Wieso man bei Gewitter mit geschlossenen Beinen nach Hause hüpfen sollte
Diese Woche stehen noch einige Gewitter an, erst am Wochenende soll es wieder schön werden. Mehrere Gewitterfronten haben am Wochenende in der ganzen Schweiz zu Überschwemmungen und Hagelkörnern in der Grösse von Golfbällen geführt.
Dass man bei Gewitter nicht unter Bäume oder nahe an Mauern stehen sollte, wissen mittlerweile die meisten. Denn wenn der Blitz dort einschlägt, kann die Spannung auf nahe Objekte überspringen. Bekannt ist ebenfalls, dass man in die Hocke gehen soll, wenn man im Freien von einem Gewitter überrascht wird. Ganz wichtig dabei: Die Beine müssen geschlossen sein. Denn sonst kann es schnell sehr gefährlich werden.
Wieso? Weil Physik. Das Phänomen heisst Schrittspannung. Wenn ein Blitz in den Boden einschlägt, breitet sich die Spannung kreisförmig aus. Meter um Meter verliert sie dabei an Stärke. Wenn man aber mit den Füssen nicht an der gleichen Stelle steht, weil man einen Schritt macht, entsteht zwischen den Beinen ein Spannungsunterschied. Dieser ermöglicht es dem Strom, durch den Körper zu fliessen.
Genau deshalb sollte man, wenn man im Freien von einem Gewitter überrascht wird, nicht nach Hause rennen. Experten raten hingegen, die Beine fest zusammen zu pressen und so hüpfend das Zentrum des Gewitters zu verlassen. Idealerweise auf den Zehenspitzen, damit so wenig Kontakt wie möglich zum Boden besteht. Wenn man zwischen Blitz und Donner langsam bis zehn zählen kann, ist man dem Gewitter so nahe, dass man sich in Sicherheit bringen sollte.
Abstand halten und im Wald bleiben
Genau aus dem gleichen Grund ist Schwimmen während eines Gewitters so gefährlich. Ein im Wasser langgestreckter Körper hat so starke Spannungsunterschiede, dass der Strom gut durchfliessen kann. Dabei kann es zu schweren Verbrennungen und sogar zum Herzstillstand kommen.
Eine weitere Regel: Wenn man in einer Gruppe im Freien unterwegs ist und ein Gewitter aufzieht, sollte man möglichst viel Abstand zu einander haben. Der Grund: Falls der Blitz einen der Gruppe trifft, soll die Spannung nicht auf andere überspringen. Weiter sollte man, wenn das Gewitter über einem ist, Handys und Fahrräder nicht anfassen oder am Körper haben. Metall leitet elektrische Spannung sehr gut, ein Handy in der Hosentasche kann daher wüste Verbrennungen verursachen. Das gilt übrigens auch für Metallschmuck und Piercings.
Ähnlich ist das auch beim Campen. Das Zelt schützt einem zwar, trotzdem sollte man die Metallstangen in den Zeltwänden nicht berühren. Am besten hat man auch genügend Abstand zu ihnen und setzt sich auf einen isolierenden Untergrund, etwa eine trockene Luftmatratze.
Wie helfen?
Blitze sind elektrische Ladungen. Sie gleichen den Spannungsunterschied zwischen Gewitterwolke und Erde aus. Ein Blitz sucht dabei immer den kürzesten Weg zum Boden. Das heisst: Er schlägt immer in den höchsten Ort unter der Gewitterwolke ein. Darum sollte man auf keinen Fall auf Hügel oder Berge klettern, da man selbst dann der höchste Punkt ist.
Beim Einschlag eines Blitzes fliessen für den Bruchteil einer Sekunde Strom von etwa 30'000 Ampère. Zum Vergleich: Bei einem Weidezaun sind es zehn Mili-Ampère. Die Luft rund um den Blitz wird kurz auf etwa 30'000 Grad Celsius erwärmt. Sie dehnt sich schlagartig aus. Dieser Stoss geht über Schallwellen weiter, was als Donner zu hören ist.
Aber was soll man machen, wenn jemand vom Blitz getroffen wird? Blitze sind nicht immer tödlich. Aber sie hinterlassen schwere Verbrennungen am Eintritts- und Austrittsort und Schäden im Innern des Körpers. Oft werden Nerven, Muskeln und Blutgefässe verletzt. Und: Ein Blitz kommt selten allein. Daher schnell sich selbst und die getroffene Person in Sicherheit bringen. Danach sollte man unbedingt mit der Ersten Hilfe beginnen. Zuerst den Notarzt anrufen und bei Bewusstlosen sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen. Angst, selbst verletzt zu werden, muss man nicht haben, denn der Strom entweicht sofort wieder aus dem Körper.