», begrüsst Schauspieler Joel McHale in der nun achten Folge die Zuschauer mit dem aus der Serie bekannten Spruch von Baskin. In den folgenden 40 Minuten kommen unter anderem die neuen Inhaber von Exotics einstigem Zoo zu Wort (Lauren und Jeff Lowe), ebenso dessen Ex-Doku-Filmer sowie der ehemalige Polit-Kampagnen-Manager.

In kurzen Interviews erzählen sie Moderator McHale, wie es ihnen seit dem Ende der Serie ergangen ist. Jeff Lowe etwa berichtet, wie falsch er sich durch die ersten Episoden dargestellt fühlt. Überhaupt nutzen einige die Chance, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Das ist längst nicht so unterhaltsam wie «Grosskatzen und ihre Raubtiere», wie die Serie in der deutschen Fassung heisst, sondern wirkt teilweise eher bemüht.

Hinzu kommt, dass ausser Lowe keine der Züchter vor die Kamera treten. Stattdessen berichtet Tierpfleger Erik Cowie, dass er «Tiger King» bisher gar nicht geguckt hat, und rechnet dafür mit seinem ehemaligen Chef ab: «Joe war ein Arschloch», der am besten im Gefängnis bleiben sollte. Aussagen wie diese wiederum hinterlassen einen seltsamen Nachgeschmack - zumal Joe Exotic selbst nicht mit aktuellen Aufnahmen in der Show auftritt.

veröffentlicht: 9. April 2020 14:59
aktualisiert: 13. April 2020 08:19
Quelle: SDA/dpa

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