Ein spielerischer Vorstoss scheitert an Ideenlosigkeit
Quelle: PilatusToday
Für einen Aussenstehenden wirkt das ganze Affentheater um den Tisch herum wohl wie eine Lektion Kokosnüsse knacken in der Orang-Utan-Schule Borneo. Wie alle wild auf dem Handy herumtippen, bis endlich eine schweizgeschneiderte Insel aufpoppt. Wir wählen unsere Clans aus, die alle auswechselbar sind wie Monopolyfiguren. Der Mensch ist fixiert auf Farben und fix flirten wir mit unserer favorisierten Farbe.
Spielanleitung? Wer braucht das schon
Passieren tut noch nichts, wie
in der Politik halt üblich. Wer liest sich schon die Spielregeln durch? Gelesen
werden eigentlich nur noch Droh- und Liebesbriefe sowie PilatusToday-Artikel.
Erwischt! Zurück zum Spiel: Was lässt sich steuern? Sklavisch irren unsere Völker
umher, man kann seine Leute antippen, um sie zu motivieren. Das ist aber in
etwa so sinnvoll wie eine Hosentasche bei Babykleidern. Amüsanter ist die
Rekrutierung von anderen Stämmen, dafür kann man gelegentlich fremde Arbeiter
in das eigene Lager per Drag und Drop entführen. Das war's, End Credits.
Gähnen, Lächeln und Verwirrung
Ein Blick in die Runde, wie die ersten Reaktionen von den Gesichtern tropfen. Die ersten Kampfhymnen werden gedichtet: «Wie kann man eigentlich angreifen?» – andere glotzen und hämmern weiter auf den Bildschirm, stöhnen gelegentlich «hää?». Endlich die erste Abstimmung, «Soll die Insel CO2-neutral werden?», da boxen wir unsere eigenen Meinungen durch – wer von uns weiss schon, welchen politischen Clan man vertritt, Stichwort: Farben. Hat das etwas verändert am Spielgeschehen? Irgendwie nicht, irgendwie schon. Man kommt sich vor wie Schrödingers Katze – man weiss es nicht.
Spieltiefe fehlt
Später folgt ein Ereignis – Epidemie wegen Impfgegnern. Erschreckend aktuell, wenn man bedenkt, dass Avenir Suisse noch vor der Pandemie am Spiel getüftelt hat. Jahre verstreichen im Game, gefühlt auch im echten Leben und man kommt zum Schluss: «Democratia» ist in etwa so gehaltvoll wie ein Nutellaglas in der Hand eines Übergewichtigen.
Fazit: Politik noch nicht bei Gamern angekommen
«Democratia» lässt sich gut vergleichen mit einer Drachenfrucht. Von aussen hübsch und interessant, von innen fade und kurzweilig. Immerhin konnten wir lachen, wenn auch auf Kosten des Spiels. Vielleicht waren wir einfach die falsche Zielgruppe, da können (eine vage Theorie) sich Facebookmütter und Politikersöhne sich ein wenig mehr daran ergötzen.
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