Deepfake-Video

Mordopfer sucht scheinbar «selbst» seinen Mörder

· Online seit 23.05.2022, 16:04 Uhr
Fast 20 Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines niederländischen Jungen sucht das Opfer nun dank moderner Technik scheinbar selbst seinen Mörder. Die Polizei in den Niederlanden setzte erstmals die sogenannte Deepfake-Technik ein, um ein Verbrechen aufzuklären.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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Nach Angaben der Polizei wurde diese Technik erstmals für einen Zeugenaufruf eingesetzt. «Es ist eine Weltpremiere», sagte der Polizeiexperte Daan Annegarn. Deepfakes nennt man Videos, Bilder oder auch Audio-Dateien, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) produziert wurden. Stimme, Gesicht und Bewegungen einer Person erscheinen echt, sind es aber nicht.

Zeugen oder gar Täter sollen sich melden

Die Polizei produzierte das Video auf der Grundlage eines Fotos des getöteten Jungen. Man sieht den 13-jährigen Sedar auf einem Fussballplatz im Trainingsanzug. Er geht durch ein Ehrenspalier von Familie, Freunden, Lehrern und Trainern. «Er wollte Profifussballer werden», sagt seine Schwester Janet in dem Film. «Der Traum ist weg. Denn Sedar lebt nicht mehr.»

Um endlich die Wahrheit zu erfahren, sei er «speziell für diesen Film zum Leben erweckt worden». Und dann scheint der Junge gemeinsam mit seiner Schwester an die Zuschauer zu appellieren: «Weisst du mehr? Dann sprich jetzt.»

Video wurde gemeinsam mit Familie erstellt

Sedar war im Winter 2003 in Rotterdam erschossen worden. Jahrelang war die Polizei davon überzeugt, dass er von einem wütenden Autofahrer erschossen wurde, weil er mit seinen Freunden Schneebälle auf Autos geworfen hatte. Doch nun gehen Ermittler davon aus, dass er zufällig Opfer wurde, als ein Betrugsversuch von Kriminellen schief lief.

Das Video sei gemeinsam mit der Familie entwickelt worden, sagte der Polizei-Experte. «Wir sind davon überzeugt, dass es auch im kriminellen Umfeld Menschen berühren kann. Dass Zeugen und vielleicht der Täter sich melden werden.»

(sda/mhe)

veröffentlicht: 23. Mai 2022 16:04
aktualisiert: 23. Mai 2022 16:04
Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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